Duisburg. Kinder und Jugendliche lernen in den Ferien Deutsch und gleichzeitig Duisburg kennen. Was die jungen Menschen untereinander unterscheidet.

Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind mittlerweile auch in Duisburg zu spüren: Weit über 3000 Geflüchtete aus dem Krisengebiet hat die Stadt bisher aufgenommen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Sie sollen nach ihrer Ankunft möglichst bald eine Schule besuchen können – so der Plan der Duisburger Stadtverwaltung.

Um den jungen Geflüchteten den Einstieg zu erleichtern, werden momentan an vielen Schulen Willkommensklassen eingerichtet. Ein besonderes Angebot gibt es in diesen Tagen am Landfermann-Gymnasium: 14 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine beteiligen sich dort an den „Lernferien“ und entdecken dabei die schönen Seiten von Duisburg.

Geflüchtete aus der Ukraine erkunden die Innenstadt und den Duisburger Zoo

„Wir waren mit den Kindern schon in der Innenstadt, in der Stadtbücherei und im Zoo“, erzählt Louana Kuhlmann. Die Lehramtsstudentin begleitet die jungen Ukrainer auf ihrer Entdeckungsreise durch die Stadt. Höhepunkt war für viele Schülerinnen und Schüler der gemeinsame Zoobesuch: „Vor allem die Delfinshow hat es den Kindern angetan“, erinnert sich Louana Kuhlmann.

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Auch eine Hafenrundfahrt und ein Besuch im Museum Küppersmühle stehen auf dem Programm. Die „Lernferien“ sollen den jungen Ukrainern zudem Einblicke in die deutsche Sprache ermöglichen. „Wir haben zuerst versucht, den Kindern Personalpronomen und einige Verbformen beizubringen“, berichtet Ümmügülsüm Diker. Auch sie möchte Lehrerin werden und unterstützt neben ihrem Studium geflüchtete Kinder und Jugendliche beim Deutschlernen. „Wir hätten uns dafür aber noch ein oder zwei Wochen mehr Zeit gewünscht“, meint Ümmügülsüm.

Kommunikation funktioniert mit einer Mischung aus drei Sprachen

So läuft ein großer Teil der Kommunikation in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Ukrainisch ab. „Vor allem am ersten Tag hat man gemerkt, dass alle noch ein bisschen schüchtern waren“, erzählt Louana Kuhlmann mit Blick auf die Sprachbarrieren. „Wir haben dann aber herausgefunden, wer von den Kindern besonders gut übersetzen kann.“

14 Schüler aus der Ukraine nahmen an den „Lernferien“ in Duisburg teil.
14 Schüler aus der Ukraine nahmen an den „Lernferien“ in Duisburg teil. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

So können sich die Schülerinnen und Schüler untereinander helfen. Im Zweifel funktioniert die Verständigung auch mit Händen und Füßen. Auch nach Ende der „Lernferien“ möchten die Lehramtsstudentinnen mit den ukrainischen Schülern in Kontakt bleiben. „Sie sollen uns auch weiterhin erreichen können, wenn sie Fragen haben“, meint Louana Kuhlmann. Dazu haben die beiden Studentinnen bereits eine Chatgruppe erstellt, mit der sie für die jungen Geflüchteten auch in Zukunft erreichbar sind.

Große Unterschiede bei der Versorgungslage

Christof Haering ist Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums. Gemeinsam mit seinem Kollegium hat er die „Lernferien“ für die ukrainischen Schüler auf die Beine gestellt. „Es sind einige Schülerinnen aus dem Westen der Ukraine dabei, die mit ihrer ganzen Familie geflohen sind“, so Haering. Doch auch Jugendliche aus der umkämpften Stadt Luhansk in der Ostukraine seien unter den Geflüchteten.

Nicht nur die Herkunft der jungen Menschen unterscheidet sich, auch bei der Versorgungslage nimmt Haering große Abweichungen wahr: „Die Familien sind materiell sehr unterschiedlich ausgestattet.“

Einige konnten sich mehrere Tage auf die Flucht vorbereiten und haben schon nach kurzer Zeit eine Unterkunft in Duisburg gefunden. „Eine andere Familie kam nur mit ihrer Katze und sonst nichts hierher“, berichtet Haering. Entsprechend seien auch die Lebenssituationen der Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedlich. Mit den „Lernferien“ kann das Landfermann-Gymnasium aber einen Teil dazu beitragen, den neuen Schülern das Ankommen in Duisburg zu erleichtern.

>>Das sind die „Lernferien“

  • Die „Lernferien“ finden am Landfermann-Gymnasium bereits zum wiederholten Mal statt. Das Projekt bietet Schülerinnen und Schülern die Chance, versäumten Stoff in den Hauptfächern nachzuholen.
  • Dabei werden sie von erfahrenen Lehramtsstudenten und Mitarbeitern der Betreuung unterstützt.
  • Die jungen Geflüchteten aus der Ukraine werden im Rahmen der „Lernferien“ in einer speziellen Willkommensklasse unterrichtet. Dort können sie üben, sich auf Deutsch zu verständigen und das Alltagsleben in Duisburg kennenlernen.