Duisburg. Das Staatsschauspiel Dresden eröffnet das Theatertreffen der Duisburger Akzente mit Thomas Manns Klassiker „Der Zauberberg“.

Was hätte wohl der Nobelpreisträger Thomas Mann zu Texten von Sibylle Berg gesagt? Zur Eröffnung des renommierten Theatertreffens der Duisburger Akzente versuchte sich das Ensemble des Staatsschauspiels Dresden am Klassiker „Der Zauberberg“.

Unter dem Titel „Eine Visite. Nach dem Roman von Thomas Mann“ folgt die Spielfassung von Stephan Bachmann und Carmen Wolfram der Inszenierung von Regisseurin Daniela Löffner. Dabei prallen nicht nur wegen der Texte der gerne provokanten Autorin Sibylle Berg zwei kulturelle Welten aufeinander.

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So wird ein Stahlgerüst mit Treppen zur modernen Bühne des Zauberbergs. Doch zunächst müssen mit Getöse Fässer von der Treppe und von der Bühne geholt werden. Wohin die Inszenierung mit den Fässern will, wird dabei aber nicht ganz klar.

Die Reise und der legendäre mehrjährige Aufenthalt des Patriziersohnes Hans Castorp (lässig und in Jeans: Philipp Grimm) im Sanatorium wird zum experimentellen Schauspielstoff des 1924 erschienenen Romans von Thomas Mann, der den Untergang der bürgerlichen Welt vor dem Ersten Weltkrieg thematisiert. Ansonsten erlebten die zahlreichen Besucher mit dieser gewagten Inszenierung einen würdigen Auftakt des Akzente-Theatertreffens.

OB Sören Link eröffnete die Duisburger Akzente im Theater Duisburg.
OB Sören Link eröffnete die Duisburger Akzente im Theater Duisburg. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Zuvor hatte Oberbürgermeister Sören Link die Eröffnungsrede für die Duisburger Akzente gehalten und die Besucher nach der Vorstellung zu einem Glas Sekt vor dem Theater eingeladen. So freut sich Link nach mehreren Jahren Akzente-Pause auf ein Festival mit großem Repertoire auf hohem Niveau.

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Inspiriert wurde Thomas Mann zu diesem Roman, der zu den Klassikern der literarischen Moderne gehört, von einem Aufenthalt seiner Frau im Sanatorium des schweizerischen Luxus-Dorfes Davos. Dem Hamburger Kaufmannssohn Castorp begegnen in seiner fiktiven Klinik ungewöhnliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Weltanschauungen.

Dem Duisburger Publikum gefiel der Auftakt der Akzente.
Dem Duisburger Publikum gefiel der Auftakt der Akzente. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Darunter Ludovico Settembrini (Matthias Reichwald), Sohn eines italienischen Freiheitskämpfers und sprachgewandter Romancier, Dr. Leo Naphta (Raiko Küster) und Madame Chauchat (Kriemhild Hamann). Den begüterten Kurgästen in den Bergen, die sich ganz auf ihre Krankheiten konzentrieren können, wird die Lebenswirklichkeit der Talbewohner gegenüber gestellt.

Ideenreiche Aufführung und origineller Zauberberg

Eigentlich kam Hans Castorp ins Gebirge, um seinen Vetter Joachim (Simon Werdelis) in der Kur zu besuchen. Doch aus den geplanten drei Wochen wurden sieben Jahre. So die Geschichte des Schriftstellers. Doch wie macht man aus Thomas Manns Welt-Bestseller ein Theaterstück?

Der Regie ist aller Zweifel zum Trotz dann doch ein sehr freier und origineller Zauberberg und eine ideenreiche und trotz gewisser Längen sehenswerte Aufführung gelungen. Ein schauriges Spiel um Krankheit und Tod, das mit seinen kunstvollen und gewaltigen Husten-Arien für die grausame Wirklichkeit in diesem Sanatorium steht, die aber nicht ohne Witz ist („Da hat er gestern wieder fünf Flaschen Sauerstoff geleert, der alte Schlemmer“).

Doch die Stahltreppe mit ihren Fässern wird für die meisten Patienten hier zum finsteren Grab. Politik und Philosophie wurden gerade noch heftig diskutiert. Doch gewonnen hat letztlich die Verzweiflung. Dem Schauspiel Dresden ist großes Theater gelungen, für das sich das Duisburger Publikum zum Akzente-Auftakt begeistert bedankte.

>>WEITERE TERMINE

  • Weitere Termine finden anlässlich des Akzente-Theatertreffens im Theater statt. So sind dies am 14. März und am 24. März „Im Kreis der Sterne“ von Bashar Al Murabea um 19.30 Uhr im Opernfoyer; am 16. März „Event“ von John Clancy um 19.30 Uhr im Foyer III und am 18. März um 19.30 Uhr „Hinter den Wölfen“ von Dirk Schäfer im Großen Haus des Theaters.
  • „Der Tod und ein Mädchen“ am 19. März um 19.30 Uhr von Dirk Schäfer, „Mario und der Zauberer“ am 23. März mit der Bühne Cipolla und Sebastian Kautz um 19.30 Uhr im Foyer III des Theaters.
  • „Vier Männer im Nebel“ von Tim Firth am 30. März um 19.30 Uhr im Foyer III und am 31. März um 19.30 Uhr vom Thalia Theater Hamburg „Der Geizige“ von Leander Haußmann mit Jens Harzer im Großen Haus.
  • Am 2. Mai um 19.30 Uhr: „Medea“ vom Schauspiel Frankfurt mit Constanze Becker. Infos und Karten unter www.theater-duisburg.de