Duisburg-Wanheimerort. Der Aufzug im S-Bahnhof Schlenk ist nach 18 Jahren fertig. Warum hat es so lange gedauert? Wie die Bahn versucht, die Wartezeit zu begründen.
Der Aufzug im Duisburger S-Bahnhof Schlenk ist fertig – 18 Jahre nach dem ersten Antrag der CDU-Wanheimerort. Aber immer noch kann niemand den Lift nutzen.
Der Aufzug bleibt vorläufig versperrt. Er muss erst noch vom TÜV abgenommen werden und soll nach Auskunft der Deutschen Bahn Ende März in Betrieb gehen. Damit findet eine unendliche Geschichte ein Happy-End. Nutzer der S-Bahn können dann endlich beispielsweise das MSV-Stadion barrierefrei erreichen.
Schneider: „Wird ja auch Zeit. Der Aufzug ist schließlich mittlerweile volljährig“
Joachim Schneider, Vorsitzender der CDU Hochfeld/Wanheimerort, freut sich, dass es endlich so weit ist. Dabei kann er sich eine gewisse Ironie nicht verkneifen. „Wird ja auch Zeit. Der Aufzug ist schließlich mittlerweile volljährig.“ Schneider nimmt Bezug auf das Jahr 2004. Damals hat die CDU-Wanheimerort zum ersten Mal einen Aufzug für den S-Bahnhof beantragt.
„Das war im Vorfeld der World Games 2005. In diesem Zuge sollten Duisburger Bahnhöfe barrierefrei werden“, erinnert sich Schneider. Doch der Bahnhof Schlenk ging leer auf, obwohl der Bahnsteig nur über eine ziemlich lange Treppe zu erreichen ist – für gehbehinderte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen ein unüberwindbares Hindernis.
Die Zeitrechnung der Deutschen Bahn ist eine andere
„Wir haben immer wieder nachgehakt“, so Schneider. Doch auch 2009 verfehlte der Bahnhof die Aufnahme in den Regionalplan, der die Finanzierung des Aufzugs ermöglicht hätte. Andere Duisburger Bahnhöfe wurden in der Folgezeit früher mit Aufzügen versorgt, etwa die Stationen in Buchholz oder in Großenbaum. Diese Bahnhöfe sind nach Auskunft der Bahn stärker frequentiert.
Warum hat es 18 Jahre gedauert, bis ein Aufzug in Betrieb geht? Diese Frage geht an die Deutsche Bahn. Für den Konzern beginnt die Zeitrechnung im Jahr 2013. „Für uns fängt jedes Projekt mit der gesicherten Finanzierung an. Dann starten wir mit der Planung“, sagt ein Bahnsprecher. Nach dieser Rechnung sind es auch noch neun Jahre bis zur Realisierung des Aufzugs. „Es ging tatsächlich nicht besonders schnell“, räumt der Bahnsprecher ein. Von der Planung bis zur Baugenehmigung habe es in Wanheimerort länger als üblich gedauert. „Es ist immer schwierig, im Bestand zu bauen“, so der Sprecher. Woran genau es gelegen hat, kann er nicht sagen. Doch er versichert: „Wir können auch schneller.“
Sperrpausen ohne Züge haben nicht ausgereicht
Seit Sommer 2020 wird der S-Bahnhof nun im Rahmen der Modernisierungsoffensive 2 barrierefrei umgebaut. Seitdem hat die Deutsche Bahn den Bahnsteig verlängert und die Treppenanlage umgebaut.
Eigentlich sollte auch der Aufzug bereits in Betrieb sein. Zu den Verzögerungen nach dem Baubeginn sagt die Bahn: „Für den Bau des Aufzugs sind sogenannte Sperrpausen nötig, in denen keine Züge fahren. Leider konnten in der vergangenen Sperrpause nicht alle Arbeiten abgeschlossen werden.“
Die Wände neben dem Aufzug sind beschmiert
Das es jetzt doch noch einige Wochen länger dauert, bis der Aufzug fährt, nimmt Joachim Schneider mit Fassung. Doch: „Dass das Ganze fast 18 Jahre lang gedauert hat, entbehrt jeden Kommentars“, sagt er.
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Insgesamt investieren das Land, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und die DB über zwei Millionen Euro in den Bahnhof. Der Aufzug allein ist mit 670.000 Euro veranschlagt.
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Bevor die ersten Fahrgäste in den Aufzug steigen dürfen, sind die Wände neben dem neuen Lift bereits beschmiert. Die Schmierereien sollen „zeitnah“ entfernt werden, so der Bahnsprecher: „Allein 2021 haben wir 3,6 Millionen Euro in die Beseitigung von Vandalismus- und Graffitischäden an den Bahnhöfen in NRW investiert – Geld, das wir lieber für unsere Kunden einsetzen würden.“
>>> Ein Bahnhof im Zebra-Look
● Der Bahnhof Schlenk zeigt sich seit August im Zebra-Look. MSV-Motive führen Fahrgäste durch Treppenhaus und Tunnelgang. Die Graffiti-Kunst sollte eigentlich Schmierereien verhindern. Das hat leider nicht funktioniert.
● Fans eines MSV-Rivalen haben die Kunstwerke im Dezember letzten Jahres beschmiert.