Duisburg. Alles hat sie mitgemacht, aber jetzt reicht es einer Duisburger Mutter und Ärztin: In einem Brief an Politiker übt sie harte Kritik.
„Wir müssen laut mit schreien, um den Grundschulen, den Lehrern und Kindern Gehör zu verschaffen“, sagt die Duisburgerin Claudia Kombert. Sie ist Mutter zweier Kinder – und Ärztin. Auch ihr Mann arbeitet im medizinischen Bereich und bislang hat die Familie alles mitgetragen, was das Schulministerium während der Pandemie ihnen und allen Eltern auferlegt hatte.
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Aber nach der neuerlichen Änderung der Teststrategie seitens des Schulministeriums ist bei Kombert der Geduldsfaden gerissen. „Wir können die Schulen nicht allein lassen. Die Tests sind medizinisch unsinnig und die armen Schulen müssen das auch noch kommunizieren.“ Der Beweis für ihre Einschätzung sei prompt erfolgt, berichtet die Ärztin: Der Pooltest am Montag sei positiv gewesen, aber alle Schnelltests am Dienstag negativ.
Ärztin schreibt alle Duisburger Landtagsabgeordneten an
Kombert schrieb die Duisburger Landtagsabgeordneten an. „Wie kann es sinnhaft sein, einen hochsensitiven PCR-Pooltest mit einem weniger sensitiven Antigen-Schnelltest verifizieren zu wollen? Umgekehrt würde es Sinn ergeben oder nur Schnelltests ebenfalls“, heißt es in ihrem Brief. Die Mutter beklagt eine mangelhafte Priorisierung der Kinder und fordert das Schulministerium auf, die aktuelle Test-Strategie „schnellstmöglich an sinnhafte medizinische Erkenntnisse anzupassen“. Dazu zähle auch das Konzept an weiterführenden Schulen, wo die Schülerschar dreimal wöchentlich mit Schnelltests durchgetestet wird.
Sarah Philipp und Rainer Bischoff von der SPD reagierten prompt und verständnisvoll, den Ärger könnten sie „nachvollziehen“. Deshalb hatte die Oppositionspartei im Landtag am Freitag auch eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt. Mit mäßigem Erfolg, Schulministerin Yvonne Gebauer bedauerte hier die kurzfristige Kommunikation, den Unmut habe sie angesichts der Dynamik jedoch in Kauf nehmen müssen.
Frühbetreuung findet wegen Corona draußen statt
Unmut bedeutet in der schulischen Praxis konkret das: In der letzten Woche fand die Frühbetreuung von Tochter Sophia auf dem Schulhof der Astrid-Lindgren-Schule statt, um zu verhindern, dass Klassen drinnen ungetestet vermischt werden.
Die Eltern müssen pünktlich in Praxis und Krankenhaus sein, die Achtjährige hielt sich also im Morgengrauen bei vier Grad und Regen mit Sportspielen warm. „Ich hab schon darüber nachgedacht, ob ich der Schule ein Partyzelt kaufe, damit sich die Kinder wenigstens unterstellen können“, sagt Kombert fassungslos, es wäre bei dem Sturm wohl weggeflogen. Inzwischen würden Lehrerinnen und Lehrer früher kommen, um die Betreuung in den jeweiligen Klassen zu übernehmen.