Duisburg. 15 ehrenamtliche Notfallseelsorger sind in der Salvatorkirche in Duisburg in einem Gottesdienst beauftragt worden. Was zum Dienst motiviert.

Viele dicke lila Einsatzjacken mit Reflexstreifen, Namensschildern und dem Rückenaufdruck „Notfallseelsorge“ dominieren am Freitagabend das Bild in der Duisburger Salvatorkirche. Der Grund dafür ist aber zum Glück keine Großschadenslage, sondern ein erfreuliches Ereignis.

15 ehrenamtliche Notfallseelsorger haben in diesem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen. Sie wurden in einem feierlichen Gottesdienst in ihr künftiges Wirken bei der ökumenischen Notfallseelsorge eingeführt. Gemeinsam angeboten und finanziert haben ihren Ausbildungskurs die katholischen Dekanate von Duisburg und Wesel und die evangelischen Kirchenkreise von Duisburg, Moers und Wesel.

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Wegen Corona dauerte die Ausbildung zwei Jahre

Die elf Frauen und vier Männer hatten im September 2019 nach einer gründlichen Vorauswahl den 160-Stunden Kurs begonnen. Nicht jeder, der sich freiwillig meldet, ist auch für den anspruchsvollen Dienst geeignet. Statt wie geplant nach einem Jahr, brauchten die Kursteilnehmer zwei Jahre, um ihre Ausbildung abzuschließen. Schuld daran war die Pandemie, die die Zahl persönlicher Treffen verringerte.

„Man muss aber ausreichend Gelegenheit haben, zum Beispiel die Gesprächsführung in Rollenspielen gemeinsam einzuüben. Diese Interaktion kann man nicht in Videokonferenzen herstellen“, erklärt der erfahrene Notfallseelsorger Klaus Andrees, der einer der Ausbilder im Kurs war.

Nun sind die Neuen im Team über Großschadenslagen, häusliche Einsätze, Trauma und Krise, Suizide und Kindstod unterrichtet, haben ihre Praktika absolviert und bekommen im Gottesdienst ihr Zertifikat überreicht, mit dem sie überall in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ihren Dienst verrichten dürfen.

Ehrenamtlichen Kräfte sind die Zukunft der Notfallseelsorge

Ihre offizielle Beauftragung erteilen ihnen Kreisdechant Stefan Sühling und Superintendent Wolfram Syben aus Wesel sowie Superintendent Christoph Urban und Stadtdechant Roland Winkelmann aus Duisburg gemeinsam. In den hohen Kirchenbänken der Salvatorkirche sitzen viele Angehörige der frischgebackenen Ersthelfer für die Seele. Aber auch das Team der Feuerwehr für die psycho-soziale Unterstützung (PSU), das demnächst den Fahrdienst für die Notfallseelsorger in Einsatz übernehmen wird, ist gekommen.

Wie eine persönliche Motivation zum Einsatz in der Notfallseelsorge aussehen kann, erzählt Annika Münker nach dem Gottesdienst. „Ich habe einmal im familiären Umkreis erste Hilfe bei einem medizinischen Notfall leisten müssen, und derjenige ist trotzdem gestorben. Nicht mal der Notarzt hat mir gesagt, ob ich alles richtig gemacht habe, ich stand da ganz allein. Damals hätte ich wirklich dringend jemanden gebrauchen können, der mir Beistand leistet. Das möchte ich jetzt gerne für andere tun,“ sagt sie.

Annika Münker ist hauptberuflich Jugendbeauftragte in einem katholischen Pastoralteam und kann sich daher sicher sein, dass ihre kirchliche Arbeitgeberin Verständnis für ihr ehrenamtliches Engagement aufbringt. „Die ehrenamtlichen Kräfte sind die Zukunft der Notfallseelsorge, nur mit den Hauptamtlichen könnte man dem Bedarf auf längere Sicht unmöglich gerecht werden“, sagte Diakon Stephan Koch, der Beauftragte des Bistums Essen für Notfallseelsorge ist und sich auch in Duisburg engagiert.

>>> HILFE OHNE ANSEHEN DER RELIGION

  • Die Notfallseelsorger müssen zwar selber einer christlichen Kirche angehören, da sie offiziell von der Evangelischen-, Katholischen- und der Freikirche beauftragt werden. Aber ihren Dienst tun sie ohne Ansehen der Religion.
  • Pfarrer Stephan Blank sagte dazu im Einführungsgottesdienst: „Sie helfen allen unterschiedslos, ganz gleich welcher Religion oder Konfession jemand angehört.“