Duisburg. Mit einem lebensbedrohlichen Herzfehler wurde ein Baby in die Kinderherzklinik in Duisburg eingeliefert. So retteten die Spezialisten sein Leben.

Mahmood Elmahdauui hat Tränen in den Augen, als er beim Abschied aus dem Herzzentrum Duisburg (HZD) seinen Sohn Amine im Arm hält. Dass die Meidericher Kinderherz-Spezialisten den sechs Monate alten Jungen aus Marokko retten konnten, gleicht einem kleinen Wunder. Ermöglicht wurde die Behandlung durch die marokkanische Hilfsorganisation „Tuisa hilft“, die Spendengelder in Höhe von rund 75.000 Euro für die Operation, Flug, Unterkunft und Nachbehandlung übernahm.

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Amine kam mit einer Transposition der großen Arterien (TGA) zur Welt. Bei diesem lebensbedrohlichen angeborenen Herzfehler sind die beiden großen Gefäße, die das Herz verlassen, die Lungenschlagader (Pulmonalis) und die Körperschlagader (Aorta) vertauscht. Verbrauchtes, sauerstoffarmes Blut aus dem Körper wird deshalb von der rechten Hauptkammer nicht zur Sauerstoffanreicherung in die Lunge, sondern wieder in den Körper gepumpt.

Schwere Fehlbildung des Herzens wurde erst nach zwei Monaten diagnostiziert

Der Herzfehler fällt hierzulande oft bereits bei Ultraschall-Untersuchungen während der Schwangerschaft auf. Schon die Geburt kann dann an einer Kinderherzklinik stattfinden, wo die Kinder schnell operiert werden können. Bei Amine, der im Juni in seiner Heimat Marokko bereits mit Atemproblemen zur Welt kam, diagnostizierte ein Kardiologe erst nach zwei Monaten die schwere Fehlbildung, andere Ärzte hatten keine Ursache dafür gefunden, dass der Junge immer wieder blau anlief.

Dr. Gleb Tarusinov ist Chefarzt der Klinik für Kinderkardiologie im Herzzentrum in Duisburg-Meiderich.
Dr. Gleb Tarusinov ist Chefarzt der Klinik für Kinderkardiologie im Herzzentrum in Duisburg-Meiderich. © EVKLN | EVKLN

Das war eine Folge des lebensbedrohlichen Sauerstoff-Mangels. Bei gesunden Menschen beträgt die Sauerstoff-Sättigung zwischen 95 und 100 Prozent. „Als Amine zu uns kam, lag die Sauerstoffsättigung bei 60 Prozent. Eine normale kindliche Entwicklung war nicht möglich. Mit seinen sechs Monaten wog er nur knapp über drei Kilo, genauso wie nach der Geburt. Bei Ankunft im Herzzentrum sank die Sauerstoffsättigung weiter auf lebensgefährliche 40-er Werte, so dass eine notfallmäßige Herzkatheter-Untersuchung erfolgen musste“, erläutert Dr. Gleb Tarusinov, Chefarzt der Klinik für Kinderkardiologie.

Fünfstündige Operation verlief ohne Komplikationen

Anschließend wurde Amine von Dr. Michael Scheid, Chefarzt Sektion Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler, erfolgreich und ohne Komplikationen operiert. Bei der fünfstündigen Operation werden die Adern und die mit der Aorta verbundenen Herzkranzgefäße umgetauscht. Zusätzlich werden Trennwanddefekte zwischen den Herzkammern behoben.

Dr. Michael Scheid ist Chefarzt der Sektion Kinderherzchirurgie am Herzzentrum in Duisburg-Meiderich.
Dr. Michael Scheid ist Chefarzt der Sektion Kinderherzchirurgie am Herzzentrum in Duisburg-Meiderich. © EVKLN | EVKLN

„Amine hat die Operation sehr gut überstanden und sich sehr gut entwickelt. Er hat bei uns fast ein Kilo zugenommen. Das ist viel nach solch einem Eingriff“, erklärt der Chefarzt. Bis Mitte Februar werden Amine und sein Vater noch in Duisburg bleiben und in dieser Zeit Untersuchungen im HZD wahrnehmen. Dann geht es zurück nach Marokko, wo Amines Mutter bislang nur über Fotos und Videos nachverfolgen konnte, wie es ihrem Baby von Tag zu Tag, besser geht.

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  • Eine Operation von Amine wäre auch in Marokko möglich gewesen, aber die Versorgung nach der OP konnte dort nicht gewährleistet werden. Deshalb organisierte „Tuisa hilft“ den Transport und die überlebenswichtige Behandlung in Duisburg.
  • Die Hilfsorganisation, die schon mehrfach mit dem Herzzentrum zusammengearbeitet hat, organisierte die Spendenaktion, Nachweise für die Visa und die Reise, die zunächst in die Uniklinik Frankfurt führte. Von dort wurde der Junge ins HZD verlegt. Ein Dolmetscher und ein arabischsprachiger Arzt im Herzzentrum halfen bei der Verständigung mit Mahmood Elmahdauui, dem Vater.
  • Regelmäßig werden in der Meidericher Klinik Kinder aus dem Ausland operiert. „Uns ist wichtig, dass es nicht nur eine Klinik ist, sondern das auch Menschen dahinterstehen. Dass wir mit Menschen arbeiten, die auch das Herz am rechten Fleck haben“, erklärt Karima Elbokriui, Vorstandsvorsitzende von „Tuisa hilft“.