Duisburg. Vier Experten beschäftigen sich in einer neuen Stabsstelle der Stadt Duisburg mit dem Klimaschutz. Diese Punkte wollen sie jetzt umsetzen.

Auch Duisburg will beim Thema Klimaschutz vorankommen und zu einer klimafreundlichen Industriestadt werden. Dazu hat die Stadt im Sommer 2021 die Stabsstelle Klimaschutz ins Leben gerufen. Sie basiert auf dem 2017 beschlossenen Klimaschutzkonzept der Stadt Duisburg.

Die Arbeit von Melissa Metzner, Sarah Sticksel, Thomas Schmidt und Stabsstellenleiter Karl-Heinz Frings konzentriert sich auf verschiedene Handlungsfeldern wie Mobilität, Industrie und Stadtentwicklung. Gemeinsam wollen sie Ansprechpartner für Verwaltung, Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger in Duisburg sein und sie ermuntern, CO2 einzusparen.

Das sind die Duisburger Klimaschutzmanager

Die Klimaschutzmanager sehen sich als Projektbeauftragte für Programme, die auf dem Klimaschutzkonzept aufbauen. In den ersten elf Monaten sei es im Team vor allem um gegenseitige Vernetzung gegangen. „Wir haben den Kontakt zum Klimamanagement anderer Kommunen gesucht und uns in den Abteilungen der Stadtverwaltung vorgestellt. Es ist in erster Linie wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen wissen, dass es uns gibt“, berichtet Metzner.

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Noch gibt es das Studienfach Klimaschutz an sehr wenigen Hochschulen, doch Metzner, Sticksel und Schmidt sind alles andere als fachfremd: „Meine Bachelor-Arbeit habe ich über soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen geschrieben, im Master habe ich mich dann in Richtung Klimaschutz und Unternehmen orientiert, bis ich gemerkt habe, dass es das ist, was ich machen will“, sagt Metzner. Sticksel absolvierte ihren Master in Geografie und fokussierte sich auf Stadt- und Landschaftsökologie. Sie arbeitete zuletzt am Lehrstuhl der Uni Bochum. Thomas Schmidt studierte naturwissenschaftliche Fächer und hat seinen Master mit den Schwerpunkten Umweltsysteme und Nachhaltigkeit gemacht.

Karl-Heinz Frings war früher beim Immobilienmanagement Duisburg (IMD) tätig und arbeitete dort als Leiter des Energiemanagements, lange bevor die Stabsstelle gegründet wurde. „In der alten Stabsstelle liefen alle Projekte zusammen, die etwas mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun haben: Die Earth Hour, das Stadtradeln, der European Energy Award“, erklärt er.

Engerer Kontakt zum Immobilienmanagement

Es sei von Bedeutung, dass in Duisburg nachhaltig geplant werde, unterstreicht Frings. „Das geht nicht von heute auf morgen, aber das Thema Klimaschutz ist nicht nur ein politisches. Es ist in den Köpfen der Menschen drin und wir versuchen, es noch zu verstärken“, sagt er.

Das Team arbeite derzeit an einer Checkliste für klimaneutrale Vorhaben der Verwaltung in allen Bereichen. Ein Vetorecht bei Planungen besitze die Stabsstelle nicht. „Die Kolleginnen und Kollegen kommen in vielen Fällen allerdings von sich aus auf uns zu. Wir treffen uns beispielsweise regelmäßig mit dem Immobilienmanagement Duisburg, das für die städtischen Gebäude zuständig ist. Da können wir Einfluss auf Projekte nehmen. Das klappt insgesamt ganz gut, die Leute sind uns sehr aufgeschlossen gegenüber“, sagt Frings.

Sanierungen sind notwendig und brauchen Zeit

„Es ist aber nicht so, dass alle Felder gleich schnell umgesetzt werden können. Umbaumaßnahmen und Sanierungen, die zum Energiesparen notwendig sind, brauchen ihre Zeit“, sagt Sticksel und nennt als Beispiel Photovoltaikanlagen auf Dächern. „Das sind Prozesse, die wir gemeinsam mit den Beteiligten erst anstoßen müssen, was wir aber bereits begonnen haben.“

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Die Einbindung der Duisburgerinnen und Duisburger sei dafür umso leichter von der Hand gegangen. „Wir bieten unter anderem Pflanzpatenschaften an, bei denen die Menschen gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bäume pflanzen können und zwar genau dort, wo die Dürre der vergangenen Sommer besonders extrem war“, so Sticksel. Natürlich könnten diese Projekte den Klimawandel nicht aufhalten. „Aber wir machen auf die Thematik aufmerksam und zeigen, dass sich jeder am Klimaschutz beteiligen kann.“

Klimamanager richten Blick auch gezielt auf Stadtteile

In einem Bürgerportal wollen die Klimamanager Ideen, Fragen und Anregungen sammeln. Dazu wollen sie auch „grüne Bänke“ vor dem Stadttheater aufstellen lassen, um gemeinsam zu diskutieren. „Unser Gedanke ist, ein präsenter Ansprechpartner zu sein“, sagt Metzner. „Die Leute identifizieren sich oftmals eher als Bürger ihres Stadtteils als Bürger Duisburgs“, führt sie fort. In Friemersheim etwa sei deswegen ein „Klima-Quartierstisch“ gegründet worden, ein runder Tisch mit Akteuren aus Vereinen und Institutionen vor Ort, die gemeinsam lokale Klimaschutzprojekte entwickeln.

„Der Klimawandel ist eine Herausforderung für uns als globale Gesellschaft, aber auch als Stadtgesellschaft. Denn wir verursachen den Klimawandel gemeinsam und arbeiten gemeinsam daran, ihn abzumildern“, sagt Schmidt. Viele Ursachen hingen mit dem Konsum zusammen. „Jede einzelne Entscheidung hat dabei Einfluss auf den Klimawandel. Es gibt nicht den einen großen Schritt oder die eine Technologie.“

Finanznot Duisburgs spielt eine Rolle

Die Finanznot Duisburgs wirke sich auch auf die Arbeit der Klimaschutzbeauftragten aus, sagt Frings. „Wir haben ein Budget für zwei Jahre. Dieses ist allerdings darauf ausgelegt, neue Fördergelder zu generieren.“

Doch in einer Industriestadt wie Duisburg müssen auch Unternehmen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Auch hier sind Frings, Metzner, Schmidt und Sticksel Ansprechpartner. Dazu tauschten sie sich mit Interessengruppen wie „Duisburg Business and Innovation“, der städtischen Gesellschaft zur Wirtschaftsförderung, aus.

Status als Industriestadt nicht verändern

„Klimaschutz ist kein Trendthema mehr: Die Unternehmen wissen, dass sie selbst etwas tun müssen“, sagt Sticksel. „Es ist nicht sinnvoll, die Unternehmen durch Vorschriften aus der Stadt zu drängen, da die Emissionen sonst bloß an einem anderen Ort ausgestoßen werden. Deshalb müssen wir auch über die Stadtgrenze hinaus denken “, gibt sie zu bedenken. „Wir wollen den Status Duisburgs als Industriestadt nicht verändern, aber Netzwerke und Beratungsangebote schaffen“, sagt Metzner. Statt das Stadtbild und die Identität Duisburgs anzuprangern, wolle man auf klimafreundliche Innovation und Technologien bauen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, der Stadt Düsseldorf und der Universität Duisburg-Essen, arbeite man an einem innovativen Ansatz der Geothermie, um Wärme aus der Erde zu gewinnen, statt nach klimaschädlichem Erdgas zu bohren, so Frings.

Die Stabsstelle blicke nicht nur auf den Klimaschutz an sich, sondern auch die Anpassung an den Klimawandel. „Das sind zwei verschiedene Dinge, die aber zusammengehören. Einerseits lässt sich der Klimaschutz nicht mehr gänzlich aufhalten und andererseits können wir uns irgendwann ohne Klimaschutz nicht mehr anpassen“, sagt Sticksel.“, sagt Sticksel.

>>Die neun Handlungsfelder der Klimamanager

  • Die insgesamt neun Handlungsfelder der Klimamanager erstrecken sich über dieIndustrie und Wirtschaft, Mobilität, Logistik und klimagerechte Stadtentwicklung und alles rund um das Thema Energie.
  • Sie befassen sich darüber hinaus mit nachhaltiger Beschaffung innerhalb einer Kommune, Sharing Economy (zum gemeinschaftlichen Teilen von Gütern und Dienstleistungen), Gender und Vielfalt.
  • Nicht zuletzt sind sie verantwortlich für übergreifende Maßnahmen, die mehrere Handlungsfelder umfassen, wie Öffentlichkeitsarbeit und Bildung.