Duisburg. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie liegen vor. Wie es mit der Reaktivierung der Walsumbahn durch den Duisburger Norden jetzt weitergehen soll.
Die erste Hürde für die Walsumbahn ist genommen. Die Machbarkeitsstudie steht kurz vor dem Abschluss. Und wie bereits jetzt bekannt wurde, kommen die beteiligten Verkehrsplaner zu einem klaren Ergebnis: Die Reaktivierung der 1983 für den Personenverkehr stillgelegten Zugstrecke ist demnach sowohl baulich als auch finanziell realisierbar.
Das geht aus einer Präsentation hervor, die jetzt vor den Gremien des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) gehalten wurde, und die auch der Redaktion vorliegt. Darin sind die bisherigen Erkenntnisse gebündelt – zum möglichen Anschluss der Walsumbahn an das bestehende Liniennetz des VRR, zu Kosten und Nutzen des Vorhabens und zur möglichen Lage der Haltepunkte.
Reaktivierung der Walsumbahn: „Das Ergebnis ist eindeutig“
Der VRR hatte die Machbarkeitsstudie im Sommer 2020 in Auftrag gegeben und wird voraussichtlich Anfang 2022 über das weitere Vorgehen beraten. „Die nächsten Sitzungen finden im Februar statt. Sofern die fertige Studie dann da ist, können wir entscheiden“, sagt der Duisburger Ratsherr Frank Heidenreich (CDU), der im VRR mehrere Ämter innehat. Wie die Entscheidung dann ausfällt, ist für ihn gar keine Frage: „Das Ergebnis ist eindeutig: Die Walsumbahn bringt nur Vorteile.“
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Behält Heidenreich recht, würden dann die sogenannten Leistungsphasen 1 und 2 eingeleitet. Diese enthalten unter anderem eine genaue Kostenprognose für den Bau der Infrastruktur – Kosten, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie lediglich geschätzt wurden.
Auch erste Entwürfe im Rahmen der Vorplanung sind in den Leistungsphasen 1 und 2 vorgesehen. Hierbei würde die Deutsche Bahn in das Projekt einsteigen. Dem Konzern gehört das bundesweite Schienennetz samt aller Bahnhöfe und Haltepunkte, sodass die Durchführung der nötigen Baumaßnahmen in seine Zuständigkeit fiele.
2026 wieder Personenverkehr in Hamborn und Walsum?
Verkehrsexperte Heidenreich sieht hier noch Arbeit auf die Politik zukommen, insbesondere auf Bundesebene: „Die Zusammenarbeit mit der Bahn gestaltet sich in diesem Bereich erfahrungsgemäß etwas schwierig.“
Der Grund sei nicht finanzieller Natur – die DB müsse nichts selber bezahlen, sondern erhalte das Geld vom VRR. Doch fehle es der Bahn an Personal für solche Vorhaben: „Das Unternehmen hat nicht genug Planer und Projektsteuerer“, erklärt Heidenreich.
Doch der Neumühler, der die Walsumbahn als ein „Herzensprojekt“ bezeichnet, gibt sich betont zuversichtlich. Im besten Fall könnten im Jahr 2026 wieder Personenzüge die Strecke nutzen. Zu Beginn des Projektes hatte Heidenreich zwar auf 2025 spekuliert, aber: „Vor allem wegen der Corona-Pandemie hat die Machbarkeitsstudie länger gedauert, als ursprünglich gedacht. Das hat uns ungefähr ein Jahr gekostet.“
Wie berichtet, plant der VRR mit zwei Varianten zum Anschluss an das bestehende Liniennetz:
• Variante 1 sieht eine Verlängerung der im 30-Minuten-Takt fahrenden S 3 zwischen Essen und Oberhausen vor.
• Bei Variante 2 würde zusätzlich die RB 31 zwischen Moers und Duisburg Hbf nach Oberhausen verlängert und von dort auf die Walsumbahn weitergeführt. Da auch die RB 31 halbstündlich fährt, würden bei Variante 2 also vier Züge pro Stunde die neuen Haltestellen im Duisburger Norden bedienen.
Duisburger VRR-Experte: Anbindung an Düsseldorf ist wichtig
Laut Heidenreich ist es auch denkbar, zunächst Variante 1 umzusetzen und Variante 2 zu einem späteren Zeitpunkt. Denn der Anschluss der RB 31 würde erheblich mehr Bauarbeiten erfordern und entsprechend mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Und dieses Vorgehen könnte einen weiteren Vorteil mit sich bringen: Weil die Variante 1 weniger als 25 Millionen Euro zu kosten verspricht, würde man womöglich auf die sogenannte „standardisierte Bewertung“ verzichten können – eine besondere Form der Kosten-Nutzen-Analyse, die bei ÖPNV-Projekten ab jenem Kostenumfang von 25 Millionen Euro verpflichtend ist. „Wir würden uns damit etwa ein halbes Jahr erkaufen“, beziffert Heidenreich die mögliche Zeitersparnis.
Ganz auf den Anschluss der Walsumbahn an die RB 31 zu verzichten, also nur Variante 1 umzusetzen, hält er jedoch für keine optimale Lösung. „Wir wollen unbedingt eine gute Anbindung des Duisburger Nordens an Düsseldorf, und die gibt es nach meiner Ansicht nur bei einer direkten Durchführung nach Duisburg Hbf, wo die Fahrgäste dann genug Umsteigemöglichkeiten haben.“
>> WALSUMBAHN: ERST NACH DUISBURG-OVERBRUCH, SPÄTER IN DEN KREIS WESEL?
• Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden mehrere Ausbaustufen für die Walsumbahn geprüft. Im Falle ihrer Reaktivierung wäre es wahrscheinlich, dass sie von Oberhausen aus, zunächst nur bis Duisburg-Overbruch fahren würde. Ein eventueller Ausbau in den Kreis Wesel hinein würde dann Schritt für Schritt folgen.
• Insgesamt wurden vier Ausbaustufen definiert: Stufe 1 bis Duisburg-Overbruch, Stufe 2 bis Möllen, Stufe 3a bis Friedrichsfeld und Stufe 3b bis Wesel. Für jede einzelne Ausbaustufe ist eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse anzustellen.