Duisburg. Ein 82-Jähriger hat im Juni 2017 in Duisburg-Neuenkamp seine mühsam konstruierte Messanlage angezündet. Prozess offenbart Hintergründe der Tat.
In einer Halle an der Lehmstraße in Neuenkamp brach am 18. Juni 2017 ein Feuer aus. Es zerstörte eine große Abluft-Messanlage, an der in dieser Halle seit Jahren gebaut wurde. Schnell war klar, dass es sich um Brandstiftung handelte. Als mutmaßlicher Täter war bald der Chef einer mittelständischen Elektro-Firma ausgemacht. Nun steht der 82-jährige Mann aus Gelsenkirchen wegen Brandstiftung und versuchtem Betrug vor dem Duisburger Landgericht am König-Heinrich-Platz.
Mit viel Herzblut hatte der Chef einer Elektro-Firma an der riesigen Maschine herumgetüftelt, sie mit 1,6 Millionen Euro versichert. Zeitweise arbeiteten bis zu 100 Leute daran, zuletzt war er fast allein. Am Tattag übergoss er sie mit Benzin und ließ sie abbrennen. Der Versicherung meldete er den Schaden und teilte mit, über die Ursache des Feuers sei nichts bekannt.
In Duisburg viel Geld in eine schon veraltete Anlage gesteckt
Der alte Herr, der inzwischen gesundheitlich stark angeschlagen ist, ließ beim Prozessauftakt seinen Verteidiger reden. Der stellte dem Gericht einen über viele Jahre erfolgreichen mittelständischen Unternehmer vor. Als Kriegskind habe der Angeklagte Elektriker gelernt, den Meisterbrief erlangt. Über den zweiten Bildungsweg habe der Mann das Abitur gemacht und sich zuletzt über ein Fernstudium zum Diplom-Elektro-Ingenieur weitergebildet. 1971 gründete er die erste eigene Firma.
„Mein Mandant hat komplexe Steuerungsanlagen konstruiert, zum Beispiel für Kraftwerke“, so der Anwalt. Doch zuletzt sei er von der Entwicklung überholt worden. „Er war halt Elektriker, kein Spezialist für automatisierte computergesteuerte Anlagen“, bedauerte der Verteidiger. Die Maschine, an der der Angeklagte in Neuenkamp herumbastelte und in die er Hunderttausende Euro investierte, war im Grunde schon veraltet, als er mit der Konstruktion begann.
Ingenieur sah in der Brandstiftung als einzigen Ausweg
„Doch er hat sich in die Idee verrannt, er könnte das Gerät an den Kunden bringen.“ Der damals 78 Jahre alte Ingenieur war so ziemlich der Letzte, der begriff, dass er die Maschine nicht mehr würde verkaufen können. „In der Brandstiftung und dem Versicherungsbetrug hat er die einzige Möglichkeit gesehen, die Entwicklung doch noch zu Geld zu machen.“
Beinahe wäre die Beweisaufnahme bereits am ersten von ursprünglich drei geplanten Verhandlungstagen geschlossen worden. Doch bei dem Angeklagten ließ nach einigen Stunden die Konzentrationsfähigkeit stark nach. Mehrfach nickte er ein. Nun soll das Verfahren am zweiten Verhandlungstag abgeschlossen werden.