Duisburg. An einem Berufskolleg in Duisburg können Jugendliche ihre Laufbahn als Fußballtrainer starten. Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem DFB.
Aus Duisburg auf die großen Fußball-Trainerbänke Deutschlands: Diesen Traum teilen die dreizehn Jugendlichen, die an diesem Nachmittag auf den Holzbänken in der großen Sporthalle im Keller des Sophie-Scholl-Berufskollegs in Marxloh Platz genommen haben, um ihren Lehrgang zum „DFB-Junior-Coach“ zu beginnen.
Das Berufskolleg bietet diese einjährige Trainerausbildung für fußballbegeisterte Schülerinnen und Schüler erstmals im Rahmen der Ausbildungsgänge zum Freizeitsportleiter oder zum Gymnastiklehrer an. Sichtlich zufrieden blicken Vera Grumpe, verantwortliche Koordinatorin für Jugend-, und Schulfußball des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) und die anwesenden Lehrkräfte des Berufskollegs Jürgen Wrobel, Bereichskoordinator Sport, Freizeitsportlehrer Sebastian Suhr sowie die beiden Junior-Coaches und Sportlehrer Stefan Tiedke und Stephan Scheikl in die Runde. „Uns ist wichtig, dass wir uns alle hier als Mannschaft betrachten, uns gegenseitig in der Ausbildung helfen und voneinander lernen – genau wie auf dem Fußballplatz“, erklärt Stefan Tiedke den angehenden Fußballtrainerinnen und -trainern.
Ausbildung an Duisburger Berufskolleg: Junge Trainer dürfen bis zur E-Jugend coachen
Einige von ihnen nicken, andere schauen noch etwas nervös auf die Powerpoint-Präsentation, die an eine Wand geworfen wird. „Neben der Theorie sind auch praktische Inhalte Teil der Ausbildung zum Junior-Coach“ fügt sein Kollege Stephan Scheikl hinzu und verdeutlicht: „Wie der Fußballsport überhaupt, soll Euch das Ganze aber natürlich auch Spaß machen.“
Allmählich löst sich die Anspannung unter den Jugendlichen, die ersten nehmen etwas entspanntere Sitzpositionen ein. Ein Großteil von ihnen kennt die beiden DFB-Coaches schon aus dem Schulunterricht. Mit dem im Jahr 2013 gestarteten Programm „DFB-Junior-Coach“, wollen der Deutsche Fußballbund und die Commerzbank als Kooperationspartner einerseits Fußballtrainer im Nachwuchsbereich ausbilden, andererseits das seit Jahren rückläufige Engagement stärken.
Einmal ausgebildet, sollen sich die jungen Nachwuchstrainer, die dann Bambini- bis E-Jugend-Mannschaften trainieren dürfen, in den Vereinen engagieren.
Das sagen Lehrer zum DFB-Konzept
Die Lehrkräfte des Sophie-Scholl-Berufskollegs sind von dem Konzept überzeugt. „Man lernt ja nicht nur, wie man eine Fußballmannschaft trainiert, sondern auch pädagogische Kompetenzen, wie beispielsweise vor einer Gruppe zu reden und Inhalte kindgerecht zu vermitteln“, erklärt Jürgen Wrobel.
Diese Fähigkeit sei in den beiden Ausbildungsgängen ohnehin gefragt, das Ganze somit „eine Win-Win-Situation für Schulen und den DFB“, erklärt er stolz. „Am Ende ist man eine Führungspersönlichkeit für die kleinen Fußballer und man hat mit den Eltern zu tun“, weiß auch Wera Grumpe. Eben deshalb sei auch eine pädagogische Schulung genau so wichtig wie die Vermittlung von Fußballwissen.
Teilnehmer hat schon Erfahrungen gesammelt
Neben dem fußballerischen Können und Fachwissen spielt das Thema „Persönlichkeitsentwicklung“ also eine wichtige Rolle. Die angehenden Trainer werden während der Ausbildung immer wieder in die Lage versetzt, mit Kindern zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Für einige von ihnen ist das nichts Neues: Sie engagieren sich zum Großteil schon in Vereinen, trainieren Jugendmannschaften und kicken auch selber im Verein.
Einer von ihnen ist der 19-jährige Nathan Schink. Aufmerksam verfolgt er die Begrüßungsreden, blickt immer wieder auf die Powerpoint-Präsentation, stellt Nachfragen. Nathan, der selber seit zwölf Jahren aktiv Fußball spielt, engagiert sich in der Jugendarbeit seines Heimatvereins Hamborn 07, trainiert dort mittlerweile schon eine C-Jugend-Mannschaft und ist seit drei Jahren als Schiedsrichter bei Jugendspielen tätig.
Seine Vorfreude auf die Junior-Coach-Ausbildung ist ihm anzusehen: „Ich freue mich schon auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern“, erzählt er stolz. „Ich habe besonderen Spaß an Spielvorbereitungen und mag es einfach, mit der ganzen Mannschaft nach gewonnen Spielen zu feiern, den Teamspirit zu erleben.“ In Zukunft will er Sport auf Lehramt studieren und vielleicht sogar die nächsthöhere Trainerlizenz anstreben.
Vierzig Stunden stehen im kommenden Jahr an
In den vierzig Lehrstunden im kommenden Jahr bekommen die Duisburger Jugendlichen das theoretische und praktische Wissen für ihre C-Trainerlizenz vermittelt. „Dabei geht es weniger um taktische Finessen, als um fußballspezifisches und praktisches Wissen, zum Beispiel wie man ein kindgerechtes Training gestaltet“, erklärt Stephan Scheikl. Dafür solle man sich ausprobieren, anderen seine Trainingsideen mutig präsentieren. Je nach Kenntnisstand und den eigenen Stärken und Schwächen werden die Nachwuchstrainer dann individuell gefördert.
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Mittlerweile ist die Einführungsveranstaltung beendet, die Schüler verlassen nach und nach die Sporthalle. Anders als noch zu Beginn, ist die Stimmung gelöster. Hier und da wird gelacht und gefeixt. Darüber freuen sich die beiden Junior-Coaches besonders: „Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der hier mitmacht und später als Jugendtrainer tätig ist“, erzählt Stefan Scheikl. „Vielleicht lernen wir ja auch etwas von unseren Schülern, da sind wir schon sehr gespannt.“ Schon bald kommen Trainer und Schüler dafür jeden Mittwoch um 15.15 Uhr in der Sporthalle in Marxloh zusammen, je nach Wetterlage auch draußen auf den Sportplätzen der Sportfreunde Hamborn 07.
>>> Berufskolleg in Duisburg-Marxloh nimmt als eine von 200 Schulen teil
- Das Sophie-Scholl-Berufskolleg ist eine von bundesweit 200 Schulen pro Schuljahr, an denen Jugendliche zu jungen Trainerinnen und Trainern ausgebildet werden.
- Nach acht Schuljahren, mit etwa 20.000 zertifizierten DFB-Junior-Coaches, sollen im laufenden Schuljahr weitere 3000 Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland die Ausbildung durchlaufen.