Duisburg. In Duisburg steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf Normal- und Intensivstationen. Dort sind mitunter weniger als zehn Prozent der Betten frei.

In deutschen Corona-Hochinzidenzgebieten spitzt sich die Lage auf vielen Intensivstationen bereits dramatisch zu. Zumal laut DIVI-Intensivregister bundesweit etwa 5000 Intensivbetten weniger als Ende 2020 zur Verfügung stehen, weil die notwendigen Pflegekräfte fehlen. Notfallmediziner und Bundesländer im Süden und Osten schlagen Alarm und erwägen deutschlandweite Verlegungen von Patienten (unsere Redaktion berichtete). Auch in Nordrhein-Westfalen sind die Intensivkapazitäten gesunken. „Im Mai 2021 waren noch circa 7000 Intensivbetten gemeldet, aktuell sind es circa 6690“, informierte das Gesundheitsministerium auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 4. November. In Duisburg „konnte seit Anfang 2021 jedoch kein Rückgang festgestellt werden“, teilt der Corona-Krisenstab auf Anfrage zu den Intensivkapazitäten mit.

Unproblematisch ist die Lage hier aber keineswegs. Als vorige Woche, am 11.11., die Karnevalisten in Köln eng gedrängt feierten, kommentierte das Dr. Carola Holzner öffentlich: „Ihr seid wirklich jeck“, schrieb Doc Caro auf Facebook. Und: „Im Dienst gerade 90 Minuten lang ein Intensivbett gesucht. Im Umkreis von 30 Kilometer.“ Die bekannte Ärztin leitet das interdisziplinäre Notfallmanagement an der Helios St. Johannes Klinik in Hamborn.

Intensivplätze in Duisburg: Mehrere Nachbarstädte im roten Bereich

Holzners Suche verdeutlicht, dass der Blick allein auf die Intensivkapazitäten in einem Stadtgebiet aus mehreren Gründen zu kurz greift. Einer davon: Das NRW-Gesundheitsministerium betrachtet bei der Krankenhausplanung nicht Stadtgrenzen, sondern teilt das Land in 16 Versorgungsregionen. Duisburg bildet mit den Kreisen Wesel und Kleve eine davon. Heißt: Große „Vollversorger“-Kliniken wie Helios und Sana in Duisburg sind somit auch für die beiden Landkreise vorgesehen.

Und wie aktuell in vielen Städten und Kreisen in Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg liegen laut DIVI-Intensivregister auch Duisburgs Nachbarn häufiger im roten Bereich: Weniger als zehn Prozent freie Intensivkapazitäten hatten am Montagmorgen (15. November) so die Städte Oberhausen (0 Prozent), Essen (4,06 Prozent) und Düsseldorf (9,16 Prozent), der Kreis Viersen ebenfalls (5,88 Prozent).

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Auch Duisburg rutscht seit November immer mal wieder tageweise unter die kritische Zehn-Prozent-Grenze (Montag: 10,13 %), obwohl bislang „nur“ etwas mehr als zehn Prozent der Intensivplätze von (meist ungeimpften) Covid-19-Kranken belegt werden. Am Montagmorgen waren es 22 infizierte Intensivpatienten – das entsprach einem stadtweiten Anteil von 13,29 Prozent.

Erneuter Impfappell des Krisenstabsleiters

„Derzeit gibt es noch keine Überlastung der Krankenhäuser in Duisburg, dennoch ist die Lage deutlich angespannter als in den Wochen zuvor“, sagt Krisenstabsleiter Martin Murrack.

Der Krisenstab stehe „in engem Austausch mit den Duisburger Einrichtungen und beobachtet die Entwicklungen sehr genau“.

Murrack betont: „Das wichtigste Werkzeug im Kampf gegen die Pandemie und damit auch gegen überlastete Krankenhäuser ist und bleibt die Impfung gegen das Coronavirus, zu der ich nochmals dringend aufrufe.“

Duisburgs Corona-Krisenstabsleiter Martin Murrack (links).
Duisburgs Corona-Krisenstabsleiter Martin Murrack (links). © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Wie viele Intensivbetten die Duisburger Krankenhäuser maximal betreiben können, ist wegen des entscheidenden Faktors Personal nicht zu beziffern. Und „durch verschiedene Maßnahmen, wie zum Beispiel das Aufschieben nicht-lebensbedrohlicher Eingriffe, kann im Notfall zudem Bettenkapazität geschaffen werden“, erläutert Stadtsprecher Jörn Esser für den Krisenstab.

Über das DIVI-Intensivregister meldeten die Duisburger Einrichtungen am Montag jedenfalls 158 betreibbare Betten (142 davon waren belegt). Zum Vergleich: Ende 2020 gab es laut DIVI in Duisburg 216 Intensivbetten. Damals, nach dem Höhepunkt der zweiten Welle, mussten auf Duisburger Intensivstationen zeitweise bis zu 42 Covid-19-Kranke mit schwersten Krankheitsverläufen gleichzeitig behandelt worden.

>> Zweite WELLE: ENDE 2020 FAST 200 INFIZIERTE AUF STATIONEN

■ Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten ist nicht zu verwechseln mit der der insgesamt stationär aufgenommen Covid-19-Patienten. Mitte Dezember 2020 zum Beispiel, vor Beginn der Impfungen, waren in Duisburg 197 Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung, 42 davon auf einer Intensivstation.

■ Nach den Angaben der Stadt wurden in Duisburg am Sonntagabend (14. November) insgesamt 68 Infizierte stationär behandelt. Am 12. Oktober waren es noch 15 gewesen.

■ Die Hospitalisierungsinzidenz beziffert, wie viele Covid-19-Erkrankte unter den in den letzten sieben Tagen gemeldeten Corona-Fällen bezogen auf 100.000 Menschen in ein Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Laut RKI-Wochenbericht vom 15. November lag die deutschlandweite Sieben-Tage-Inzidenz der hospitalisierten Fälle bei 4,65 Fällen pro 100.000 Einwohner (unter den Über-60-Jährigen: 10,97). Die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz in NRW am 15. November: 3,26.

■ Je mehr Corona-Infizierte in den Krankenhäusern aufgenommen werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Tage darauf auch die Zahl der Covid-19-Kranken steigt, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Zu bedenken ist zudem: In Duisburger Krankenhäusern werden auch Infizierte aus Nachbarstädten behandelt, umgekehrt Duisburger beispielsweise in Moers und Dinslaken stationär aufgenommen.