Duisburg. Jugendliche haben in Duisburg in der U79 drei Mädchen verprügelt. Ein Video kursiert an Schulen und im Netz. Die Mutter eines Opfers klagt an.

Ein brutaler Angriff von mehreren Jugendlichen auf drei Schülerinnen löst Bestürzung und Empörung in Duisburg aus: Die Gewalttat in einer U-Bahn der Linie U79 wurde mit einem Smartphone gefilmt. Der Clip kursiert auch in zahlreichen Whatsapp-Klassenchats der Gesamtschule Meiderich (GSM). Das Video wurde auch der Facebook-Seite „Duisburger Nachrichten“ zugespielt, von dieser veröffentlicht und im sozialen Netzwerk von Tausenden kommentiert und geteilt.

Die dokumentierte Aggressivität macht die Mutter eines betroffenen Mädchens „fassungslos. Das ist übelste Körperverletzung – da hätte wer weiß was passieren können“, sagt die 47-Jährige aus Meiderich. „Ich hoffe, dass die Eltern der Schläger das sehen und dass das geahndet wird.“ Die Polizei bittet um Zeugenhinweis auf die flüchtigen Täter, warnt aber auch vor „privaten Fahndungen“.

Duisburg: Internetvideo zeigt Gewalttat in U-Bahn (U79)

Die Tochter der 47-Jährigen besucht die achte Klasse der GSM. Die 13-Jährige war am Montag nach dem Unterricht mit zwei befreundeten Mitschülerinnen (12 und 14 Jahre) am Bahnhof Meiderich in die U-Bahn Richtung Hauptbahnhof gestiegen. In ihrem Abteil fuhren auch vier ihnen unbekannte Jungen und drei Mädchen mit. Letztere sollen die drei Freundinnen bereits zuvor am Schulgelände an der Westender Straße angesprochen haben und sie auf dem Weg zur Bahn angegangen sein, berichtet die Mutter der 13-Jährigen.

„In der Bahn hat ein Junge meine Tochter dann einfach so angespuckt“, sagt die Frau. Ihr Kind habe das kritisiert und sich weggesetzt. Von jetzt auf gleich hätten kurz darauf mehrere Mitglieder der Gruppe die drei Mädchen attackiert – was im 32-sekündigen Video eindrücklich zu sehen ist:

Die Jungen und Mädchen, geschätzt ebenfalls 13, 14 Jahre alt, schlagen ihren Opfern wie wild ins Gesicht, ziehen ihnen an den Haaren, treten und boxen auf sie ein, auch auf den Kopf der zu Boden gerissenen Zwölfjährigen. Einer der Schläger trägt ein rot-schwarzes Oberteil und einen Rucksack mit großem „Adidas“-Emblem, ein(e) andere(r) einen Rucksack mit Nike-Schriftzug. „Schockierend, mit wie viel Hass die zuschlagen“, sagt die Mutter der 13-Jährigen.

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Was sie ebenfalls bestürzt: Auf das Geschrei in der Ecke des Zuges habe nur eine Passagierin reagiert und die jungen Gewalttäter angesprochen.

„Prellungen und Hämatome“, „büschelweise Haare ausgerissen“

Diese flüchteten an der Haltestelle Duissern aus der Bahn. Die Station erreichten alarmierte Octeo- Sicherheitsleute im Auftrag der DVG sowie Polizisten gegen 13 Uhr. Die Jugendlichen wurden nicht gefasst.

„Die drei Mädchen wurden leicht verletzt, wir ermitteln wegen Körperverletzung“, sagt Polizeisprecherin Julia Schindler. Die Mutter aus Meiderich berichtet, ihrer Tochter seien „büschelweise Haare ausgerissen worden“, die anderen beiden Mädchen hätten „Prellungen und Hämatome“ davongetragen.

Wenige Stunden später folgte der nächste Tiefschlag für die Opfer: Freundinnen schickten ihnen das Video von der Attacke, auf dem auch sie zu erkennen sind. „Es war in mehreren Klassenchats der Gesamtschule Meiderich aufgetaucht“, erläutert die 47-Jährige. „Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, dass die das eiskalt gefilmt und dann anscheinend auch noch selbst verbreitet haben.“

Fahndung: Polizei stellt weitere Videoaufnahmen sicher

Und es gibt weiteres Beweismaterial aus dem Rheinbahn-Zug und von der Duisburger Verkehrsgesellschaft, berichtet DVG-Sprecherin Kathrin Naß: „Sowohl die Videodaten aus der Bahn als auch die Videodaten der Haltestelle Duissern wurden sichergestellt und der Polizei übergeben. Wie viele Fahrgäste noch in der Bahn waren, können wir derzeit nicht sagen.“ In solchen Fällen sollten Zeugen sofort das Fahrpersonal verständigen oder selbst die Polizei rufen, erklärt Naß: „Es gibt in den Fahrzeugen auch direkte Sprechstellen zum Fahrpersonal.“

>> POLIZEI KRITISIERT VERÖFFENTLICHUNG UND BITTET UM HINWEISE

• Das Polizeipräsidium warnt vor „privaten Fahndungen“. Ermittlungen sollten stets in den Händen der Polizei bleiben: „Wer solch ein Video oder Foto veröffentlicht, macht sich gegebenenfalls strafbar – auch derjenige, der es teilt.“ So könnten etwa Persönlichkeitsrechte der Opfer verletzt werden, erläutert Polizeisprecherin Schindler. Auch die Polizei darf zu Fahndungszwecken Beschuldigte nicht einfach öffentlich zeigen.

• Wer Hinweise zu der Gruppe geben kann, solle sich unter der Telefonnummer 0203 2800 an das Kriminalkommissariat 36 wenden. Die Täter sollen etwa 1,70 bis 1,75 Meter groß sein, so die Ermittler: „Einer der Jungen trug eine auffällige Jacke in Camouflage-Optik in Orange, Gelb und Blau.“

• Die Polizei rät Zeugen von Gewalttaten, sich nicht in Gefahr zu begeben und direkt 110 zu wählen. Sie könnten sich zudem, am besten gemeinsam mit anderen Zeugen, lautstark bemerkbar machen.