Duisburg. Die Zahl der E-Autos auf Duisburgs Straßen wächst. Hält die Infrastruktur mit dem Wachstum Schritt? Wie Stadt und Stadtwerke den Umbau planen.
Förderungen reizen, der hohe Benzinpreis ärgert, das Ende von Verbrennern in der EU bis 2035 zieht im Zuge des Klimawandels herauf: Die Zahl der E-Autos auf den Straßen wächst, in Duisburg und in Deutschland. Hält die Infrastruktur mit dem anziehenden Wachstum Schritt? Ein Blick auf die Pläne von Stadt und Stadtwerken.
Im August wurden in Deutschland nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts fast so viele reine E-Autos (28.860 Fahrzeuge) wie Diesel-Fahrzeuge (34.171) neu zugelassen. Inzwischen sind rund 493.000 Elektro-Pkw auf deutschen Straßen unterwegs, gemessen an 48,5 Millionen Pkw insgesamt ist der Anteil aber noch überschaubar. Dennoch: „Die Technik macht große Fortschritte, die Reichweite steigt. Vollelektrische Pkw gewinnen 2021 deutliche Marktanteile“, sagt Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit dieser Redaktion, um gleichzeitig festzustellen. „Der Diesel ist so gut wie tot.“
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Auch im Ruhrgebiet zieht das Wachstum auf vorerst niedrigem Niveau an. So fuhren etwa in Dortmund Ende 2018 503 elektrische betriebene Pkw, Ende 2020 waren es 2003 – jetzt sind es 3248. Insgesamt sind in Dortmund aktuell 296.323 Pkw unterwegs. Die Zahlen für Duisburg: 195 (Ende 2018), 816 (Ende 2020), 1408 (aktuell) bei nun insgesamt 235.106 Pkw. Essen und Oberhausen melden ebenso steigende Zahlen.
In Duisburg kommen fast zwölf E-Autos auf einen Ladepunkt
Kann die Infrastruktur mit der anziehenden Nachfrage mithalten? Dazu die Anzahl der E-Autos im Vergleich zur Anzahl der öffentlichen Normal-Ladepunkte/Schnell-Ladepunkte (ein Ladepunkt gleich ein Stecker an der Ladesäule):
- Dortmund: 3248 (Stand 7. September) – 172/35
- Essen: 2.927 (Stand 31. August) – 404/30
- Duisburg: 1408 (Stand 31. August) – 104/15
- Oberhausen: 819 (Stand 7. September) – 80/9
In Dortmund kommen also mehr als 15 E-Autos auf einen öffentlichen Lade-/Schnellladepunkt, in Duisburg sind es fast zwölf, in Oberhausen neun und in Essen fast sieben.
Anders stellt sich das Ranking nach Berechnungen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) dar, der mit Daten aus diesem Jahr die öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Relation zu allen Pkw in der Stadt setzte. Daraus erstellte der VDA einen Punktewert – je höher der „A-Wert“, desto attraktiver der Umstieg. Das Ergebnis: Hinter Wolfsburg an der Spitze (187 Punkte) kommt Essen auf Rang 29 (704), gefolgt von Oberhausen (170./1270), Dortmund (265./1703) und Duisburg (332./2257). Schlusslicht auf Platz 400 ist Schwerin.
Stadtsprecher Sebastian Hiedels verneint die Frage, ob Duisburg anders als etwa Oberhausen und Essen der Musik beim Thema öffentliche Lade-Infrastruktur hinterher fährt. Zwar gebe es in der Stadt weniger Ladepunkte, aber auch weniger zugelassene rein elektrische Fahrzeuge. Die Stadtwerke betrieben in jedem Bezirk mindestens eine öffentliche Ladestation mit zwei Ladepunkten, betont Hiedels, „deren Nachfrage bzw. Auslastung gut und die Tendenz steigend ist.“
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In Zahlen: 1,3 Ladevorgänge pro Ladepunkt pro Tag nennt Thomas Kehler von den Stadtwerken für das erste Halbjahr 2021, im Durchschnitt 1600 Ladevorgänge pro Monat verteilt auf alle 42 eigenen Ladepunkte im Stadtgebiet.
Duisburg setzt auf private Lade-Infrastruktur
Neben der öffentlichen Lade-Infrastruktur setzen Stadt und Stadtwerke, die beim Ausbau der E-Mobilität eng zusammenarbeiten, auf private Lade-Infrastruktur. Laut einer gemeinsam durchgeführten Studie von Stadtwerken und der Uni Duisburg-Essen nehme die Bedeutung dieser stark zu, schreibt Hiedels auf Anfrage. „Nach Schätzungen werden zukünftig rund 80 Prozent aller Ladevorgänge zuhause oder beim Arbeitgeber stattfinden.“
Kehler nennt gar 85 Prozent, ob an Wohnanlagen, in Eigenheimen oder an Firmenparkplätzen. Nach Angaben der Netze Duisburg seien 210 Ladepunkte im Juli 2021 privat angemeldet. Thomas Kehler ergänzt: „Tendenz steigend.“ Der Sprecher berichtet von einem sehr großen Anstieg der Beratungen seit vergangenem Jahr etwa bei der Installation von Wallboxen.
>>Mobilitätskonzept für Duisburg in Arbeit
Im Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur nehme dagegen die Bedeutung von öffentlichen Schnellladeparks aktuell stark zu, erklärt Kehler, mit Anbietern wie Allego, Fastned und Ionity. „Das verabschiedete Schnellladegesetz der Bundesregierung unterstreicht diesen Trend.“
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Daneben treiben Stadt und Stadtwerke den Ausbau der Infrastruktur auch weiter selbst voran. Nächster Halt ist Duissern, dort entsteht zum Ende des Jahres eine Ladestationen mit zwei Ladepunkten. „Für das kommende Jahr können wir noch keine konkreten Aussagen treffen, genauso für die Zukunft“, erläutert Kehler.
Sebastian Hiedels fügt hinzu: „Wir befinden uns aktuell in der Vorbereitung zur Erstellung eines Mobilitätskonzepts, darin wird auch das Thema E-Mobilität und die entsprechende Infrastruktur als Schwerpunkt betrachtet.“