Duisburg. „Arbeit, Bildung, Zukunft“ ist die größte Messe ihrer Art in Duisburg. Die Träger erklären, wie die Pandemie Angebote und Arbeit verändert hat.
Die Pandemie hat die Duisburger Bildungs- und Qualifizierungsträger unterschiedlich hart getroffen. Erleichterung war am Donnerstag aber bei allen spürbar, die vielfältigen Angebote endlich wieder präsentieren zu können. Gelegenheit bot die größte Bildungsmesse der Stadt. „Arbeit, Bildung, Zukunft“, veranstaltet vom Netzwerk Weiterbildung und der Bürgerstiftung, war im Foyer der Schauinsland-Arena unter das Stadion-Vordach am Haupteinlass umgezogen.
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Nobert Geyer ist mit der Resonanz zufrieden. „Wir hatten bisher 100 Gesprächspartner“, sagt der Geschäftsführer der „Werkkiste“, Stammkunde der Messe. Gut sei die Werkkiste durch die Pandemie gekommen, berichtet Geyer. Der ausgeprägte Bezug zum Stadtnorden und der hohe Bekanntheitsgrad habe geholfen. „Die Leute kommen zu uns“, sagt Geyer.
Dank eigener Werkstätten konnte dort auch die praktische Ausbildung weiterlaufen. Gemangelt habe es aber an Möglichkeiten für Praktika in Betrieben. „Die Bewerber konnten nichts kennenlernen, das hat gefehlt.“
Praktische Ausbildung während des Teil-Lockdowns vielfach eingeschränkt
Schwierig war der Lockdown für Bildungsträger ohne eigene Praxis-Möglichkeiten. Die Vermittlung der theoretischen Inhalte ließ sich schnell auf Online-Formate umstellen, „aber die praktische Ausbildung, etwa in Pflegeberufen war problematisch“, berichten auch Vanessa Feddeler und Lars Schlentzek von der DAA. „Die persönliche Beratung kombiniert mit digitalen Formaten ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Schlentzek.
In die Präsenz ist die DAA auch bei der Potenzial-Analyse der Achtklässler für das KAOA-Programm (Kein Abschluss ohne Anschluss) in den Schulen zurückgekehrt. „Auch die Schüler finden das besser“, berichtet Feddeler.
Viele Bildungsträger wollen Hybridformate beibehalten
„Praktikumsbetriebe zu finden, war sehr schwierig“, sagt auch Birgit Fritsche von TÜV Nord Bildung. Am Stapeltor und in Rheinhausen werden Kaufleute, Mechaniker, E-Techniker, Pflegekräfte und Lagerlogistiker qualifiziert. Für Letztere gab’s für zur Übung eine digitale Packstation, für die gefragten Lokführer steht ein Fahrsimulator zur Verfügung – digitale Möglichkeiten, die zwar die Praxis nicht ersetzen, aber dennoch bleiben sollen. „Wir werden auf keinen Fall wieder so arbeiten wie vor Corona“, betont Thomas Ossenkopp.
Pflege hofft auf positiven Effekt durch die Pandemie
Bildungsträger wie Arbeitgeber nutzen die Messe, um für Berufe mit großer Nachfrage zu werben, etwa in der Pflege. Anja Schmid von der Ev. Altenhilfe hofft auf einen positiven Pandemie-Effekt. „Corona hat die Berufe aufgewertet, sie haben Wertschätzung erfahren.“
Die Belastungen, die auch deutlich wurden, schrecke den Nachwuchs nicht ab. „Unsere Ausbildungsplätze sind alle besetzt“, berichtet Schmid. Möglich, dass es auch an der Zusammenlegung der Ausbildung von Alten- und Krankenpflege liege. So oder so lasse sich der Bedarf durch Ausbildung allein nicht decken, ist Anja Schmid sicher: „Wir brauchen zusätzliche Fachkräfte.“
Sicherheitsbranche: Das ist kein Niedriglohn-Sektor mehr
So geht’s auch der Sicherheitsbranche, den Nachwuchs bildet auch die AAWID in einer zertifizierten Fachschule aus. Zwar brachen in der Pandemie Aufgaben im Veranstaltungsbereich weg, andere in Impfzentren und im Handel kamen hinzu. „Bundesweit sind 12.000 Stellen unbesetzt“, sagt Martin Schulz von der Akademie. Zwar sei bei Schicht- und Nachtarbeit „zeitliche Flexibilität“ gefragt, aber der Ruf der schlechten Bezahlung nicht mehr gerechtfertigt. „Eine Fachkraft verdient 2500 Euro brutto, das ist kein Niedriglohnsektor mehr.“
Auf mehr kann es bringen, wer das Schweißen lernt. Ihren Simulator hatten die SLV-Bildungszentren einmal mehr auf der Messe aufgebaut. „Wir vermitteln die wichtigsten Schweißtechniken und zusätzliche Qualifikationen passgenau nach Bedarf der Unternehmen“, erklärt Vincenzo Coda. Der Fachkräfte-Bedarf der Branche sei anhaltend hoch. Dass der Beruf anstrengend sei, erfahren Bewerber gleich zu Beginn. „Und man macht sich die Hände schmutzig“, sagt Coda, „aber die kann man waschen.“
>> AGENTUR FÜR ARBEIT: BERUFSBERATUNG IM ERWERBSLEBEN
- Nicht nur Jugendliche brauchen Berufsberatung, sondern auch Arbeitnehmer, die sich verändern oder qualifizieren wollen. Für diese Zielgruppe ist seit Anfang des Jahres ein neues Team bei der Agentur für Arbeit tätig.
- „Wir wollen nicht nur berufliche Alternativen aufzeigen und über Qualifizierungsangebote informieren, sondern klären zunächst mal, warum der Kunde mit seinem Arbeitsplatz unzufrieden ist und wie sich das ändern lässt“, erläutert Beraterin Petra Voigt.
- Für Fragen und Beratungen bietet das Team in der Agentur an der Wintgensstraße persönliche Beratungen, aber auch offene telefonische Sprechzeiten an. Kontakt und Terminvereinbarung: 0203 302 9005.