Duisburg. Bei der Gamechanger Week der Kindernothilfe lernen Kinder und Jugendliche in Online-Escape-Rooms, gemeinsam in Teams Gefahren zu meistern.
Óscar hat Angst. Angst um sein siebzehnjähriges Leben, das von brutalen Banden in seiner Heimat Honduras bedroht wird. Imani hat Angst, weil sie auf der Straße lebt, und die sind höchst unsicher für ein vierzehnjähriges Mädchen aus Kenia. Und für die 21-Jährige Yasna, die vor dem Kriege in Syrien in den Libanon fliehen musste, ist Angst ein ständiger Begleiter. Bei der ersten Gamechanger Week, die von Kindernothilfe für den 20. bis 25. September vorbereitet wurde, können Kinder und Jugendliche aus Deutschland die Lebenswelten dieser drei jungen Menschen mit deren Augen sehen und lernen, gemeinsam in Teams Gefahren zu meistern.
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Szenarien basieren auf realen Geschichten
Óscar, Imani und Yasna existieren tatsächlich nicht, sie sind fiktive Gestalten, aber sie stehen für das Schicksal zahlreicher Kinder und Jugendlicher in den drei Ländern. Ihre Geschichten basieren auf den realen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern, in denen die Kindernothilfe Projekte unterhält. Aus der Arbeit dort und aus Gesprächen mit den Kindern hat die Hilfsorganisation zusammen mit der Agentur Locked aus Bochum drei verschiedene Szenarien für Online-Escape-Rooms entwickelt.
Jeden Tag öffnet sich ein neues Kapitel
Ab dem 20. September können alle, die an der Gamechanger Week teilnehmen, in die Rollen von Óscar, Imani oder Yasna schlüpfen. Dabei gilt es, gemeinsam in Teams täglich neue Rätsel zu lösen. „Das Spiel funktioniert in Form einer Serie. Jeden Tag wird ein neues Kapitel eröffnet, das auf dem des Vortages aufbaut“, erklärt Sophie Rutter von der Kindernothilfe, die die Gamechanger Week koordiniert. „Die Spiele schalten wir jeden Nachmittag gegen 15, 16 Uhr frei, damit die Teilnahme der Jüngeren nicht mit dem Schulunterricht kollidiert.“ Wer bei den Rätseln nicht weiterkommt, kann bis zu drei Tipps pro Spiel anklicken. Und wenn es gar nicht hinhaut, gibt es auch einen Lösungsbutton.
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Die Gamechanger Week richtet sich an junge Menschen im Alter von 14 bis 21 Jahren. Anmelden können sich Gruppen bis zu sechs Personen. Sophie Rutter: „Mehr sollten es möglichst nicht sein, ansonsten wird die Kommunikation während des Spiels schwierig.“ Auch Einzelpersonen können sich anmelden. Sie werden dann einer Gruppe zugelost. „Oder sie können sich über die sozialen Medien Mitspieler suchen und fragen, wer mit ihnen spielen will“, sagt die Koordinatorin.
Völlig neues Projekt
„Das ist ein völlig neues Projekt und unser Versuch, die Geschichten der Kinder und Jugendlichen in anderen Ländern einmal anders und für eine digitale Zielgruppe zu erzählen“, erläutert Sophie Rutter. Die Spielenden sollen eintauchen in die Welt der Protagonisten, um deren Welt aus der Innensicht kennenzulernen. „Sie können so etwa erleben, wie es viel zu jungen Menschen geht, wenn sie auf der Straße leben.“ Für die jungen Menschen in Kenia, Honduras oder im Libanon ist das allerdings kein Spiel, sondern bittere Realtität, in der es keinen Lösungsbutton gibt. Verharmlost da ein Spiel nicht den Ernst dieser Lage?
Keine leichte Gratwanderung
„Es ist eine Gratwanderung“, gibt Sophie Rutter unumwunden zu. „Aber wir arbeiten daran, dass der Ernst auch für die Spieler rüberkommt.“ Eben weil der Kinderschutz für die Hilfsorganisation immer im Vordergrund stehe, habe die Kindernothilfe bei der Entwicklung der Escape-Rooms auch junge Menschen in die Entwicklung des Spiels eingebunden. „Wir wollen nicht auf die Tränendrüse drücken, sondern das Motto vermitteln: Jeder hat das Zeug, etwas zu ändern – egal, ob in Deutschland oder in Honduras.“
Wie viele sich auf das Spiel einlassen werden, vermag Sophie Rutter nicht zu abzuschätzen: „Das ist ja unsere erste Gamechanger Week. Aber wir würden uns freuen, wenn 500 Leute dabei sind. Nach oben gibt es aber keine Beschränkung.“
Die Teilnahme an der Gamechanger Week ist kostenlos. Anmeldungen sind ab sofort möglich unter events.kindernothilfe.de/gamechangerweek