Duisburg. Ungeimpfte Prostituierte brauchen für die Arbeit im Bordell einen PCR-Test. Frauen sollen verstärkt am Duisburger Zoo stehen. Das sagt die Stadt.

Seitdem die neue Corona-Schutzverordnung in Kraft ist, dürfen Bordelle wieder öffnen. Allerdings müssen Besucher nachweisen, dass sie genesen oder geimpft sind. Alternativ müssen sie einen PCR-Test nachweisen, ein einfacher Schnelltest reicht nicht aus.

Die Sexarbeiterinnen, die bisher erst einmal geimpft sind, müssen ebenfalls alle 48 Stunden einen PCR-Test machen lassen. Doch die Tests sind teuer und die Frauen müssen die Kosten selbst tragen. „Schauen Sie sich doch mal auf den Straßen um. Viele stellen sich lieber dorthin oder sind am Zoo zu finden. Bei uns wird auf Hygiene geachtet und darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Doch auf der Straße schauen Ordnungs- und Gesundheitsamt weg“, erklärt einer der Hausbesitzer rund um die Vulkanstraße.

Eine Betreiberin, nennen wir sie Sabine Müller, die Zimmer an der Charlottenstraße vermietet, wird deutlicher: „Ich bin neulich mit den Frauen am Theater am Marientor gewesen. Dort wurden wir weggeschickt, weil dort keine PCR-Tests möglich sind. Wir sind dann zum Flughafen gefahren, haben dort viel Geld bezahlt und dann wurde uns gesagt, dass nicht die Zeit gilt, ab der das Ergebnis zugestellt wird, sondern ab der Probenentnahme.“

Duisburger Sexdienstleister fahren für Test nach Düsseldorf zum Flughafen

In diesem Fall ist Zeit Geld, denn die Sexdienstlerinnen bleiben auf den Kosten sitzen. Die Rechnung geht für viele nicht auf. An der Charlottenstraße zahlen sie 110 Euro pro Tag für ihr Zimmer, plus nun regelmäßige Tests, die es am Flughafen ab 59 Euro gibt. „Wir mussten die Preise für die Zimmer leicht erhöhen, weil auch wir Mehrausgaben wegen der Hygienemittel haben“, erklärt Sabine Müller.

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Auf der anderen Seite seien viele Herren aber nicht bereit, mehr als 30 Euro pro Besuch auszugeben. „Ich sage den Frauen immer, dass sie doch wenigstens 40 Euro nehmen sollen, aber dann hauen die Männer ab oder schauen sich direkt auf der Straße um.“ Besucher, die keine Impfung oder einen PCR-Test nachweisen können, müssen ebenfalls draußen bleiben. Auch Frauen, die ohne Test kommen, dürfen nicht hinein. „Bei Kontrollen durch das Ordnungsamt gibt es sonst richtig Ärger und wir müssen Strafe zahlen.“

Viele mieteten sich deshalb gar nicht mehr ein, berichtet der Hausbesitzer. „Es gibt doch ein Prostituierten-Schutz-Gesetz, aber wie kann man da von Schutz sprechen, wenn die Frauen draußen noch nicht mal die Möglichkeit haben, sich frisch zu machen geschweige denn zur Toilette zu gehen.“ Sein Eindruck: Am Zoo-Parkplatz ist seit einiger Zeit deutlich mehr Verkehr als sonst.

Stadt Duisburg: Milieu auf dem Zoo-Parkplatz wird toleriert

An der Charlottenstraße hat ein Testzentrum eröffnet, momentan ist es allerdings geschlossen. „Das ist nicht gelaufen“, hat einer der Bordellbesitzer beobachtet.
An der Charlottenstraße hat ein Testzentrum eröffnet, momentan ist es allerdings geschlossen. „Das ist nicht gelaufen“, hat einer der Bordellbesitzer beobachtet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

An einem Freitagabend kurven zahlreiche Wagen über den Zoo-Parkplatz: Dicke Karren, Familienkutschen, kleinere Stadtautos. Im Schatten der Bäume stehen leicht bekleidete Frauen, über den sexy Outfits eine wärmende Jacke gezogen. Ab und zu parkt ein Auto auf dem Seitenstreifen. Zu vorgerückter Stunde ist auch das Ordnungsamt vor Ort.

Auf Nachfrage bei der Stadt erklärt Sprecher Maximilan Böttner: „Sexuelle Dienstleistungen sind grundsätzlich auf einem Straßenstrich im Bereich am Zoo nicht verboten, sofern sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen. So wird der Zooparkplatz in den Abendstunden seit Jahrzehnten zur Straßenprostitution genutzt und toleriert.“ Kontrollen würden dort regelmäßig stattfinden und „finden auch zukünftig statt.“

Verstöße zum Beispiel wegen fehlender Meldebescheinigungen, so genannte Prostitutionsausweise, oder gegen die Coronaschutzverordnung „wurden immer schon geahndet, Bußgeldverfahren eingeleitet und gegebenenfalls Platzverweise erteilt.“

Wer ungeimpft oder ungetestet erwischt wird, dem drohen bis zu 25.000 Euro Strafe

Nach Aussage der Stadt war der Besuch von Bordellen, Prostitutionsstätten, Swingerclubs und ähnlichen Einrichtungen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 ohne Einschränkungen möglich. Gleiches galt auch für sexuelle Dienstleistungen außerhalb dieser Einrichtungen. „Liegt die Inzidenz bei 35 oder höher, muss man sich bei diesen Einrichtungen und Dienstleistungen als Geimpfter, Genesener oder PCR-Getesteter ausweisen“, betont Böttner. Da Duisburg den 14. Tag in Folge gestiegen ist und aktuell bei 125,5 liegt (Stand Montag, 23. August), gelten diese Regeln.

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„Während des allgemeinen Verbotes der Prostitution nach der Coronaschutzverordnung wurde der Bereich verstärkt kontrolliert und Maßnahmen gegen dort arbeitende Prostituierte getroffen. Ein Anstieg der Anzahl der dort arbeiten Frauen war nicht feststellbar, da diese während des Verbotes mit empfindlichen Geldbußen zu rechnen hatten“, widerspricht Böttner dem Eindruck einiger Bordellbetreiber. So seien dort nur vereinzelt illegal arbeitende Dienstleisterinnen angetroffen worden. Wer ohne Test, Genesenenstatus oder ungeimpft erwischt werde, müsse laut der Coronaschutzverordnung mit Bußgeldern bis zu einer Höhe von 25.000 Euro rechnen.

Sabine Mülller hat sich nun an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gewandt, um zu klären, ab welchem Zeitpunkt der PCR-Test für ihrer Mieterinnen gilt.

>> Master André: Dienstleistungen nach Termin bringen keine Probleme

  • Master André alias „Dominus Berlin“ bietet seine sexuellen Dienstleistungen im „Bizarren Bahnhof Neumühl“ an und engagiert sich im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen. „Bei uns gab es bisher keine Probleme, wir vereinbaren mit unseren Kunden Termine und besprechen, ob jemand geimpft ist oder sich testen lassen muss.“ Die meisten seien ohnehin geimpft.
  • Während des Lockdowns im vergangenen Jahr hatte sich das Geschäft oft verbotenerweise in Wohnungen verlagert. Das Ordnungsamt hat im vergangenen Jahr 44 Ordnungswidrigkeiten dieser Art registriert. Auch ein umfunktioniertes Hotel wurde dicht gemacht.