Duisburg. Der Duisburger Kultursommer erlebte einen Abend mit Festival-Feeling. Frida Gold begeisterte die Fans. Es gab aber auch ernste Botschaften.

Festival-Feeling im Kantpark: Bevor in der kommenden Woche der „Platzhirsch“ ins Kultursommer-Zelt zieht, zauberten die „Bora“-Macher Bora Erdogan, Carsten Butterwegge und ihr Team für die Duisburger lauschigen Festival-Atmosphäre mit Poetry-Slam, DJ-Klängen und der wohl bekanntesten Gruppe im gesamten Programm: Alina Süggeler und Andi Weizel alias Frida Gold. Das Duo glänzte an dem nicht ganz ausverkauften Abend auch bei den leisen Tönen und traf auf ein sehr wohlwollendes, warmherziges Publikum. Die Wiedersehensfreude war groß auf beiden Seiten.

„Schön, dass ihr alle da seid und ihr euch entschieden habt, heute zum Konzert zu kommen“, rief sie den Besuchern zu, die es nicht lange in den Schalensitzen hielt. Und da zwischen der Bühne und den Plätzen nur wenige Schritte lagen, konnte die Frontfrau gut verstehen, wie die Fans antworteten: „Gern.“

Frida Gold stimmt nachdenkliche Töne beim Duisburger Kultursommer an

Das Outfit erinnerte deutlich an die 1980er Jahre. Angestrahlt von Neon-Röhren gab’s im Zelt Party-Stimmung.
Das Outfit erinnerte deutlich an die 1980er Jahre. Angestrahlt von Neon-Röhren gab’s im Zelt Party-Stimmung. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Dahlke

In den vergangenen Monaten ist es still um Frida Gold geworden – und das lag nicht nur an Corona. Der größte Hit der Deutsch-Pop-Gruppe stürmte bereits 2011 die Charts: „Wovon sollen wir träumen“ brachte den Durchbruch und öffnete der Band die Türen zu großen Konzerthallen, Erfolg und Ruhm. Dennoch haderte Alina Süggeler rückblickend mit dem Hit. „Damit fing alles an, das Lied hat uns in Kontakt gebracht zueinander“, sagt sie zum Publikum und stimmt einen dennoch nachdenklichen Ton an.

Corona und ihre Erfahrungen der erfolgreichen Band-Jahre hätten ihr gezeigt, dass es sich lohne, bewusst zu leben, die Chancen beim Schopf zu packen, wenn sie sich bieten. Deshalb fordert sie das Publikum auch zwischendurch auf: „Packt doch das Handy weg. Wir halten die Momente nicht fest, indem wir sie in den sozialen Netzen teilen, sondern, indem wir sie hier oben abspeichern.“ Dabei tippt sie sich an den Kopf.

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Wer damals genau auf den Text von „Wovon sollen wir träumen“ geachtet hat, dürfte von der Botschaft, den Zweifeln und der Sinnsuche der Sängerin nicht überrascht sein. „Ich habe mich Jahre lang analysiert, kritisch beäugt und mir nichts verziehen. Dabei ist es wichtig, den Augenblick zu genießen.“ Wie die 36-Jährige da in ihrem 1980er Jahre-Gedächtnis-Outfit, einem schmalen Kleid mit riesigen Puffärmeln, auf der Bühne steht, möchte man sie am liebsten in den Arm nehmen. Und genau das tun die Duisburger, in dem sie immer wieder klatschen, feiern und dem Duo ein gutes Gefühl geben.

Musikalisch zwischen Elektro-Pop und Pop-Schlager

Musikalisch mäandert der Abend zwischen Avantgarde-Elektro mit tiefsinnigeren Texten á la „2Raumwohnung“ oder „Rosenstolz“ und seichterem Pop-Schlager im Stil von Helene Fischer. Stimmlich deckt Alina Süggeler viele Facetten ab und musikalisch ersetzt sie am Klavier und an der Querflöte mit Andi Weizel an der Gitarre und Loop-Station sowieso locker jede Band. Manchmal überdecken die treibenden Beats und Synthie-Klänge die zuweilen melancholischen, suchenden Themen, die sie in ihren Liedern verhandelt.

Als die Band im vergangenen Jahr dann aus der Welt wieder ins Ruhrgebiet zurück kehrte, wollte sie voll durchstarten, schrieb das lebensbejahende Lied „Hallelujah“ - und wurde jäh ausgebremst, als Corona kam.

Doch manchmal kann eben auch Tanz eine Art Therapie sein. An diesem Abend rennt Alina Süggeler wieder die Stufen hinauf ins Publikum. Andi Weizel animiert die Zuhörer immer wieder zum Mitklatschen, Mitwiegen im Takt. Als die beiden „Liebe ist unsere Rebellion“ spielen und eben „Wovon sollen wir träumen“ wird ausgelassen gefeiert. Der Abend endet dann aber wieder eher ruhig mit der musikalischen Feststellung: „Die Dinge haben sich verändert.“ Als die beiden sich verabschieden, wirken sie ehrlich berührt. Und das Publikum ist es auch.

>> Diese Künstler kommen noch in den Kantpark

  • Der Kultursommer wird in den nächsten Wochen fortgesetzt. Am Samstag, 7. August, gibt es noch Tickets für den Auftritt von Wolfgang Trepper. Beginn ist um 19.30 Uhr. Am Mittwoch, 11. August, kommt Jochen Malmsheimer mit seinem Auftritt „Halt mal, Schatz“ zu Besuch. Start ist schon um 18.30 Uhr.
  • Wer Carsten Butterwegge nicht als Moderator, sondern als Erfinder des Musikstils „Alkopop“ erleben möchte, sollte sich den kommenden Donnerstag, 12. August, vormerken. Dann steht er gemeinsam mit den Duisburger Singer-Songwriterrn Philipp Eisenblätter und Wolfspelz auf der Bühne. Karten gibt es für alle Veranstaltung im Netz oder, sofern noch einige Tickets übrig sind, an der Abendkasse.