Duisburg. Meist wird Duisburg-Hochfeld nur in Zusammenhang mit Schrottimmobilien genannt. Diese Perspektive beflügelt indes die Fantasie von Investoren.
Der Wohnungsmarkt im Stadtteil Duisburg-Hochfeld gerät oft in die Schlagzeilen, wenn die Taskforce der Stadt Duisburg mal wieder ein Mehrfamilienhaus räumen lässt, wie jüngst an der Brückenstraße geschehen. Umso erstaunter ist mancher, dass Hochfeld offenbar für Investoren interessant geworden ist. Die sollen auf Einkaufstour sein und auch für Immobilien in desolatem Zustand mehrere hunderttausend Euro auf den Tisch legen. Die Meinungen, wie gefragt Hochfeld tatsächlich ist, gehen bei Immobilien-Experten allerdings auseinander.
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„Ich hatte einen Interessenten aus Spanien und jemanden aus Duisburg. Ich habe mich dann für die örtliche Lösung entschieden“, erklärt die ehemalige Besitzerin der geräumten Häuser an der Gravelottestraße. Ein anderer Haus-Interessent, der an der Paulusstraße kaufen wollte, erinnert sich, dass eine Immobilie ungesehen den Besitzer wechselte. „Es gab schon vor der Ankündigung, dass die Internationale Gartenschau stattfinden soll, bulgarische, rumänische und türkische Käufer. Diese haben die Häuser dann aber nur minimal renoviert – mit dem bekannten Ergebnis“, berichtet ein Insider.
Armin Frenkert: „Gentrifizierung für Duisburg wünschenswert“
Armin Frenkert, Geschäftsführer vom Verein Haus und Grund, glaubt nicht, dass dies mit den Aussichten auf die Internationale Gartenschau 2027 (IGA) zusammenhängt. „Generell ist der Immobilienmarkt sehr aktiv zur Zeit. Es ist viel Geld vorhanden. Unsere Region ist in letzter Zeit in den Fokus gerückt, da hier noch Immobilien zu vernünftigen Konditionen zu bekommen sind.“
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Er würde sich jedenfalls ein wenig der in anderen Städten gefürchteten Gentrifizierung für Duisburg wünschen: „Ich glaube nämlich nicht, dass wir die negativen Effekte in dem Ausmaß spüren, wie es in Berlin oder München der Fall ist. Es bleibt halt immer noch Duisburg und Hochfeld.“ Ob indes langfristige Effekte durch die IGA spürbar sein werden, bezweifelt Frenkert derzeit und stellt die Frage: „Hat unser wirklich toller Landschaftspark im Norden dort die Entwicklung der Stadtteile nachhaltig beeinflusst?“
Makler Axel Quester wundert sich hingegen nicht, dass Investoren sich für Hochfeld interessieren: „Hochfeld ist ein sehr verdichteter Stadtteil mit überwiegender Mehrfamilienhaus-Bebauung. Dadurch sind die meisten Käufer Investoren und weniger Eigennutzer.“ Es gebe aber auch einige „erfreuliche Eigentumsmaßnahmen für Eigennutzer“. Als Beispiel nennt er die Siedlung Dellgrün, in der sich die Kaufpreise innerhalb weniger Jahre verdoppelt haben sollen. Oder auch die Entwicklung des Theisen-Geländes. „Natürlich ist das Preisniveau hier ein anderes als zum Beispiel in Neudorf.“ Die IGA sei aber ein Argument für Hochfeld – ebenso wie die Nähe zur Innenstadt.
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Laut Quester sei es für Hochfeld wichtig, dass Investoren nicht nur mit dem Ziel einer kurzfristigen Rendite Geld in Häuser stecken „Doch die typischen Käufer haben sich verändert. Es gibt weniger internationale Interessierte, viele Käufer kommen aus dem regionalen Umfeld entlang der Rheinschiene und sind langfristige Bestandshalter.“ Für die Entwicklung Hochfelds und der Häuser sei dies wichtig.
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Thomas Rensing, Vorsitzender des Vereins Klüngelklub, wohnt seit Jahrzehnten in Hochfeld an der Brückenstraße. Er kennt ein Haus am Immendal, das schon mehrfach zwangsversteigert werden sollte, aber der Eigentümer konnte immer kurz vor knapp noch die Forderungen bedienen. Der Verkehrswert sei mit rund 70.000 Euro taxiert worden. Auf Nachfrage, für wie viel Geld er verkaufen würde, habe der Besitzer 350.000 Euro genannt.
Rensing findet: Der Zuzug von Leuten, die ein bisschen Geld haben, sei noch keine Gentrifizierung. „Auf der anderen Seite steht ein Stadtteil, in dem sich viele Ärmere sammeln. Eine Mischung muss das Ziel sein.“
Michael Willhardt, Gründer des Instituts Z für Migration und Stadtentwicklung, würde sich freuen, wenn sich Käufer auf Hochfeld einließen, sich dann aber auch im Stadtteil einbringen. „In der Vergangenheit haben sich immer mal wieder Interessenten an uns gewandt und betont, wie gut sie unsere Ideen und Initiativen finden. Die haben sich dann aber als Schlickefinger entpuppt, die einfach nur günstig an ein Haus kommen wollten.“
>> Stadt Duisburg: Umgang mit Problemimmobilien steht nicht im Zusammenhang mit der Taskforce
Im Rahmen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts (ISEK) sollen in den nächsten Jahren mehr als 100 Millionen Euro in Hochfeld investiert werden. Verteilt werden soll das Geld auf 29 Maßnahmen. Darunter findet sich auch der Punkt „Umgang mit Problemimmobilien“. Kritiker der Taskforce-Einsätze fürchten nun, dass weitere Häuser mit Ansage geräumt werden sollen.
Darauf entgegnet Stadtsprecher Sebastian Hiedels: „Der Teil des ISEK steht in keinem Zusammenhang mit den Begehungen der Task Force Problemimmobilien. Die Task Force reagiert auf bauliche Missstände und daraus resultierende Gefahrensituationen. Im Fokus des ISEK stehen so genannte Problemimmobilien, die das städtebauliche Erscheinungsbild und die Wohnumfeldqualität der Anwohner erheblich beeinträchtigen.“ Das Ziel der Stadt sei es nicht, nutzbaren Wohnraum „zu vernichten, sondern die Entwicklung und Erhaltung einer stabilen Nachbarschaft zu fördern.“
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Dazu solle zunächst ein Dialog mit den Eigentümern stattfinden und dabei auf die Möglichkeiten zur Förderung von Maßnahmen an der eigenen Immobilie aufmerksam gemacht werden. Öffentlich benennen, um welche Immobilien es sich handelt, will die Stadt nicht, um Gespräche mit den Eigentümern nicht zu „erschweren.“ Hiedels betont: „Zudem ist diese Liste nicht statisch zu sehen. Es werden im Laufe der Zeit einzelne Immobilien hinzukommen, bei denen eine negative Entwicklung zu erkennen ist. Auf der anderen Seite werden die Objekte, bei denen durch die Eigentümer Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden, wieder aus dem städtischen Fokus herausfallen.“
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Darüber hinaus sollen bis zu fünf Schlüsselimmobilien im Projektzeitraum von 2024 bis 2028 erworben und abgerissen werden. „Bei den Schlüsselimmobilien handelt es sich um Immobilien, die sich besonders negativ auf andere Entwicklungen im Umfeld auswirken und deren Eigentümer ein sonstiges Intervenieren erschweren oder sich sehr unkooperativ darstellen.“
Nach dem Abriss dieser Immobilien solle die Fläche dann öffentlich nutzbar sein oder neu bebaut werden – ähnlich wie es bereits in Marxloh passiert ist.