Duisburg. Linken-Ratsherr Edis nennt zwei bislang eher unbeachtete mögliche Gründe für die geringeren Impfzahlen in Duisburg. Einer: der Einfluss der AfD.
Es gibt einige Gründe für die vergleichsweise geringe Impfbereitschaft in Duisburg. Auf zwei weitere mögliche Erklärungsansätze weist auf Nachfrage Ratsherr Mirze Edis (Die Linke) hin. Eine Ursache, so seine These: der starke Einfluss der AfD.
Edis, der Mitglied des Duisburger Integrationsrates ist, schätzt die Impfbereitschaft unter türkeistämmigen Duisburgern und „in den Hochfelder Communitys“ als groß ein. Aus Meiderich berichte ihm dies auch sein Bruder, der dort als Hausarzt praktiziere.
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Das liege auch daran, so Edis, „dass in den türkischen Medien für die Impfung geworben wird“. Mehr noch: „Seit dem Frühjahr haben sich viele Ältere aus Duisburg in der Türkei impfen lassen“, anfangs mit Impfstoffen aus China und Russland. „Da ging es schneller und einfacher.“ Auch dieser Impftourismus könnte also zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen, dass die Kassenärztliche Vereinigung in Duisburg vergleichsweise wenige Impfungen zählt.
Mirze Edis: Viele Duisburger mit türkischem Hintergrund in der Türkei geimpft
Einen größeren Effekt, glaubt Edis, habe jedoch „der Einfluss der AfD. Es gibt in Duisburg mehr AfD-Wähler als anderswo“.
Bei den Kommunalwahlen 2020 holte die AfD in Duisburg mit 9,3 Prozent ihr drittbestes Ergebnis in NRW, bei der Bundestagswahl 2017 entfielen im Duisburger Norden 15,52 Prozent der Stimmen auf die Rechten; NRW-weit gab es nur in Gelsenkirchen mehr AfD-Wähler. Für Edis ist klar: „Die AfD und viele ihrer Anhänger sorgen direkt und indirekt für die Ablehnung von Impfungen – sie sympathisiert ja sogar mit Impfgegnern und Querdenkern. Ich erlebe das in sozialen Medien und auch an der Arbeit.“
AfD-Ratsherr Sascha Lensing hält den Zusammenhang zwischen AfD-Zuspruch und Impfskepsis ebenfalls für plausibel. Lensing, der wie Edis im Süd-Wahlkreis für den Bundestag kandidiert, sagt: „Wir sind aber nicht generell Impfgegner.“ Als Beleg führt er an, dass sich auch Fraktionschef Alexander Gauland (80) habe impfen lassen.
AfD-Ratsherr befürchtet „indirekten Impfzwang“
„Aber wir sind die einzige Partei“, meint Lensing, „die den Druck durch die Impfkampagne kritisiert und dafür eintritt, dass sich jeder Bürger individuell frei für oder gegen eine Impfung entscheiden kann“. Darum werde die AfD „in die Impfgegner-Ecke gestellt“. Gleichwohl sagt Lensing, er fürchte einen „indirekten Impfzwang dadurch, dass bestimmte Berufsgruppen sich impfen lassen sollen“.
Der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion im Rat sagt auf Nachfrage, er habe sich selbst auch noch nicht impfen lassen: „Mir war das bislang noch zu früh. Wenn ich irgendwann überzeugt bin, dass es keine langfristigen Nebenwirkungen gibt, lasse ich mich auch impfen.“ Die umfangreichen Studien und die fortlaufenden Sicherheitsberichte, etwa des Paul-Ehrlich-Instituts über alle in Deutschland gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen, reichen dem Polizeibeamten Lensing da noch nicht. Er wolle „noch abwarten“.