Duisburg. Die Diakonie Duisburg musste wegen der Corona-Pandemie vieles Umstellen. Nun zieht sie Bilanz. Ein Geflüchteter berichtet von wichtiger Hilfe.
Udo Horwat, der Geschäftsführer des Diakoniewerk Duisburg, hat am Mittwoch den Jahresbericht des gemeinnützigen Unternehmens vorgestellt. „Gemeinsam neue Wege finden“ lautet die Überschrift des Berichts, der die Aktivitäten der auf sozialem Gebiet in vielfältiger Weise aktiven Institution im abgelaufenen Jahr dokumentiert.
Neue Wege finden musste das Diakoniewerk auf fast allen Tätigkeitsfeldern: Das erforderten allein schon die Einschränkungen, die durch die Corona-Schutzverordnung vorgegeben waren. „Viele unsere Dienstleistungen erfordern einen engen Kontakt zu den Menschen, die Beschränkungen haben unsere Arbeit schon erschwert“, verdeutlicht der Diakonie-Geschäftsführer.
Gerade der Umgang mit den betreuten Menschen in den stationären Einrichtungen und die Wahrnehmung der Aufgaben bei der Unterstützung von Familien stellten neue Herausforderungen dar. Zumal die Pandemie in vielen Bereichen die Probleme verschärft hat, wie Udo Horwat erläuterte. Dazu zählen das Suchtverhalten, häusliche Gewalt sowie Menschen mit psychischen Auffälligkeiten und Armut im Allgemeinen.
Trotz Corona: Diakonie Duisburg spricht von erfolgreichem Geschäftsjahr
Mit Blick auf die stadtweit angebotenen und durch die Pandemie besonders im Fokus stehenden 277 stationären Plätze ist bei den Verantwortlichen Aufatmen angesagt: „Wir haben schon viel Glück gehabt, trotz der nicht zu vermeidenden Kontakte gab es bei uns nur wenige Erkrankungen und Infektionen.“ Ansonsten hat man zu pragmatischen Lösungen gegriffen, kleinere Wohneinheiten gebildet sowie interne Einkaufsmöglichkeiten geschaffen.
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Auch im Bereich der Ausbildung hat man „neue Wege“ gefunden. Und die sind digital. Auf diese Weise wurden für die Nutzer als Ersatz für den Präsenzunterricht moderne neue Lernangebote entwickelt. Udo Horwat ist froh, dass sich auch die wirtschaftlichen Belastungen für das Diakoniewerk in Grenzen hielten. Zwar musste ein Teil der 550 festangestellten Diakonie-Mitarbeiter Kurzarbeit in Anspruch nehmen, Plätze für mobiles Arbeiten geschaffen und das Diakonie-Kaufhaus zeitweise geschlossen werden, aber trotz aller Widrigkeiten sprechen die Verantwortlichen von einem erfolgreichen Geschäftsjahr.
Familienhilfe vor Ort musste stark eingeschränkt werden
Die gemeinnützige Institution engagiert sich in den Bereichen Wohnungslosen- und Suchtkrankenhilfe, Sozialpsychiatrie, Kinder, Jugend und Familie sowie Arbeit und Ausbildung. Im vergangenen Jahr konnten trotz Corona 7860 hilfsbedürftige Menschen beraten und betreut werden. Udo Horwat bedauert, dass gerade die Familienhilfe vor Ort pandemiebedingt stark eingeschränkt werden musste: „Besonders die Kinder haben unter der Situation stark gelitten, das ist schon ein großes Problem und wird uns noch lange begleiten.“
Wie gut die Unterstützung im Bereich Ausbildung und Arbeit funktioniert, schilderte Johannes Tatarczyk, der das vom Land NRW getragene Projekt „Gemeinsam klappt’s - Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ für das Duisburger Diakoniewerk managt. Das Programm unterstützt Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für junge „geduldete und gestattete“ Geflüchtete im Alter von 18 bis 27 Jahren, die bisher davon ausgeschlossen waren.
So half die Diakonie einem jungen Geflüchteten bei der Ausbildung
Der Syrer Apka Ilyas Kiret, der 2016 zusammen mit seinem Bruder nach Deutschland gekommen ist, nimmt an dem Programm teil. Der 25-Jährige lässt sich derzeit in einer Bäckerei zum Verkäufer ausbilden. Voraussetzung für die berufliche Ausbildung ist das Erlernen der deutschen Sprache. Dabei hat ihn das Diakoniewerk unterstützt, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten und beim Verfassen von Bewerbungsschreiben geholfen.
Bisher wurden im Rahmen des Projekts 45 geflüchtete Menschen erfolgreich begleitet. Apka Ilyas Kiret möchte sich gerne nach der zweijährigen Lehrzeit als Verkäufer weiter qualifizieren. Mit einem dritten Ausbildungsjahr – dann in einem noch zu findenden anderen Unternehmen – wäre der Abschluss zum Einzelhandelskaufmann möglich. „Die deutsche Sprache war schon schwer am Anfang, aber wenn man sich Mühe gibt, klappt das schon“, so der junge Syrer, der mit seinem Bruder in Neudorf in einer kleinen Wohnung lebt und sich in seiner Freizeit gerne mit Freunden trifft oder Sport treibt.
>>33 Diakonie-Außenstellen in Duisburg
Unter dem Dach der Diakonie arbeiten deutschlandweit 599.282 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und circa 700.000 Ehrenamtliche. Rund 10 Millionen Menschen erhalten von der Diakonie Betreuung, Beratung, Pflege und medizinische Versorgung.
Das Diakoniewerk Duisburg betreibt neben ihrem Hauptsitz in Neuenkamp stadtweit 33 Außenstellen. Den Jahresbericht des Duisburger Diakoniewerks kann man im Internet unter www.diakoniewerk-duisburg.de nachlesen.