Duisburg. In Duisburg endet mit der Aufführung der Haydn-Oper „Der Apotheker“ die Corona-Saison. Und Philharmoniker-Intendant Alfred Wendel nimmt Abschied.

Opern erlebt man in der Mercatorhalle normalerweise nur konzertant. Zum Abschluss der Saison hat der scheidende Philharmoniker-Intendant Alfred Wendel sich und den Duisburgern aber ein besonders Geschenk gemacht: Joseph Haydns selten gespielte Oper „Der Apotheker“.

Die Abschiedsworte Alfred Wendels ans Publikum sind ganz ohne Wehmut und Pathos: „Nach der Coronapause gehen wir direkt in die Sommerpause“, witzelt Wendel. Dann gibt es noch einige Dankesworte an die Duisburger Philharmoniker, das Team hinter den Kulissen und das Ehepaar Gabriele und Karl-Ulrich Köhler als Sponsor des Abends, und schon legt Wendel das Mikrofon beiseite.

Der scheidende Intendant kommt künftig privat

Noch ein Präsent vom Orchester, dann eilt er zu seinem Platz neben Ehefrau Eva Küllmer, mit der er die Konzerte in Zukunft als Privatmann besuchen möchte. Die Verbundenheit des Publikums mit Wendel zeigt sich in einer einfachen Geste, als er Probleme mit den Bändern seiner Corona-Maske hat: Eine Besucherin reicht dem Intendanten eine frische.

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Dann geht es los mit Joseph Haydns „Der Apotheker“: Die Duisburger Philharmoniker spielen in einer gut 30-köpfigen Besetzung unter der Leitung von Jan Willem de Vriend auf der rechten Bühnenseite und sitzen im Dämmerlicht, auf der linken Seite spielt die Inszenierung von Eva Buchmann im Scheinwerferlicht.

Der alte Fiat ist auch eine Apotheke

Von einer „halbszenischen Aufführung“, wie angekündigt, kann gar keine Rede sein. Die Sänger singen ihre Rollen auswendig und kostümiert. Als Bühnenbild gibt es zwar nur ein paar Masten und einen alten Fiat, aber der hat es in sich. Da wird mal das Verdeck hochgeklappt, das ein Regal mit Medikamenten und der Leuchtschrift „Farmacia“ ist. Unter der Motorhaube hat der Kleinwagen ein paar Blumen, und im Kofferraum gibt es sowohl Waschmaschine als auch Duschgelegenheit.

Eva Buchmann lässt die vier Akteure sehr spielfreudig agieren, so dass keine Langeweile aufkommt. Die Versatzstücke dieser Geschichte kennt man aus Opern wie „Der Barbier von Sevilla“: Apotheker Sempronio will sein Mündel Griletta heiraten. Die hat aber mit dem Apothekergehilfen Mengone und dem schnöseligen Volpino gleich zwei Verehrer. Wie in Mozarts „Cosi fan tutte“ verkleiden sich die Figuren auch als falsche Notare oder Araber.

Um Liebeslust und Liebesleid geht es in Haydns „Apotheker“, der einen heiteren Schlusspunkt unter die Saison setzte.
Um Liebeslust und Liebesleid geht es in Haydns „Apotheker“, der einen heiteren Schlusspunkt unter die Saison setzte. © Duisburger Philharmoniker | Marie Laforge

Sopranistin Marina Zyatkova ist eine selbstbewusste Griletta, die mit kraftvoller Stimme eine emanzipierte Frau spielt und singt. Álvaro Zambrano gestaltet mit gefühlvollem lyrischen Tenor den Mengone. Bartosz Szulc könnte als Apotheker Sempronio etwas mehr Bass-Autorität besitzen, zeigt sich aber als wendiger und komödiantischer Darsteller. Virpi Raisänen lässt als Volpino besonders in den großen Melodiebögen ihren Sopran aufblühen.

Duisburger Philharmoniker spielen quicklebendigen Haydn

Unter der Leitung von Jan Willem de Vriend, der in der aktuellen Saison erster Gastdirigent war und bereits ein Konzert im Oktober geleitet hatte, spielen die Duisburger Philharmoniker vom ersten Ton an einen spritzigen und quicklebendigen Haydn. Auch wenn diese Oper nicht die psychologische Tiefenschärfe und Originalität Mozarts besitzt, schreibt Haydn eine Musik, die den komödiantischen Tonfall des Textes von Carlo Goldoni sehr genau umsetzt: Durch überraschende Tonartenwechsel und feine Soli ist man immer wieder gefesselt.

Der ganze Abend mit seinem Zusammenspiel aus Goldonis Text, den man als Übertitel mitlesen kann, Haydns Musik, den bewegten Sängern und dem historisch informierten Spiel der Philharmoniker bereitet dem Publikum in der Mercatorhalle hörbare Freude. 90 kurzweilige und heitere Minuten, die viel Beifall finden.

>>EINE OPERNPRODUKTION AUF REISEN

  • Eva Buchmanns Inszenierung von Joseph Haydns „Der Apotheker“ ist 2017 für eine Tournee durch niederländische Konzerthäuser entstanden und hatte in Amersfoort Premiere.
  • Später war die Inszenierung auch in Zürich, Lodz, Frankfurt am Main und in der Kölner Philharmonie zu sehen.
  • Weitere Inszenierungen von Eva Buchmann gab es mit Mozarts „Hochzeit des Figaro“ im kroatischen Rijeka, Händels „Semele“ in Lodz und „Alcina“ in Tokio.