Duisburg. Durch Corona haben viele Tagespflegeeltern ihre Schließtage schon aufgebraucht – ohne einen Tag Urlaub. Sie fordern Unterstützung von der Stadt.
Für Eltern in systemrelevanten Berufen waren die Tagespflegestellen in Duisburg in den Lockdown-Zeiten existenziell wichtig. Jetzt kämpfen die Betreuer von U3-Kindern um ihre eigene Existenz.
Denn Corona hin oder her, für die Betreuerinnen und Betreuer gilt weiterhin die Regelung, dass nur 20 Schließtage pro Jahr finanziert werden, unabhängig davon, ob sie für den Urlaub oder wegen einer Erkrankung genommen werden.
Viele Tagespflegepersonen haben durch Corona ihre Schließtage aufgebraucht
Aktuell gibt es auch keine Ausnahme für Quarantäne-Zeiten. Im Duisburger Norden seien die Einrichtungen härter betroffen, „da haben viele ihre 20 Tage schon weg“, erklärt Bettina Brysch, Regionalgruppensprecherin der Berufsvereinigung der Kindertagespflegepersonen, weil sie als Kontaktperson 1. Grades in die häusliche Isolation mussten, selbst positiv getestet wurden oder erkrankten. Pandemiebedingt durfte es keine Durchmischung von Gruppen geben, daher waren Vertretungslösungen ebenfalls nicht möglich.
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„Viele haben wegen Corona alle Tage aufgebraucht und keinen einzigen Urlaubstag gehabt“, verdeutlicht Brysch das Problem. 20 Tage findet sie generell unrealistisch, „daran will ich perspektivisch rütteln, ich hab da ein starkes Unrechtsbewusstsein“.
Die Tageseltern würden 5,35 Euro pro Stunde pro Kind für maximal fünf Kinder bekommen, rechnet sie vor. „Davon kann kein Selbstständiger Rücklagen bilden.“
Berufsverband fordert mehr Wertschätzung
Wertschätzung sehe anders aus. Schließlich hätten die Kindertagespflegepersonen seit einem Jahr im vollen Umfang zur Verfügung gestanden – im Gegensatz zu den Kitas, in denen phasenweise nur eine Notbetreuung angeboten wurde.
„Es wundert mich nicht, dass viele Kindertagespflegepersonen davon sprechen, dass sie sich nach alternativen Arbeitsmöglichkeiten umsehen. Neben der anfänglichen Angst vor Ansteckung stellt sich nun die Frage, ob man es sich leisten kann, den dringend benötigten Erholungsurlaub antreten zu können.“
Brysch, die bis vor ihrem Umzug nach Moers im Ortsverband der FDP als Beisitzerin aktiv war, glaubt, dass der Kommune eine Klagewelle drohen könnte. Denn Kolleginnen und Kollegen könnten ihre Tagespflege aufgeben und sich nach finanziell sicheren Alternativen umsehen. Eltern steht aber ein Betreuungsplatz zu.
Antrag im Jugendhilfeausschuss vertagt
Ihre Partei hat mehrfach einen Antrag in den Rat der Stadt Duisburg und in den Jugendhilfeausschuss eingebracht, der jedoch vertagt wurde. Darin heißt es: „Betreuerinnen und Betreuer bekommen in Duisburg 20 Ausfalltage von der Stadt bezahlt, unabhängig davon, ob es sich um Urlaub oder Krankheit handelt. Kommen jetzt noch Corona-bedingte Ausfälle dazu, kann es finanziell eng werden für diejenigen, die unsere jüngsten auch in der Krise betreuen.“
Betreuende von Kleinkindern seien besonders stark von Corona betroffen, weil sie sich vor deren Husten und Schniefen durch die besondere Nähe nicht schützen könnten.
Brysch betont, dass der kommunale Haushalt kaum belastet werde, weil Landesfördermittel sowie die Elternbeiträge bei der Finanzierung helfen. Sie fordert von der Stadt Duisburg eine schnelle Lösung und hofft auf einen konstruktiven Austausch.
>> DIE BERUFSVEREINIGUNG DER KINDERTAGESPFLEGEPERSONEN
- Die Regionalgruppe der Berufsvereinigung der Kindertagespflegepersonen hat sich im März 2021 gegründet. Die Initiatoren wollen neben dem Austausch von Informationen vor allem für bessere Rahmenbedingungen kämpfen.
- In Duisburg könnte sie 300 Tagespflegestellen vertreten.
- Die Regionalgruppe Duisburg ist per E-Mail unter Mail rg-duisburg@berufsvereinigung.de zu erreichen, telefonisch unter 0152 34356709.
- Weitere Infos: www.berufsvereinigung.de/bvk-vor-ort/rg-duisburg/
