Duisburg. Der fehlende Kontakt in der Corona-Krise ist für den bekannten Duisburger Hundetrainer Martin Rütter bei der Aufzucht von Welpen ein Problem.
Die Duisburger sind im letzten Jahr verstärkt auf den Hund gekommen. Dank Homeoffice, Kurzarbeit und unerreichbaren Urlaubszielen haben sich viele Familien für ein neues, pelziges Mitglied entschieden. Auch bei Zoo Zajac boomt der Welpenhandel. Die Nachfrage und Preise haben sich verdoppelt (wir berichteten). Wer sich einen kleinen Liebling angeschafft hat, schaut dann meist auch direkt nach einer Erziehungshilfe – Hundeschule mit speziellen Welpentrainings konnte aber im vergangenen Jahr aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht stattfinden. Aber es gibt ja noch Hundeprofi Martin Rütter (50) aus Duisburg.
In seiner Hundeschule haben sich die Trainer etwas einfallen lassen. Andrea Palzer-Mack (54) sagt: „Wir haben einen Welpen Drive-in angeboten. Die Besitzer konnten uns ihre Hunde am Zaun überreichen. Zwei Trainer lassen die Kleinen dann in einer Gruppe von sechs Kleinen miteinander spielen, toben und raufen. Sonst machen wir die Herrchen während der Tobe- und Spielzeit darauf aufmerksam, wann ein vorsichtiger oder schüchterner Hund dann genug von einer Gruppe hat. Jetzt müssen das halt die Trainer übernehmen und die haben oft richtig zu rödeln bei dem Gewusel.“
Duisburger Hundetrainerin unterstreicht die Bedeutung des Kontakts für Hunde
Für die Hundetrainerin ist klar, wie wichtig das Zusammenspiel mit unterschiedlichen Welpen ist. „In der 16. bis 18. Woche findet bei Hunden eine Generalisierung statt. Die Welpen müssen in dieser Zeit so viele verschiedene Hunde wie möglich kennenlernen, um diese lesen zu können.“ Da sind Hunde mit kurzen oder langen Beinen, mit spitzen oder Schlappohren, langen Haaren, runden oder spitzen Schnauzen. „Jeder Hund verhält sich im Spiel anders. Ein Labrador zum Beispiel anders als ein Beagle. An der Rute können die Hunde oft erkennen, wie der andere überhaupt drauf ist. All das müssen sie aber erstmal in einer Gruppe lernen.“
Ein Hund, der eine schlechte Erfahrung mit einem weißen Schäferhund macht, könne sein Leben lang Angst vor großen weißen Hunden haben, wenn er in der Generalisierungsphase nicht auch eine positive Erfahrung mit so einem Hund gemacht hat. „Die Pandemie und das damit verbundene Abstandsgebot ist für die Hunde eine ganz schlimme Zeit, wenn sie alleine sind“, sagt Andrea Palzer-Mack, die bei Rütter persönlich ihre erste Trainerstunde hatte.
Gerade Ersthundebesitzer brauchen Anleitung
Der Duisburger Promi sagt auf unsere Anfrage: „Grundsätzlich finde ich, dass man als Hundehalter die Pflicht hat, den Hund gesellschaftstauglich zu machen. Wenn ich meinen Hund ableine, muss ich halbwegs sicher sein, dass er kommt, wenn ich ihn rufe.“ Die Kontaktverbote sieht Rütter als echtes Problem an: „Hunde leiden zu 99 Prozent unter den fehlenden Kontakten. Es sind soziale Wesen und grundsätzlich nicht gern allein. Und so gut wie jeder Hund benötigt auch den Kontakt zu seinen Artgenossen.“ Wie Kindern, denen die Krabbel- oder Kindergartengruppe fehlt, ist es also auch bei den Welpen: Kinder brauchen Kinder, Hunde brauchen Hunde!
Wenn die Sozialisation fehlt, werde es bei Begegnungen an der Leine immer wieder Probleme geben. „Zu 99 Prozent ist das Unsicherheit, wenn ein Hund an der Leine bellt. Der sagt dem anderen „hau ab, ich will mich nicht mit dir unterhalten, ich hab Angst“, bestätigt Andrea Palzer-Mack. Diese Hunde können auch plötzlich im Spiel aggressiv werden. Gerade Ersthundebesitzer brauchen eine Anleitung. Die fehlt momentan besonders. Erst ab dieser Woche sind wieder Trainings erlaubt. „Die Pandemie dauert schon über ein Jahr an, wir sehen jetzt schon Problemfälle auf unseren Straßen. Hunde, die kein Welpentraining hatten, aus Angst bellen – und Herrchen, die überfordert sind“, sagt Andrea Palzer-Mack.
>>Hundeschulen dürfen wieder Gruppentraining anbieten
- Hundeschulen dürfen in dieser Woche wieder Gruppentraining anbieten.
- Martin Rütter ist gebürtiger Duisburger und Deutschlands bekanntester Hundetrainer, mit eigener Comedy-Show, Welpensendung auf RTL und eigenem Podcast („tierisch menschlich“). Bei über 100 Hundeschulen „Martin Rütter Dogs“ unterrichten Trainer, die von Rütter entwickelte Philosophie.