Duisburg. Wegen räuberischen Diebstahls steht ein Duisburger (55) vor Gericht. Die Beute bei der Tat in einem Baumarkt: Ein 3,45 Euro teurer Holzkeil.

Bei einem Fall, mit dem sich das Amtsgericht am Duisburger König-Heinrich-Platz nun auseinander setzen muss, muss man unwillkürlich an ein Lied mit dem schönen Titel „Ich und mein Holz“ denken. So wie in dem Lied geht es auch in dem Prozess vor dem Schöffengericht um Holz, genauer gesagt, einen Holzkeil. Für den Diebstahl des 3,45 Euro teuren Objekts und der Gegenwehr gegen einen Ladendetektiv droht einem 55-jährigen Duisburger nun eine Mindeststrafe von einem Jahr wegen räuberischen Diebstahls.

Die Anklage geht davon aus, dass der Mann den Artikel am 31. Oktober 2019 in einem Baumarkt in Großenbaum in die Tasche steckte und das Geschäft verließ. Als ihn auf dem Parkplatz ein Detektiv ansprach, soll er ihn weggeschubst haben, was in einem Gerangel endete. „Mein Mandant bestreitet diesen Vorwurf“, so der Verteidiger des Angeklagten, der sich vor dem Prozess noch nie zu dem Vorwurf geäußert hatte. Tatsächlich, so der Anwalt, habe der Mann in dem Laden nach einem passenden Keil gesucht, um ein defektes Autofenster festzukeilen. „Es herrschten Minus-Grade und das Fenster rutschte immer von selbst nach unten.“

„Als mich jemand anpackte, habe ich mich erschreckt“, so der Duisburger

Das Holz, das später in seiner Kleidung gefunden wurde, und das geraume Zeit zuvor in dem Geschäft gekauft worden sei, habe der Angeklagte noch Zuhause gehabt. Das sei aber zu schmal gewesen. Und so habe er es als Vergleichsprobe eingesteckt. Als er in dem Laden auch nichts Passendes fand, habe er sein Holz wieder eingesteckt und sei gegangen.

„Draußen hat mir plötzlich jemand auf die Schulter gepackt“, so der 55-Jährige. „Ich habe mich erschreckt und eine Abwehrbewegung gemacht.“ Als nächstes habe er sich auf dem Boden wieder gefunden und mehrere Schläge in die Rippen einstecken müssen. „Erst danach hat sich der Angreifer als Ladendetektiv vorgestellt.“

Für den Verteidiger macht es überhaupt keinen Sinn, dass ein Stammkunde des Baumarktes, der in den Monaten zuvor wegen einer Hausrenovierung Tausende Euro dort gelassen habe, einen Holzkeil für 3,45 Euro stiehlt. „Und noch dazu einen, der für seine provisorische Fenster-Reparatur gar nicht passte.“ Den wichtigsten Zeugen, nämlich den Ladendetektiv, konnte das Gericht nicht befragen. Er befindet sich wegen eines familiären Trauerfalles an der Elfenbeinküste. In einigen Monaten wird es bei einem neuen Termin noch einmal um das Holz gehen.