Allein in der letzten Woche sind auf den Duisburger Wachen 400 Schusswaffen abgegeben worden. Bis Silvester ist die Straffreiheit noch zugesichert.
Von wegen ruhiger Jahresausklang. Die Duisburger Polizei hat alle Hände voll zu tun. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn allein in der letzten Woche sind auf den Wachen und im Präsidium 400 Waffen abgegeben worden. 1150 waren es bis dahin. „Die Bürger nutzen die Möglichkeit, bis zum 31. um 23.59 Uhr Waffen straffrei abgeben zu dürfen”, erläutert Polizeisprecher Ramon van der Maat. Und so groß der Aufwand ist, die Beamten sind mindestens ebenso froh wie die ehemaligen Besitzer.
Der Bund hat nach dem Amoklauf im März an der Albertville-Realschule in Winnenden die Auflagen für Waffenbesitzer verschärft. Sie müssen Stahlschränke und andere Sicherungseinrichtungen einbauen lassen. Das ist aufwändig und kostet Geld. Offenbar ein wichtiger Grund, der viele dazu veranlasst, die Alternative zu wählen. Seit Juli ist es möglich, Hand- oder Langwaffen anonym bei jeder Polizeidienststelle abzugeben. Doch in den Sommermonaten passierte kaum etwas. Nun aber sollen die Waffen aus dem Haus. Das ist auch besser so. Denn jeder, der eine Waffe erbt, muss sie innerhalb von vier Wochen anmelden und eine Waffenbesitzkarte beantragen, sonst gilt dies als Verstoß gegen das Waffengesetz.
So meldete sich ein junger Mann, der 2002 eine Waffe von seinem Vater geerbt hat und nicht weiß, was er damit soll. „Jetzt konnte er sie abgeben, ohne Ärger zu bekommen”, so der Polizeisprecher. Aber nicht nur vermeintlich harmlose „Schätzchen” werden in staatliche Obhut gegeben. Auch ehemalige Gasschreckschusspistolen, die zu scharfen Waffen umgebaut wurden, gehören dazu. „Durch die Öffnung nach Osteuropa ist es relativ leicht geworden, Waffen zu beschaffen. Auch die werden nun vermehrt abgegeben.” Mitunter kommen aber auch Bürger, deren Besorgnis zerstreut werden kann. So durfte gestern ein Rentner sein Luftgewehr wieder mit nach Hause nehmen. Es gehörte nicht zu denen, die eingezogen werden mussten.
„Es ist aber nun auch nicht so, dass einer seine Oma erschießen kann und die Waffe abgibt, ohne bestraft zu werden”, erläuert Stefan Hausch vom Innenministerium. Jede Waffe wird kriminaltechnisch untersucht, um festzustellen, ob sie bei einer Straftat benutzt wurde. So gab es in Duisburg schon zwei Fälle, in denen die Waffen in Bayern und Rheinland-Pfalz ausgeschrieben waren. „In einem Fall konnte der Erbe bei der regelmäßigen Kontrolle durch die Polizei die Waffe nicht vorweisen. Sie war weg”, erläutert Ramon van der Maat. Nun wurde das Erbstück bei der Kontrolle in Duisburg entdeckt – wie auch immer es hier landete.
Nach dem Abgleich werden die Waffen zum Landesamt für polizeiliche Dienste befördert. Dort werden sie unbrauchbar gemacht und in kleine Teile zerlegt. Und um ganz sicher zu gehen und niemanden in Versuchung zu führen, wandern sie in den Schmelzofen.