Duisburg. Corona und das Schulsystem: Duisburger Schulleiter zu Selbsttests, Risikobewertungen und der Gefahr, zum Sündenbock abgestempelt zu werden.
Schulen auf? Schulen zu? Die Schulleiter der Duisburger Schulen haben gute Argumente für beide Varianten. Die Hälfte der Gesamtschulleiter würde lieber zurück in den Distanzunterricht wechseln, die anderen sehen den pädagogischen Vorteil, dass sie die Kinder endlich mal wieder zu Gesicht kriegen. Bei den Gymnasien gibt es auch jene, die ein allzu großes Risiko sehen und jene, die am Wechselunterricht festhalten wollen.
Und dann gibt es die, die sauer sind, weil durch die öffentliche Debatte das Bildungssystem zum Sündenbock wird. „Was sich derzeit an den Inzidenz-Werten ablesen lässt, ist nicht an den Schulen passiert“, sagt etwa Karl Hußmann, stellvertretender Schulformsprecher und Leiter der Leibniz-Gesamtschule. Dafür seien sie gar nicht lange genug auf. Seine Schule liegt mitten in Hamborn und damit in dem Bezirk, der stadtweit die höchsten Zahlen der Pandemie liefert. Wenn die in zwei Wochen explodieren, sei das was anderes.
Selbsttests für Schüler sind noch auf dem Postweg
An vielen Schulen in Duisburg sind die Selbsttest-Kits für die Schüler noch gar nicht angekommen. Die „absolute Herausforderung“ wartet also noch auf Karl Hußmann und seine Schulleiter-Kollegen. Sie hatten sich am Montag bereits „fassungslos“ gezeigt ob der ministeriellen Anordnung, alle Schulkinder bis zu den Osterferien zu testen.
Auch interessant
Die Formulierungen in der Schulmail des Ministeriums lassen Hußmann nach Tagen noch schmunzeln: Da wurde empfohlen, die Tests „am Anfang des Unterrichts durchzuführen, dabei braucht man dafür die ganze Stunde, wenn nicht mehr“, ist er sicher. Und es bleiben Zweifel, ob es gelingt, vor den Osterferien überhaupt alle 1500 Schüler einmal getestet zu haben, „das wird selbst bei enger Taktung haarscharf!“ Zwar hat es das Ministerium verboten, aber er will diesen Selbsttest einmal mit den Kollegen durchexerzieren, „dann haben wir es wenigstens mal probiert und können es besser erklären“. Abgesehen davon sei das wohl ein Pilotprojekt, um nach den Osterferien das Schulsystem überhaupt aufrecht zu erhalten.
Auch interessant
Grünen-Chef Banaszak versteht die Ablehnung der Schulschließung des Landes nicht
Felix Banaszak, Landeschef der Grünen, äußert derweil in den sozialen Netzwerken sein Unverständnis, warum Schulschließungen vom Land abgelehnt werden. Die Alterstabelle des Robert-Koch-Instituts zeige deutlich, dass die Inzidenzen vor allem bei Kindern steigen. Außerdem würden in NRW Tests fehlen, so dass sie am Ende kaum Aussagekraft haben und die Impfung von Lehrpersonal „quasi ausgesetzt“ sei. Dabei müssten umgekehrt Schulöffnungen an sinkende Inzidenzwerte, die Verfügbarkeit von Schnelltests und den Impffortschritt bei Lehrern gekoppelt sein.