Duisburg. Nackt ist ein Mann auf einen Spielplatz in Duisburg zugelaufen. Dem 25-Jährigen droht nun die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie.
Zeugen an der Bachstraße in Rumeln-Kaldenhausen reagierten am Morgen des 29. Oktober 2020 verwundert bis empört über einen ungewöhnlichen Anblick: Ein Mann rannte splitternackt auf einen Kinderspielplatz zu. Den Polizisten, die ihn festnahmen, erklärte er, er wolle überprüfen ob ihn Kinder sexuell erregen würden. Nun steht der 25-jährige Krefelder vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz.
Der Mann war erst wenige Monate zuvor aus einer längeren Haftstrafe wegen eines Sexualdeliktes entlassen worden. „In der Haft habe ich angefangen, Stimmen zu hören. Die warfen mir vor, ich sei ein Kinderschänder“, berichtete der Beschuldigte.
Fünf Jahre lang habe er sich kaum aus seiner Zelle getraut. Vergeblich habe er medizinische Hilfe gesucht. „Das Medikament, das man mir gab, wirkte nicht. Es machte mich bloß müde.“ Nach der Entlassung habe er es daher abgesetzt. „Zunächst ging es mir ganz gut.“
Vor Gericht in Duisburg: 25-Jähriger suchte vergeblich Hilfe
Doch dann seien die Stimmen wiedergekommen. Schlimmer als zuvor. Und die Angst, jeder wisse von seiner Verurteilung. Nach einem Streit mit seinem Vater habe er Heroin konsumiert. Danach sei es unerträglich gewesen. „Ich bin am Tattag zu einem Therapiezentrum gefahren, in dem ich früher schon einmal behandelt wurde.“ Doch dort sei er abgewiesen worden.
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Auf der Suche nach einer ihm bekannten Therapeutin habe er sich dann in Rumeln verlaufen. „Ich bin auf einem Feld gelandet.“ Die Stimmen hätten ihm befohlen, sich auszuziehen und auf einem nahen Spielplatz zu prüfen, ob ihn Minderjährige erregen. Zuletzt, so der 25-Jährige, sei er Vogelgezwitscher gefolgt, das ihn in eine Dornenhecke geführt habe.
Attacke gegen Polizisten
„Das habe ich auch versucht der Polizei zu erklären, als die mich festnahm“, erinnert sich der Angeklagte. Da er die Kleidung auf dem Feld zurückgelassen hatte, sei er von den Beamten mit Textilien ausgestattet worden. „Aber das waren eine Micky-Maus-Unterhose und ein Shirt, das aussah wie ein Sack Kartoffeln.“
Beides habe er in der Zelle des Polizeigewahrsams schnell wieder ausgezogen und sei deshalb erneut nackt gewesen, als er gegen Mittag in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht werden sollte. Auch einen Widerstand gibt der Beschuldigte in diesem Zusammenhang zu. „Aber eigentlich wollte ich nur einem Polizisten die Gesichtsmaske abreißen, weil ich Corona damals für einen Fake hielt.“
Das Landgericht muss in dem Sicherungsverfahren nun darüber entscheiden, ob der 25-Jährige zum Schutz der Allgemeinheit dauerhaft in der Psychiatrie bleiben muss. Ein Urteil soll bereits am Freitag verkündet werden.