Duisburg. Mitten beim Überfall auf eine Tankstelle in Duisburg verlor ein Täter die Lust und ließ seine Komplizen im Stich. Jetzt steht er vor Gericht.

Blitzschnell hätte es eigentlich bei dem Überfall auf eine Tankstelle an der Kaiser-Freidrich-Straße in Duisburg-Marxloh gehen sollen. So will es der 52 Jahre alte Angeklagte zumindest geplant haben. Doch so lief es nicht. „Mir war das alles zu blöd“, so der Mann, der seine Komplizen kurzerhand im Stich ließ und einfach ging.

Die Anklage geht beim Prozessbeginn vor dem Landgericht Duisburg allerdings von einem anderen Tatgeschehen aus und ist sich sogar uneins mit dem Verteidiger, ob einer der beiden Komplizen eine Frau ist. Laut Staatsanwaltschaft erschien der in Grefrath geborene Angeklagte, der zuletzt keinen festen Wohnsitz hatte, gemeinsam mit zwei männlichen Mittätern am 5. April 2020 vor der Tankstelle. Während einer Schmiere stand, ging der Grefrather demnach mit dem anderen Komplizen in den Verkaufsraum.

Komplizen scheitern beim Raub an der Tankstellen-Kasse

Dort war allerdings niemand. Eine Tankstellen-Mitarbeiterin war im benachbarten Lagerraum beschäftigt. Während der Angeklagte ihr ein Messer zeigte und „Ganz ruhig, Geld her“ sagte, versuchte sein Begleiter vergeblich die Kasse aufzubekommen. Doch der Angestellten gelang es, den verdutzten Räubern die Tür zwischen Laden und Lager vor der Nase zuzuschlagen und zu flüchten. Die Räuber sollen sich mit Zigaretten begnügt haben, die sie in eine Tasche packten und damit abhauten.

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Der Verteidiger verwies allerdings auf die von der Polizei ausgewerteten Aufnahmen von drei Überwachungskameras. Danach war eine der Räuber eine Frau, die zunächst vor der Tankstelle zurückblieb, während zwei Männer hineingingen. Einer kam heraus, nachdem die Angestellte geflüchtet war. Der zweite Mann und die Frau machten sich anschließend vergebens an der Kasse zu schaffen, bevor sie die Zigaretten einpackten und flohen. „Es ist erstaunlich, dass nichts davon Eingang in die Anklage gefunden hat.“

Video-Aufnahmen widersprechen der Anklageschrift

Dafür passt die Beschreibung der Video-Aufnahmen aber exakt zu dem, was der Angeklagte berichtet. Zudem sei er von einem Komplizen gefragt worden, ob er bei der Sache mitmachen wolle. Seit Jahren rauschgiftsüchtig habe er sich darauf eingelassen. „Aus Angst vor den nächsten Entzugserscheinungen“, so der 52-Jährige. Mit dabei sei auch eine Freundin gewesen.

Doch es lief eben nichts wie geplant: „Die Angestellte war nicht an der Kasse, haute ab und der Mittäter kriegte die Kasse nicht auf.“ Als ihm klar geworden sei, dass seine Mittäter die Tankstelle dennoch nicht ganz ohne Beute verlassen würden, ging er einfach weg.

Ein Urteil soll in der kommenden Woche gesprochen werden. Sollten sich die Angaben des Angeklagten bestätigen, wird er wohl nicht wegen besonders schweren Raubes verurteilt.