Duisburg. Die Stadt bestätigt einen ersten Ausbruch mit der südafrikanischen Corona-Mutante in einer Gemeinschaftseinrichtung. 20 Infizierte in Werkstatt.
Ein Stadtsprecher hat einen ersten größeren Ausbruch mit Mutanten des Coronavirus in einer Gemeinschaftseinrichtung bestätigt. 20 Mitarbeiter der Duisburger Werkstattfür Menschen mit Behinderung (WfbM) sind positiv getestet worden, berichtet Geschäftsführer Alexander Schmanke. Sie arbeiteten alle in der Betriebsstelle Neumühl. In den Proben sei die südafrikanische Mutante B.1.351 nachgewiesen worden. Seit dem 11. Februar ist die Werkstatt an der Hölscherstraße geschlossen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft B.1.351 als „besorgniserregende“ Virusvariante ein, weil diese nach ersten Forschungserkenntnissen ansteckender als bislang zirkulierende Coronaviren sein soll. Die zuerst in Südafrika nachgewiesene Mutante war in Duisburg zuvor lediglich in Einzelfällen entdeckt worden.
Neumühl: Cluster mit südafrikanischer Variante in Duisburger Werkstatt
In der Werkstatt in Neumühl hatte das Gesundheitsamt die Infizierten laut Alexander Schmanke bei einem Reihentest am 9. Februar aufgespürt. Der Anlass für die Testung: Ein hauptamtlicher Mitarbeiter der Einrichtung habe sich zuvor mit Symptomen testen lassen und einen positiven Befund erhalten, sagte Werkstatt-Geschäftsführer Schmanke am Donnerstag unserer Redaktion (siehe Hinweise der Redaktion am Textende).
Von den infizierten Menschen mit Behinderung sei bei der allmorgendlichen Temperaturmessung vor der Testung keiner aufgefallen. Es handele sich um ein Cluster von Personen, die sich untereinander angesteckt haben, erläuterte der Geschäftsführer.
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Die Betriebsstelle wurde zwei Tage nach den Tests, am 11. Februar, vorübergehend geschlossen. Das Gesundheitsamt ordnete an, dass alle dort tätigen 280 Menschen mit Behinderung und deren Betreuer ihren Arbeitsplätzen fern bleiben sollen.
Und nicht nur sie: Zur Sicherheit mussten auch die 150 Mitarbeiter des Standortes an der Schlachthofstraße in Röttgersbach mehrere Tage pausieren – bis eine dort tätige Kontaktperson ersten Grades negativ getestet worden war. Entwarnung. Am Donnerstag, 18. Februar, konnten die meisten in Röttgersbach Beschäftigten wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
Gesundheitsamt überprüfte Hygienekonzept der Betriebsstelle
Die Neumühler Belegschaft dagegen muss noch länger pausieren. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes haben die Betriebsstelle Anfang dieser Woche besichtigt und deren Infektionsschutzkonzept überprüft, gibt Schmanke Auskunft. Einige Kleinigkeiten müssten geändert werden. Der Geschäftsführer nennt als Beispiel, dass die Werkstatt die Flaschen mit Desinfektionsmitteln gegen Spender mit Dosierpumpen austauschen müsse. „Und Zutritt zu sanitären Anlagen sollen zeitgleich nur drei statt sechs Personen haben.“
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Ende dieser Woche plane das Gesundheitsamt Nachtestungen. „Wenn wir keine weiteren Fälle haben, ist eine Wiederaufnahme des Betriebes Mitte kommender Woche denkbar“, so Schmanke. Vor dem 24. Februar jedoch sei dies ausgeschlossen. Zum Gesundheitszustand der Betroffenen sagte er am Mittwochabend: „Bis jetzt sind mir ausschließlich milde Verläufe bekannt.“
Duisburger Werkstätten waren zuletzt fünf Wochen coronafrei
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Von den rund 1200 Werkstatt-Mitarbeitern in Duisburg waren auf dem Gipfel der zweiten Corona-Welle im November bis zu 30 gleichzeitig infiziert, immer wieder mussten 2020 Bereiche vorübergehend schließen. „Seit dem Jahreswechsel aber waren wir sogar fünf Wochen komplett coronafrei“, blickt Schmanke zurück. In Neumühl hätten sich in der Pandemie vor dem B.1.351-Ausbruch lediglich einzelne Mitarbeiter angesteckt.
In den Werkstätten tragen nach Angaben des Betreibers alle Anwesenden medizinische Masken. „Besucher dürfen unsere Betriebsstellen nur mit einer FFP2-Maske und einem negativen Coronatestergebnis betreten, das nicht älter als 72 Stunden ist.“ Die Werkstätten führen zudem „mindestens einmal wöchentlich Reihenschnelltests für alle Mitarbeiter*innen durch“ – so schreibt es die Coronaschutzverordnung für die teilstationären Einrichtungen der Behindertenhilfe vor.
>> DUISBURGER WERKSTATT WILL IMPFZENRUM ORGANISIEREN
■ Geimpft sind die meisten Mitarbeiter der Duisburger Werkstatt noch noch nicht. Das sieht die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) festgelegte Reihenfolge erst später vor. Geschäftsführer Alexander Schmanke wirbt bei Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein und Stadtverwaltung dafür, dann „mit einem Impfzentrum in unseren Einrichtungen zu unterstützen“. Ein Vorteil: Die Menschen mit Behinderung müssten für ihren Pieks nicht ins ihnen fremde Impfzentrum im Theater am Marientor gebracht werden.
■ Die südafrikanische Virusvariante B.1.351 hat wohl weitere problematische Eigenschaften. Der Schutz durch Antikörper könnte laut RKI bei Personen reduziert sein, „die an der ursprünglichen Variante erkrankt waren oder einen auf dieser beruhenden Impfstoff erhalten haben“. Forscher in Johannesburg haben jüngst anscheinend nachweisen können, dass der Astra-Zeneca-Impfstoff AZD1222 unzureichend vor leichten bis mittelschweren Covid-19-Erkrankungen mit B.1.351 schütze.
Hinweis der Redaktion vom Donnerstag, 18. Februar, 13.15 Uhr: Eine erste Version dieses Artikels berichtete von einem „anlasslosen Reihentest“ des Gesundheitsamtes in der Werkstatt. Dies war nicht richtig: Der Anlass war laut Geschäftsführer Alexander Schmanke das positive Testergebnis eines Mitarbeiters. Die entsprechende Textstelle wurde überarbeitet.