Duisburg. Ein 37-Jähriger muss sich vor Gericht für den Diebstahl eines Lieferwagens verantworten. Paketbote berichtet von Verfolgungsjagd in der City.

Zum ersten Schreck dürfte für den Fahrer eines Paketdienstes der Schmerz gekommen sein: Als er am 28. August 2020 in der Duisburger Innenstadt gerade seine Ladung sortierte, setzte sein Wagen plötzlich zurück und warf ihn um. Der Mann am Steuer, der dort nun so gar nicht hingehörte, brauste mit dem Lieferfahrzeug davon. Nun muss sich der 37-Jährige wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz verantworten.

Der Paketfahrer erlitt bei der Tat eine Verletzung am Bein. Das hielt ihn aber nicht davon ab, seinem Fahrzeug nachzurennen. Er holte es an der nächsten Ampel ein und öffnete die Beifahrertür. Sein Versuch, in den Lieferwagen einzusteigen, scheiterte allerdings. Als der Angeklagte anfuhr, stürzte der Paketfahrer erneut. Dass er bei dem Vorfall nur leicht verletzt wurde, grenzt schon fast an ein Wunder.

Diebstahl in Duisburg: Paketfirma konnte Auto orten und Polizei zum Täter führen

Nach dem Diebstahl informierte der Paketfahrer sofort seinen Arbeitgeber. Das Paketunternehmen konnte denn Truck orten und die Polizei zu dem Wagen lotsen. Der bereits mehrfach vorbestrafte Angeklagte, der 2016 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland kam und zuletzt ohne festen Wohnsitz war, wurde festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Vor dem Landgericht gab der 37-Jährige das objektive Tatgeschehen unumwunden zu: Er habe eine günstige Gelegenheit genutzt, sich in den Wagen gesetzt und ihn mit Hilfe des steckenden Zündschlüssels gestartet. „Mein Mandant betont aber, dass er den Fahrer gar nicht wahrgenommen hat“, erklärte der Verteidiger beim Prozessauftakt. Um Auszuparken, habe der Dieb schlicht rückwärts setzen müssen. „Das war kein Vorsatz. Er wollte den Geschädigten nicht verletzen.“

Angeklagter soll psychiatrisch untersucht werden

Schon in der Vernehmung durch die Polizei hatte der Angeklagte entsprechende Angaben gemacht. „Weil der Mann immer aggressiver wurde, haben wir auf einen Drogenhintergrund getippt“, erinnerte sich ein Polizist. Zweifel an der geistigen Leistungsfähigkeit des 37-Jährigen hatte auch ein anderer Beamter, dem der Angeklagte erklärt haben soll, die Polizei habe ihm die Autoschlüssel für das Paketauto geschenkt.

Man darf gespannt auf die Ausführungen eines psychiatrischen Sachverständigen sein, der den Angeklagten bis zum nächsten Verhandlungstermin Anfang März auf seine Schuldfähigkeit untersuchen soll.

>>WEITERE ÜBERFÄLLE AUF PAKETBOTEN

  • Die Polizei ging im vergangenen Jahr mit weiteren Überfällen auf Paketboten an die Öffentlichkeit. In Obermeiderich konnte sich ein 25-Jähriger im November in seinen Lieferwagen retten und den Notruf wählen.
  • Im Januar 2020 verscheuchte ein Zusteller in Walsum ein Trio, das ihn bestehlen wollte, mit einem Warndreieck.