Duisburg. 240 MSV-Fans haben sich vor der Arena in Duisburg an einem lautstarken Protest beteiligt. Ihre Wut richtet sich auch gegen Vereinslegende Grlić.
In der Fan-Szene des MSV Duisburg brodelt es gewaltig. Ein eindrucksvoller Beleg: 240 Anhänger protestierten am Mittwochnachmittag vor dem Stadion mit einem lauten Dauer-Hupkonzert gegen die Talfahrt ihres Vereins. Nach der Entlassung von Trainer Gino Lettieri forderten sie auch vehement die Ablösung von Sportdirektor und MSV-Legende Ivica Grlić. Das MSV-Präsidium entschied sich jedoch dagegen (siehe Lokalsport). Der Graben zwischen Verein und Anhängern wird größer.
Nach der 1:3-Pleite der „Zebras“ gegen den FSV Zwickau hatte sich der Aufruf zur Protestaktion rasend schnell in sozialen Medien verbreitet. „Neuer Trainer und SD (Anm. der Redaktion: Sportdirektor): für eine sportliche Perspektive unseres Spielvereins“, hieß es in der Forderung. Ihr Ziel: „Wir wollen mit dem Hupkonzert unseren Unmut äußern und den Verein zum Handeln bewegen!“
Wut, Angst und Enttäuschung sind bei den Anhängern in den vergangenen Monaten gewachsen: Der verpasste Aufstieg in die Zweite Liga, der sportliche Absturz des Traditionsvereins im Herbst 2020 und die Verpflichtung des seit seiner ersten Amtszeit bei den Fans extrem unbeliebten Trainers Lettieri lasten sie vor allem Grlić an. Gespräche auf dem Parkplatz machten deutlich: Die Beliebtheitswerte der Vereinslegende sind im Rekordtempo in den Keller gerutscht, die Anhänger am Stadion stellten sich nun geschlossen gegen ihn. Viele Fans trieb nach eigener Aussage auch die Sorge davor an, dass ihr Herzensclub in die sportliche Bedeutungslosigkeit abstürzen könnte.
Hupkonzert vor MSV-Arena: Wut und Angst bei den Fans
Und so wollten die MSV-Fans am Mittwoch vor der Schauinslandreisen-Arena auch keine Zeit verlieren, obwohl da die Nachricht über die Entlassung des Trainers bereits durchgesickert war: 15 Minuten vor dem für 16 Uhr angekündigten Protest startete das Dauer-Hupkonzert.
120 Autos waren auf dem Parkplatz vorgefahren. In vielen Windschutzscheiben war roter Karton zu sehen. Einige Anhänger stiegen aus und hielten Rote Karten in die Höhe, auf die sie ihre Meinung geschrieben hatten: „Es reicht!“. „Vorstand raus“, skandierte eine Gruppe.
Auffällig: An dem Protest beteiligten sich nicht nur Vertreter aus Fanclubs. Auch Senioren und Familien steuerten bei tristem Wetter den Stadionparkplatz an.
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„Irgendwann müssen die Mannschaft und die Verantwortlichen doch aufwachen“, sagte Jens Weiler. Seitdem er zwölf Jahre alt ist, geht der 39-Jährige bei Heimspielen ins Stadion, begleitet die Mannschaft auch zu Auswärtspartien. „Ich habe die Sorge, dass es bei einem Abstieg nicht weitergeht“, erklärt der Walsumer mit Blick auf die Zukunft des finanziell angeschlagenen Drittligisten, der aktuell auf dem 19. Rang steht.
Einsatzleiter der Polizei: „Es war alles Corona-konform und friedlich“
Auch Marcel Korb (34) aus Wanheimerort ist seit seiner Kindheit Anhänger der Zebras und Dauerkarteninhaber. „Die Trainerentlassung ist hart, aber richtig. Ob das aber reicht, um hier die Wende zu schaffen, weiß ich nicht“, zeigt er sich skeptisch.
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Über 45 Minuten dauerte das Hupkonzert. Von Vereinsseite gab es vor Ort keine Reaktion, kein Entscheider trat aus der Drehtür der Arena.
Wer die Aktion vor dem Stadion ins Leben rief, ist unklar. Den Protest hatten die Fans nicht als Demonstration angekündigt. Die Polizei erfuhr aus den Sozialen Netzwerken und über ihre szenekundigen Beamten von den Planungen und war mit mehr als zehn Einsatzwagen vertreten. Beamte und Mitarbeiter des Ordnungsamtes patrouillierten zwischen den geparkten Autos, damit die Anhänger den Corona-Hygieneabstand einhielten.
Einige Fahrer waren entgegen der Aufrufe, zum Beispiel bei Facebook, auch aus den Autos ausgestiegen. Alle Anhänger trugen Masken. „Es war alles Corona-konform und friedlich“, zog der Einsatzleiter der Polizei Bilanz.
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Am Sonntag (13 Uhr) empfangen die Meidericher im Abstiegskampf den Tabellenletzten aus Lübeck.
Das Training des Drittligisten leitet vorübergehend Uwe Schubert, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.