Duisburg. Familie Schneider aus Duisburg hat vier Kinder im Homeschooling. Dabei macht die Familie ganz unterschiedliche Erfahrungen.
"Alle haben Unterricht, nur ich nicht." Als Ina Schneider diesen Satz von ihrem zwölfjährigen Sohn hört, ist sie geschockt. "Ich habe natürlich schon die ganze Zeit mitbekommen, dass Noah nicht viel zu tun hat, aber dass er es selbst auch als so negativ empfindet, hat mich dann doch sehr geärgert."
Kaum Online-Unterricht an der Gesamtschule Walsum in Duisburg
Noah besucht die siebte Klasse der Gesamtschule Walsum. Seine beiden Schwestern, 14 und zehn Jahre alt, gehen auf das Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken, sein siebenjähriger Bruder ist Schüler der Don-Bosco-Schule in Walsum. "Die beiden Mädchen starten jeden Morgen um 7.55 Uhr mit dem Online-Unterricht und sein kleiner Bruder setzt sich an den Schreibtisch, um seine Aufgaben für den Tag zu erledigen", sagt Ina Schneider. "Nur Noah hat im Grunde seit zwei Wochen kaum etwas zu tun." Mittlerweile setzt sich der Siebtklässler schon in die Konferenzen seiner Schwestern, erledigt verschiedene Dinge im Haushalt und hilft beim Ausbau eines Bauwagens. "Es ist nicht so, dass er unglücklich ist, aber er ist schulisch auf jeden Fall unterfordert. Für ihn fühlt sie das gerade wie Ferien und nicht wie Distanzunterricht an."
Keine Struktur im Distanzunterricht
Und genau das stört Ina Schneider, die sich mit ihrem Ärger an die Redaktion gewandt hat. Eine Struktur an der Gesamtschule Walsum gäbe es zumindest für die Klasse ihres Sohnes nicht. "Die Klassenlehrerin meldet sich zwar zweimal wöchentlich am Nachmittag, aber die anderen Lehrer stellen wahllos und unverbindlich irgendwelche Aufgaben online, deren Bearbeitung kaum eine Stunde dauert", sagt die Mutter, die sich auch auch noch über die Qualität der Unterlagen beschwert. "Manche Aufgaben kommen als schlechte Fotos von irgendwelchen PDF-Dateien über Iserv an, die Schüler wissen nicht, wann ein Lehrer zu erreichen ist und manche Aufgaben müssen noch nicht einmal zurückgeschickt werden."
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Ina Schneider ist selbst Lehrerin und weiß, dass die Organisation des Distanzunterrichts nicht leicht ist und auch viel von den technischen Möglichkeiten der Schule und der Schüler abhängig ist. "Trotz allem muss man sich doch um die Schüler kümmern", sagt Ina Schneider. "Ich finde es so wichtig, dass die Kinder den Kontakt zur Schule, zu den Lehrern und vor allem zu den Mitschülern halten."
1400 Kinder besuchen die Gesamtschule Walsum, 120 Lehrer sind dort tätig
Henning Korsten, Schulleiter der Gesamtschule Walsum, bekommt täglich Rückmeldungen von den Eltern. "Ich höre beziehungsweise lese die ganz Bandbreite", sagt der Schulleiter. Viele seien mit dem Ablauf des Distanzunterrichts zufrieden, andere überhaupt nicht. "Themen sind Videokonferenzen oder aber die Erreichbarkeit von Iserv. Wir haben unseren Server schon aufgerüstet und weichen mit den Konferenzen auf andere Anbieter aus, aber dennoch laufen sie über unseren Server und der ist hoffnungslos überlastet", erklärt Korsten. "Da hakt es teilweise enorm."
Zudem weiß Henning Korsten, dass seine Kollegen unterschiedlich mit den Aufgaben umgehen. "Die Lehrer sind natürlich verpflichtet, während der Unterrichtszeit erreichbar zu sein und sollen den Schülern auch Rückmeldungen geben, aber wie die Aufgabenstellungen an die Schüler ablaufen, ist nicht vorgegeben. Am besten ist es, wenn sich die Schüler oder Eltern direkt bei mir melden. Dann kann ich handeln."
>>> NEUE SERVER
● Laut Stadt Duisburg soll die Gesamtschule Walsum, wie auch einige andere Duisburger Schulen, leistungsstärkere Server bekommen.
● Problematisch ist derzeit aber die Verfügbarkeit solcher Hardware am Markt, heißt es bei der Stadt. Im Zuge der Neubeschaffungen soll zudem der Iserv-Server an der Gesamtschule Walsum durch ein leistungsstärkeres Modell ersetzt werden.
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