Duisburg. Kinder, die unter Dyskalkulie leiden, müssen individuell gefördert werden. Wie der Studienkreis dies im Corona-Lockdown in Duisburg versucht.

Während die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), auch Legasthenie genannt, allgemein anerkannt ist, haben Kinder, die unter einer Rechenschwäche leiden, immer noch das Problem, dass diese "Dyskalkulie" in den Schulen noch nicht als Leistungsschwäche gesehen wird. In Duisburg werden Schülerinnen und Schüler mit diesen Schwierigkeiten beim Rechnen vom „Studienkreis“ gefördert. In Zeiten des Corona-Lockdowns kümmern sich die Lehrerinnen und Lehrer des Nachhilfeinstituts online um diese Kinder. Projektmanagerin Silke Schwetschenau und die pädagogische Leiterin für den Bereich LRS und Dyskalkulie, Gabriele Ulke-Lampe, geben einen Einblick in ihre Methoden.

Dyskalkulie kann viele Ursachen haben. Betroffene Kinder können sich zumeist den Zahlenraum nicht als Mengen vorstellen. „Deshalb werden selbst scheinbar einfache Grundrechenarten häufig über das Abzählen mit den Fingern gelöst“, berichtet Gabriele Ulke-Lampe. Ein weiteres Problem der Betroffenen ist, dass im Deutschen die Zahlen nicht in der Reihenfolge gelesen werden, in der die Ziffern notiert sind.

Dyskalkulie: Kinder müssen individuell gefördert werden

Da die Beeinträchtigung des mathematischen Denkens und der Rechenfertigkeiten sehr unterschiedliche Ursachen haben kann, braucht jedes Kind eine individuelle Förderung. Meist wird in kleinen Arbeitsschritten gelernt, bis sich Kinder in einem Zahlenbereich oder einer Rechenoperation sicher fühlen.

Wichtig sei es auch, zu den Zahlen eine Anschauung zu vermitteln: Das erfolgt über bestimmte Materialien wie Rechenketten und Zahlbilder, die für Einer, Zehner oder Hunderter stehen. Gabriele Ulke-Lampe: „Zahlen und Mengen, die für Dyskalkulie-Kinder zu abstrakt sind, werden für die Kinder so anschaulich und begreifbar.“

Diese Lernmethoden mussten dann im März, als die Schulen geschlossen wurden, in einen Online-Unterricht übertragen werden, wie Silke Schwetschenau berichtet: In drei Wochen wurde ein Konzept für den digitalen Unterricht entwickelt. Da die Kinder die Visualisierung von Mengen und Zahlen benötigen, lag ein Eins-zu-Eins–Unterricht über Bildtelefon nahe.

Herausforderungen beim Online-Unterricht im Lockdown

Problematisch waren hier gelegentlich die fehlenden technischen Vorrausetzungen in einigen Haushalten. Schwetschenau erzählt: „Einige Kinder hatten zu Hause kein Tablett oder PC, sondern nur ein Handy. Auf solch einem kleinem Bildschirm war es sehr schwer, Modelle zu erkennen.“

Auf der anderen Seite zeigten die Eltern aber großen Einsatz, um ihren Kindern zu helfen. So wurden Tabletts angeschafft, und die Eltern arbeiteten sich in die Online-Technik ein.

Bei den Kindern kam der digitale Unterricht sehr gut an, denn feste Unterrichtstunden brachten etwas Struktur in den ansonsten schulfreien Tag. Selbst jüngere Kinder waren konzentriert bei der Sache, denn im Einzelunterricht machten sie die Erfahrung, dass der Lehrer nur für sie da ist und sie im Mittelpunkt des Unterrichts stehen.

In der Dyskalkulie-Förderung ist Kontinuität wichtig

Im normalen Mathematikunterricht erleben die betroffenen Kinder meist nur ihren eigenen Misserfolg und dass sie in Mathematik schlechter sind als die anderen Kinder. Im Förderunterricht wird ihnen die ganze Zeit geholfen, sie werden nicht benotet und sie denken: „Da ist jemand, der mich unterstützt!“, wie Schwetschenau erläutert: „Jede Förderstunde ist für die Kinder ein besonderes Erfolgserlebnis.“

Wichtig sei für die Kinder auch gewesen, dass sie trotz Schulschließung gemerkt haben, dass es im Förderunterricht weitergeht, denn in der Dyskalkulie-Förderung ist Kontinuität wichtig. Die Schüler sollten wissen: „Wir machen weiter!“

Die Erfahrungen des Online-Unterrichts will der Studienkreis auch für die Zukunft nutzen. Falls es noch einmal zu längeren Schulschließungen kommen sollte, ist man jetzt bestens vorbereitet.

Gleichzeitig plant man verstärkt Online-Unterricht für Schüler aus ländlichen Gebieten anzubieten. Für solche Kinder gibt es im näheren räumlichen Umfeld nicht so viele Fördermöglichkeiten wie für Kinder in Großstädten. Silke Schwetschenaus Fazit: „Für Jugendliche ist die Online-Kommunikation heute Alltag, das sollten wir auch für den Unterricht nutzen!“

>> STUDIENKREIS: KOMMERZIELLER ANBIETER

- Meist werden Eltern oder Lehrer auf die Rechenschwäche der Kinder aufmerksam. Mithilfe eines standardisierten Testes kann festgestellt werden, ob eine Dyskalkulie vorliegt. Selbst scheinbar einfache Rechenaufgaben wie die Addition zweier einstelliger Zahlen stellen betroffene Kinder mitunter vor große Probleme.

- Eltern können sich unter der Service-Nummer 0800 000 07 49 an den Studienkreis wenden, und einen kostenlosen Beratungstermin ausmachen und sich über eine Testung auf Dyskalkulie informieren. Die beim Studienkreis kostet 120 Euro.

- In Duisburg verfügt der Studienkreis über fünf Dyskalkulie-Zentren. Die Förder-Lehrkräfte erhalten durch den Studienkreis eine spezielle Qualifikation, die aus einer studienkreisinternen Schulung, Hospitationen, Supervisionen und einer weiteren Betreuung durch eine erfahrene pädagogische Leitung besteht. In der gängigsten Variante in der Kleinstgruppe belaufen sich die Kosten auf 165 Euro im Monat. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Kosten von öffentlichen Stellen übernommen werden.

- Die Studienkreis GmbH sitzt in Bochum. Das 1974 gegründete Nachhilfeunternehmen zählt hierzulande neben der Schülerhilfe zu den größten kommerziellen Anbietern von Nachhilfe.

- Für regulären Nachhilfeunterricht in Kleingruppen verlangt der Studienkreis, je nach Vertrag und Standort in Duisburg, zwischen 7,81 und 10,62 Euro pro Unterrichtsstunde. Informationen: www.studienkreis.de/nachhilfe-duisburg/