Duisburg. Da staunten die Ruhrorter nicht schlecht, als ein echtes Kamel durch ihr Viertel zog. Es war Teil einer Sternsinger-Aktion der Kirchengemeinde

Anfang Januar ist für gewöhnlich die Zeit der Sternsinger, die von Haus zu Haus ziehen und den Bewohnern den Segen des Herrn überbringen. Überflüssig zu sagen, dass dieser Brauch in diesem Winter ausfallen muss. Der Förderverein der katholischen Gemeinde St. Maximilian überlegte sich dennoch eine Alternative und organisierte nun eine Sternsinger-Tour durch Ruhrort. Die Heiligen Drei Könige begaben sich dabei auf die Spuren ihrer biblischen Vorbilder, denn sie zogen mit einem Kamel durch den Stadtteil.

Trampeltier aus dem Zirkus Busch spaziert durch Duisburg-Ruhrort

Da machten die Ruhrorter große Augen: Ein Trampeltier gehört nun wahrlich nicht zu heimischen Arten im winterlich-tristen Ruhrort. Völlig entspannt steht es auf dem Neumarkt und lässt sich von den Passanten, die für ein Foto herbeiströmen, nicht aus der Ruhe bringen. Samira, so sein Name, ist Menschen gewöhnt: Es gehört zum Zirkus Paul Busch, der derzeit in Oberhausen den Lockdown aussitzt.

Der Zweck der Aktion wird jedem Beobachter klar, wenn ihm die Begleitung des Kamels ins Auge fällt: Es sind Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige.
„Uns war klar, dass die Sternsinger-Aktion in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden können würde. Also haben wir überlegt, was man stattdessen machen kann“, sagt Michael Büttgenbach vom Förderverein der Kirche Sankt Maximilian.

Die Aktiven beschlossen in den Tagen vor Silvester, eine Gruppe von Sternsingern durch den Stadtteil laufen zu lassen. „Das Problem mit der begrenzten Personenzahl haben wir dadurch gelöst, dass alle Könige aus einem Haushalt stammen.“ Kayko, Andro und Luna Striescher sind Geschwister und in der Jugendgruppe der Gemeinde aktiv. So kamen sie schnell in die engere Auswahl und sagten auch rasch zu.

Zoo Duisburg sagte ab

Höhepunkt sollte aber die Begleitung durch ein Kamel sein. „Ich habe bei einer Kamelfarm am Niederrhein angerufen und im Zoo, die haben beide abgesagt. Ich bekam aber den Tipp, mal bei Zirkus Paul Busch nachzufragen“, schildert Büttgenbach. Der Zirkus kann aufgrund des Lockdowns keine Vorstellungen geben und leidet finanzielle Not. „Wir haben vereinbart, dass die gesammelten Spenden dem Zirkus zukommen, eine Win-Win-Situation“, resümiert Büttgenbach.

So ziehen Samira und Familie Striescher an diesem Sonntagvormittag durch Ruhrort, die Kinder strahlend vorneweg. Von der Kirche geht es zum Neumarkt und hinunter zur Kneipe Zum Hübi, wo die Schiffer die kleine Gruppe mit Posaunen und Hupen begrüßt. Viele Passanten bleiben stehen oder wollen Fotos mit dem Kamel machen, das sich mit Möhren belohnen lässt – natürlich mit Abstand. Einige stecken den Sternsingern Geld zu, andere werfen es vom Balkon in ihre Taschen.

Auch Kayko, neun Jahre, Andro, zehn Jahre und Luna, elf Jahre, sind ganz vernarrt in Samira – und dürfen sogar auf ihr reiten. „Sowas habe ich noch nie gemacht, das war echt toll“, schwärmt die Älteste hinterher. Auch die Heiligen Drei Könige zu spielen, habe ihr viel Spaß gemacht. „Kirche ist etwas Wichtiges und das gehört zu Weihnachten dazu. Es ist schön, dass wir anderen Menschen eine Freude bereiten können“, findet sie.

Spenden gehen an den gestrandeten Zirkus

Samira tue all der Rummel mal wieder ganz gut, sagt Henry Frank, Direktor des Zirkus Paul Busch. Seine Tiere und die Artisten harren derzeit am Brammenring in Oberhausen aus und warten auf das Ende des Lockdowns. „Die Tiere sind Menschen gewohnt, sie werden täglich von ihnen gefüttert. Es ist ungewohnt für sie, dass keine Vorstellungen stattfinden. Samira hat sich über die Abwechslung gefreut“, sagt er.

Rund 250 Euro an Spenden kamen an diesem Tag zusammen. „Für uns ist das sehr wichtig, wir haben ja keine Einnahmen. Deswegen freuen uns sogar über Futterspenden für die Tiere.“ Seine Artisten hätten zu Beginn der Pandemie je 3000 Euro staatliche Unterstützung unterhalten, was allerdings nicht reiche. Besucher seien am Brammenring herzlich willkommen, zum Füttern, zum Streicheln. Auch Kayko, Andro und Luna wollen demnächst einmal vorbeischauen und Samira wiedersehen.