Duisburg. Corona bracht sie auf die Idee: Biologin Sarah Mertes aus Duisburg hat eine App für das Hundetraining entwickelt. Sie ersetzt die Hundeschule.

Der beste Freund des Menschen ist – das Handy. Oder doch noch der Hund? In Duisburg gibt es rund 20.000 Hunde. Und damit ebenso viele Herrchen und Frauchen, die sich mit ihrem Liebling beschäftigen, ihn erziehen oder ihm auch ein paar Tricks beibringen. Bestimmt sind auch einige darunter, die das ein oder andere Problem mit ihrem Vierbeiner haben. Dafür gibt es jetzt die App „Pupy“ von der Duisburgerin Sarah Mertes. Sie ist Hundetrainerin – und liebt Hunde über alles.

App-Entwicklerin Sarah Mertes ist selbst mit Hunden aufgewachsen

„Wir hatten immer Hunde in der Familie. Mein Opa hatte einen großen Schäferhund“, erzählt sie, während sich die braun-gefleckte Australian-Shepherd-Dame Nala zu ihren Füßen legt. Sarah Mertes studiert Biologie und hat einen Bachelor. Sie schreibt Bücher mit ihrem Professor zum Thema Hundeforschung. Nach einigen Jahren in München als Hundetrainerin möchte sie nun aber zurück nach Duisburg. „Meine Familie lebt in Mündelheim und da will ich jetzt auch wieder hin. Das ist einfach meine Heimat“, sagt die 26-Jährige.

Im Frühjahr besuchte sie ihren Cousin in Duisburg, der in der App-Entwicklungsbranche arbeitet. „Corona kam gerade ganz stark auf. Die Hundeschulen machten dicht und das Training musste pausieren. Wir saßen draußen auf der Terrasse, unsere Hunde wuselten um uns herum und da kam mir die Idee, dass es doch eigentlich auch eine App fürs Hundetraining zu Hause geben müsste“, sagt Sarah Mertes.

Pupy-App hat 13 Kategorien für verschiedene Hundetrainings

Noch in der Nacht überlegte sie sich für die Pupy-Anwendung 13 Kategorien, die für verschiedenen Hundetrainings stehen. So können die Nutzer etwa wählen zwischen Welpenerziehung, Rückruftraining, Leinenführigkeit oder Allein bleiben. Auch Anti-Giftköder-Übungen oder Bürohund-Training werden angeboten. Mit über 200 Videos leitet Sarah Mertes dabei mit verschiedenen Hundetrainern und Hunden die User an.

In der App gibt es jeden Tag einen Tipp des Tages wie „Hunde können menschliche Geschichtsausdrücke deuten und unterscheiden Freude und Wut“. Außerdem erscheinen wissenschaftliche Fachartikel zum Thema Hundeverhalten, ab dem Frühjahr soll auch eine direkte Kommunikation zwischen Usern und Hundetrainern möglich sein. Wer dann ein konkretes Problem hat, kann einen Fachmann direkt über die App kontaktieren.

Hündin Nala hängt Wäsche ab und kann das Licht einschalten

Hündin Nala hat Sarah Mertes seit 2014. „Mittlerweile beherrscht Nala über 100 Tricks. Sie kann zum Beispiel die Waschmaschine ausräumen und die Wäsche in einen Korb legen. Auch Wäsche von der Leine kann sie abhängen. Oder sie macht das Licht an, wenn ich mit Einkäufen bepackt bin.“

Sarah Mertes hat beim Training immer den Spaß für Tier und Mensch im Kopf. „Australian Shepherds brauchen viel Auslauf, aber nach einem zweistündigen Spaziergang ist Nala zu Hause immer noch fit und fordert mich heraus. Da ist es gut, wenn man sie spielerisch in den Alltag einbindet. Dann ist der Hund viel ausgeglichener", berichtet die Trainerin. Tipps gibt es in der die aber auch für die ersten Tage mit einem neuen Hund schon Tipps in ihrer App geben will. „Gerade in Corona-Zeiten kann man ja nicht unbedingt so gut in eine Hunde- oder Welpen-Schule gehen. Das Training ist aber für die Bindung zwischen Mensch und Tier enorm wichtig."

Hundeerziehung: Alles funktioniert über Belohnung

Alles funktioniert über Belohnung. In der App arbeitet Sarah Mertes mit dem Klicker. „Ob dann noch ein Leckerchen folgt, muss jeder Hundebesitzer für sich entscheiden. Der Klicker ist wie eine Vorankündigung. Das ist ungefähr so, als wenn der Postbote schellt und wir uns schon mit dem Klingeln auf unsere neuen Schuhe im gelieferten Paket freuen“, sagt Sarah Mertes.

Die Trainingseinheiten lassen sich bequem in den Alltag einbauen. „Fünf bis zehn Minuten am Stück reichen vollkommen aus. Dann ist der Hund auch vom Kopf her beschäftigt. Er braucht etwas zum Denken, damit er auch geistig gefordert ist“, sagt die Hundetrainerin. So beuge der Mensch auch Langeweile und daraus folgenden schlechten Verhaltensweisen beim Haustier vor.

Auch in der App: Dehnübungen für die Muskulatur von älteren Hunden

Sarah Mertes will aber neben Besitzern von Welpen und Problemhunden mit ihrer mobilen Anwendung auch ältere Hunde oder solche mit Handicap erreichen, die vielleicht nicht mehr so mobil sind. „Wir zeigen in unseren Videos auch bestimmte Dehnübungen für die Muskulatur.“ Die junge Frau arbeitet nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und beziehe sich auf die neusten Studien aus der Hundeforschung. „Spielen mit dem Hund sorgt für eine qualitativ hochwertige Bindung“, sagt sie. Und Hündin Nala hebt wie zur Bestätigung kurz das Köpfchen.

>> PUPY IM APP-STORE: KOSTENLOSE LEKTIONEN UND BEZAHLINHALTE

„Pupy“ gibt es im App-Store. Enthalten sind einige kostenlose Inhalte, zum Beispiel für den ersten Tag mit einem Welpen zu Hause. Eine Premium-Mitgliedschaft kostet 9,95 Euro im Monat, für sechs Monate ist die App für 52,99 Euro zu haben und wer direkt ein ganzes Jahr bucht zahlt 82,99 Euro. Zum Vergleich: Ein Hundetrainer kostet pro Stunde zwischen 50 und 70 Euro. Eine Hundeschule nimmt zwischen 5 und 20 Euro pro Stunde.

In der App gibt es über 200 Videos aus 13 Kategorien für das Hundetraining. Auch Trick Dogging ist dabei: damit können Besitzer ihren Hunden Kunststückchen beibringen wie Licht anmachen, Fernbedienung bringen oder Türen öffnen.