Duisburg. Hybridunterricht oder Wechselunterricht? Wie es nach den Ferien in Duisburgs Schulen weitergeht, erklärt Duisburgs Bildungsdezernentin Neese.

Hinter den Duisburger Schulen liegt ein Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt wurde. Eine Ausnahme-Situation auch für die Bildungsdezernentin - Astrid Neese trat am 1. Mai ihr Amt als Beigeordnete an. Im Interview spricht sie über ihre eigene Lernkurve, langfristige Ziele und die Frage, die Schülern, Eltern und Lehrer aktuell bewegt: Wie geht es nach den Weihnachtsferien weiter?

Seit ihrem Amtsantritt im Mai verwalten Sie ein großes Dezernat. Reichen sechs Monate, um die Schullandschaft zu überblicken?

Astrid Neese: Durch den Amtsantritt in besonderen Zeiten war auch die Einarbeitung anders. Durch die zahlreichen Schulmails und Verordnungen war ich von Anfang an gefordert, mich in dieses komplexe Thema einzufinden und die maßgeblichen Akteure kennen zu lernen. Wir haben einen regelmäßigen Corona-Austausch als virtuelle Sitzung etabliert – das hat ganz gut funktioniert. Ich habe mittlerweile einen recht guten Überblick, aber angesichts von 126 Schulen mit 68.000 Schülern habe ich noch einiges vor mir.

Entzerrter Start und zusätzliche Busse für Duisburger Schulen

Die Pandemie hat die Arbeit an den Schulen geprägt. Welchen sind Ihre bislang wichtigsten Erfahrungen?

Ich bin sehr beeindruckt, dass Lehrer und Eltern die Ruhe bewahrt haben, sich den Herausforderungen gestellt haben. Dazu gehörten etwa die Schulmails, die das Ministerium regelmäßig Freitags nach Dienstschluss verschickt hat mit Maßnahmen, die bis zum Montag umgesetzt werden mussten. Wir haben als Schulträger unseren Beitrag leisten können, um die Anforderungen umzusetzen. Wir haben etwa den Schulbeginn entzerrt und zusätzliche Buslinien eingerichtet. Und das, wie ich finde, ich beeindruckender Geschwindigkeit. Wie haben versucht, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Wir haben den Spielraum genutzt, den das Land uns gegeben hat. Es war natürlich alles andere als ein optimaler Schulbetrieb.

Distanz-Unterricht in Corona-Hotspots künftig möglich

Wie geht es nun nach den Ferien weiter?

In seiner Mail vom Montag hat das Ministerium drei Szenarien aufgemacht. Dazu gehört die Möglichkeit, in Kommunen mit einem Inzidenzwert über 200 in weiterführenden Schulen Distanz- und Hybridunterricht und eingeschränkter Sportunterricht angeordnet werden kann – mit Ausnahme der Jahrgänge 5 bis 7 und der Abschlussklassen. Das ist ein Durchbruch, dafür haben wir lange gekämpft. Wir prüfen nun, wie wir mit diesem Rahmen umgehen. Damit haben wir eine gewisse Klarheit.

Sollte es ein Modell für alle Duisburger Schulen geben?

Wichtig ist es, das Infektionsgeschehen zu beeinflussen, dass die Klassen leerer werden. Ob nun durch wochenweisen Wechselunterricht oder Hybridunterricht, das sollte jede Schule selbst entscheiden. Die Voraussetzungen in den Schulen sind zu unterschiedlich. Wir haben 12.000 Tablets für die Schüler ausgeliefert, das kann dabei helfen.

Fast alle Duisburger Schulen haben nun Breitband-Internet

Bis zum Jahresende sollten alle weiterführenden Schulen in Duisburg an Breitband-Internet angeschlossen sein. Wird das so sein?

Ja, mit drei Ausnahmen, da wird noch bis in den Januar gearbeitet. Das haben wir gut umsetzen können.

Der Anschluss ist eine Sache, die interne IT-Aufrüstung bliebt ein großes Thema. Wie lange dauert es noch, bis leistungsfähige Technik verfügbar ist?

Bis es W-Lan in jedem Klassenraum gibt, wird es noch einige Zeit dauern. Wir versuchen, Zwischenlösungen zur Verfügung zu stellen. Die Vorbereitung wollen wir 2021 machen, die Mittel aus dem Digitalpakt werden wir rechtzeitig abrufen. Der Schwerpunkt der Umsetzung wird dann in 2022 und 2023 liegen. Wir reden über rund 900 Gebäude – vor 2024 werden wir die Arbeiten nicht abschließen. Wir wollen das Thema digitaler Unterricht kontinuierlich weiter ausbauen, es gibt dafür das Projekt „Lernen 25“ und die Kooperation mit dem Schulmedien-Zentrum.

Steigende Schülerzahlen: 33 weitere Klassencontainer sind bestellt

Die Pandemie überlagert andere Probleme der Schulen. Muss die Stadt nachlegen mit zusätzlichen Containerklassen?

Für das nächsten beiden Schuljahre haben wir noch einen Puffer für Notfälle. Für die zwei kommenden Schuljahre haben wir noch 33 Einheiten bestellt - die ersten sollen nach den Sommerferien nutzbar sein. Wir haben uns vorgenommen, den Ausbau von Schulraum deutlich zu forcieren. Aber das braucht Zeit. Solange kommen wir ohne die Container nicht aus.

Rund 200 Kinder und Jugendliche warten in Duisburg auf einen Schulplatz

Bis zu 400 Kinder hatten in der Spitze in diesem Jahr keinen Schulplatz. Wie ist die Lage aktuell?

Die Zahlen schwanken. Anfang Dezember waren es rund 200 Kinder. Die nächste zuverlässige Zahl bekommen wird zum Halbjahreswechsel. Es bleibt dabei, dass es viel Bewegung gibt bei der Zuwanderung – das macht die Planung weiterhin schwierig.

Neues Jahr, gute Vorsätze: Welche drei Themen stehen für die Schuldezernentin 2021 im Vordergrund?

Ich habe gelernt, dass sich nicht alles so schnell lösen lässt wie die Anschaffung von rund 18.000 mobilen Endgeräten. Wichtig bleibt der Ausbau der Ganztagsbetreuung. Auch die Ferienbetreuung – ich fände es gut, wenn wir da unsere Möglichkeiten ausweiten könnten. Eine Thema bleibt Aus- und Neubau der Schulen. Da wollen wir Anfang des Jahres wichtige Weichen stellen. Es bleibt eine große Herausforderung, das aus unterschiedlichen Förderprogrammen zu finanzieren. Ich würde mir wünschen, dass Bund und Land die Verfahren für Kommunen in der Haushaltssicherung vereinfachen. Denn letztlich haben doch alle das gleiche Ziel: Die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche in Duisburg zu verbessern.