Duisburg. Die Bewohner der Altenheime des Ev. Christophoruswerks haben in Duisburg die ersten Corona-Impfungen erhalten. So lief der Tag ab.
Das Wetter hätte an so einem wichtigen Tag bescheidener nicht sein können. Mit Regencapes und dicken Jacken geschützt werden die Bewohner der Altenheime des Evangelischen Christophoruswerks in Duisburg-Obermeiderich über den Hof in den Veranstaltungssaal geschoben. Das Haus ist das erste in Duisburg, das mit Impfstoff gegen Covid-19 versorgt wird. Seit Tagen liefen die Vorbereitungen.
Über Nacht hat Veranstaltungsmanager Werner Ginters, der sonst Märkte oder etwa den Innenhafenlauf organisiert, eine Infrastruktur hochgezogen, damit die ersten 180 Dosen verabreicht werden können. Er hat Luftfilteranlagen aufgestellt, Kabinen aufgebaut und Helfer mit Walkie-Talkies ausgestattet. Er ist froh, dass es für ihn während des Lockdowns etwas zu tun gibt.
Impfungen in Duisburg: 50 Mitarbeiter im Einsatz
Hinter den Kulissen sind etwa 50 Mitarbeiter des Christophoruswerks im Einsatz. Wer sich sonst um die IT kümmert oder am Empfang die Angehörigen begrüßt, holt nun die Bewohner ab und schiebt sie im Rollstuhl zum Impfzentrum. Auf Listen werden die Namen abgehakt. Noch bevor es zu „Frau Doktor“ geht, wird erst einmal Fieber gemessen. Wer erhöhte Temperatur hat, muss leider wieder umdrehen. Ist bisher aber noch nicht vorgekommen. Dieser Sonntag ist eine logistische Meisterleistung.
Im Minutentakt kommen die Senioren an. Stau an der Anmeldung. Marianne Strzeletz bleibt gelassen. Die 83-Jährige gehört zu den ersten. Sie hat ein schwarzes Kreuz auf die Hand gemalt bekommen, ihr Impfpass ist gut in Schutzfolie verpackt. Die Dame nimmt Medikamente, deshalb wird sie nach dem Pieks noch etwas beobachtet. Mit ihrem Hausarzt Mikhail Trofimov hat sie sich beraten lassen, ob die Impfung sinnvoll ist. „Wir sind das vorher mit unseren Patienten durchgegangen“, erklärt der Mediziner. Er kennt die meisten Bewohner, das macht es einfacher. Sein Team sowie andere Ärzte standen sofort parat, als Personal für den ersten Impf-Termin gesucht wurde.
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In einer Ampulle befindet sich Wirkstoff für fünf Impfungen. Bevor er allerdings auf eine Spritze aufgezogen wird, muss er im Labor aufbereitet werden. „BNT162b2“ muss noch mit Kochsalzlösung versetzt werden und darf danach nicht geschüttelt werden. „Sonst verliert er vielleicht seine Wirkung“, erklärt eine der Ärztinnen. Zu lange darf man mit dem Verabreichen auch nicht warten, auch das könnte dem Impfstoff schaden.
Die ersten 180 Dosen reichen für fast alle impfbereiten Bewohner
"Nicht alle wollen sich impfen lassen“, hat hingegen Marianne Strzeletz die Diskussionen unter den Nachbarn im Wohnbereich mitbekommen. Der Träger selbst hat sowohl die Senioren, aber auch Angehörige oder gesetzliche Betreuer informiert und die Impfbereitschaft abgefragt. „Mit den 180 Dosen können wir fast alle impfbereiten Bewohner versorgen“, erklärt Tim Liedmann, einer der Geschäftsführer des Duisburger Christophoruswerks. In einigen Häusern habe es zudem Corona-Fälle gegeben, sodass eine gute Immunisierungsquote erreicht werde.
Stadtdirektor Martin Murrack macht sich vor Ort ein Bild. „Es ist vorbildlich, wie das in so kurzer Zeit organisiert wurde. Das steht uns noch in vielen anderen Heimen bevor", erklärt er. Als Stadt wolle man zwar versuchen, zu unterstützen, die Infrastruktur bereit zu stellen, ist allerdings Sache der Träger. OB Sören Link meldet sich angesichts des besonderen Tags ebenfalls zu Wort: „Ich freue mich sehr, dass wir mit den Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen begonnen haben. Die vergangenen Monate waren für diese Menschen noch belastender, als für viele andere. Ich gehe fest davon aus, dass wir dieser Erfolgsmeldung in den kommenden Wochen und Monaten viele weitere hinzufügen können und so schnell wie möglich viele weitere Duisburger impfen werden.“
5890 Duisburger leben in Seniorenheimen
In Duisburg leben derzeit 5890 Menschen in entsprechenden Einrichtungen. Hinzu kommen noch einmal 5820 Mitarbeiter, die ebenfalls durch die Kassenärztliche Vereinigung geimpft werden sollen.
Christophorus-Geschäftsführer Tim Liedmann ist durchaus bewusst, dass dieser 27. Dezember in die Geschichtsbücher eingehen könnte. Aber neben die Eingangstür haben sie folgenden Satz geschrieben: „Wir wollen ein offenes Haus bleiben.“ Die Impfung soll ein erster Schritt dazu sein. Für Dienstag wird der nächste Impfstoff erwarten – und in drei Wochen bekommen Marianne Strzeletz und die anderen die zweite Dosis.