Marisa Heckner startete im September zum eigentlich für sechs Monate geplanten Schüleraustausch in die USA. Nun hat die 16-Jährige vom Mannesmann-Gymnasium den Aufenthalt auf ein Jahr verlängert. Sie berichtet regelmäßig aus Seattle an der Westküste.
„Ich erlebe eine wunderbare und aufregende Zeit, in der ich neue Erfahrungen sammle und mich weiterentwickele. Ein ziemlich großes Ereignis im letzten Monat war Thanksgiving. Wir haben es mit der Familie gefeiert.
Es gab das typische Essen: Truthahn, Stampfkartoffeln und Johannisbeersoße und zum Nachtisch Kürbiskuchen. Den restlichen Abend haben wir einen Film geguckt, da man außer Sitzen zu nichts mehr in der Lage war. Am 11. Dezember feiern die Juden Chanukka. Ich wurde von der Familie einer Freundin eingeladen, es mit ihnen zu verbringen.
Wir haben die traditionellen Kerzen zusammen entzündet, jüdische Spiele gespielt und natürlich gegessen. Im Anschluss gab es dann Geschenke und selbst ich wurde von der Familie beschenkt. Somit habe ich mein erstes Chanukka erlebt und es war ein richtig schöner Abend. In den USA werden andere Kulturen, Bräuche und Religionen viel mehr ausgelebt als in Deutschland. In meiner High School hatten wir eine ganze Woche, um andere Kulturen zu feiern und deren Bräuche kennen zu lernen inklusive der Speisen.
Ich habe hier sehr viele gute Freunde kennen gelernt. Einige durch die Schule, durch meine Austauschorganisation oder auch über Freunde. Was mir besonders viel Spaß macht, ist nicht nur amerikanische Leute kennen zu lernen, obwohl das eigentlich das Ziel meiner Reise in die USA war, sondern auch Jugendliche aus anderen Ländern wie Italien, Spanien, Brasilien und viele mehr. Es ist schön, Freunde auf der ganzen Welt zu haben, das macht es einfacher zu reisen.
Meine beste Freundin hier jedoch kommt aus Amerika. In meiner Freizeit unternehme ich viel mit Freunden. Wir gehen einkaufen in Downtown oder einfach zusammen Kaffee trinken oder Sushi essen. Die Jugendlichen hier gehen auch sehr oft ins Kino. Mit meiner Gastmutter und meiner Gastschwester gehe ich ins Fitnessstudio, um wenigstens ein bisschen in Form zu bleiben, was sehr schwer ist.
Drei Sonntage im Monat hält meine Gastfamilie einen Kindergottesdienst. Das heißt, sie übersetzen die Bibel zusammen in verständliches Englisch, malen und basteln, während die Eltern in der Kirche sind. Meistens komme ich mit, aber manchmal bevorzuge ich es auszuschlafen. Die Familien, die ich bisher kennen gelernt habe, sind sehr prüde. Meine Gastmutter meint, dass man sechzehn sein muss, um mit einem Jungen auszugehen. Andere Jugendliche dürfen erst ausgehen, wenn sie im College sind.
Wenn ich ihnen dann erzähle, dass wir keine wirklichen Regeln in Deutschland haben, sind sie sprachlos. ,Ich dachte immer, Amerika wäre das Land, in dem alles erlaubt ist', war eine der Reaktionen. Nun kommen die Festtage immer näher und die ganze Stadt ist dekoriert. Die Häuser in meiner Nachbarschaft sind mit bunten Lichtern nur so behangen.
Downtown sieht alles doch ein wenig geschmackvoller aus. Tannenbäume mit weißen Lichtern und roten Schleifen, wo das Auge hinschaut. Das Einzige, was mir fehlt, ist ein Weihnachtsmarkt. Ich vermisse die vielen Gerüche und Stände mit Dekoration und Leckereien. Aber was mir am meisten in dieser Zeit fehlt, ist meine Familie.”