Duisburg. Das Bildungsministerium hält trotz Corona am Sprachtest Delfin 4 für Vierjährige fest. In Duisburg üben GEW, VBE und Schulleiter Kritik.
Jedes Jahr wird das Sprachvermögen von Vierjährigen in Kindertagesstätten getestet, um die Sprachförderbedarfe zu ermitteln. An diesem „Delfin 4“ genannten Test hält das Bildungsministerium NRW trotz Corona auch in diesem Jahr fest. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Duisburg nennt das „skrupellos“. Auch der Verband Bildung und Erziehung äußerte sich kritisch.
Denn getestet werden nicht nur die Kita-Kinder, sondern auch all jene, die noch nicht in einer Betreuung sind. Nach Angaben der Gewerkschaft handelt es sich in Duisburg um rund 1000 Kinder, die keinen Kita-Platz haben und von Grundschullehrern getestet werden sollen.
Deutliche Kritik der Schulleiter am Festhalten an Delfin 4
Öffentlich mag sich kein Schulleiter äußern, nur anonym wird deutliche Kritik geübt, weil die Belastung in den Schulen durch Quarantäne- und Krankheitsfälle ohnehin schon hoch ist. Schwierig sei auch die Testsituation, weil „verängstigte Vierjährige in einem fremden Raum vor einem fremden Lehrer sitzen, der eine Maske trägt“, beschreibt ein Lehrer. Und schließlich sei schon die Einladung zum Test eine Herausforderung, weil manche Familien nicht erreichbar seien, die Briefe nicht verstehen, Vorbehalte gegenüber Behörden haben oder schlicht den Termin vergessen.
Das Ministerium riskiere die Gesundheit von 1000 Kindern, deren Familien und 1400 Beschäftigten der Grundschulen und deren Angehörigen, sagt die GEW Duisburg. Wegen der Pandemie habe man lediglich den Zeitraum für die Tests verlängert.
Pragmatische Lösungen sind laut Ministerium rechtlich nicht möglich
Die Idee, die stärker belasteten Schulen im Norden für die Tests mit Lehrern aus anderen Stadtvierteln zu unterstützen – einzelne Schulen müssen nach Gewerkschaftsangaben über 100 Kinder testen – scheitert womöglich ebenfalls an der Praxis: Eine Schulleiterin winkte dankend ab, weil sie „während einer Pandemie nicht noch mehr schulfremde Personen im Haus“ haben wollte.
Im Vorteil sind immerhin jene Schulen, die bei den Kommunalwahlen im September als Wahllokal dienten: Sie konnten die Plexiglasscheiben behalten, um sich während des Delfin-4-Tests damit zu schützen.
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Den Gewerkschaftern schwebte eine Lösung vor, die die vielen Kontakte verhindern und dennoch Sprachförderung ermöglichen würde: „Die Sprachfördermittel, die für 2019 ausgeschüttet wurden, werden für 2020 in gleicher Höhe ausgezahlt“, erklärt die GEW. Duisburg würde dadurch zwar benachteiligt, weil die Zahl der Kinder ohne Kita-Platz steigt, aber so könnte man wenigstens verhindern, dass das Infektionsgeschehen beschleunigt wird. Rechtlich sei dies aber nicht möglich, zitiert der VBE das Prüfungsergebnis des Ministeriums .
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