An Rhein und Ruhr. Wegfall der Quarantäne für Reiserückkehrer und ein Impfstoff in greifbarer Nähe. Welche Auswirkungen hat das auf die Reisebranche in der Region?


Erst zwei Wochen an den sonnigen Sandstrand, dann zehn Tage in heimische Quarantäne. Oder gar noch am Ferienziel wegen
Corona
das Hotelzimmer nicht verlassen dürfen. Dieser Gefahr wollten sich viele Menschen im Sommer nicht aussetzen und blieben lieber zu Hause, statt in den Urlaub zu fahren oder zu fliegen. So blieben die Kunden den Reisebüros fern, die Reiseveranstalter mussten auf Gäste verzichten und auf den Flughäfen blieben die Passagiermaschinen oft direkt am Boden.

„Wenn die Rahmenbedingungen ungefähr so bleiben, wie sie jetzt sind, rechnen wir für 2020 in etwa mit 70 oder 75 Prozent weniger Passagieren als 2019“, heißt es aus der Pressestelle des Düsseldorfer Flughafens. Im vergangenen Jahr hatte der Flughafen mit 25,5 Millionen Passagieren das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte verzeichnet.

Dann folgte der coronabedingte Fall. Auch am Flughafen Köln-Bonn sanken die Zahlen – teilweise bis auf zehn Prozent des Vorjahresniveaus. Es blieben also 90 Prozent der Fluggäste aus. Nach einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen verlieren die Flughäfen bundesweit zehn Millionen Euro am Tag und rechnen mittlerweile mit drei Milliarden Euro Minus.

Noch kein Aufschwung durch den Quarantäne-Wegfall


Dass die Quarantäne-Pflicht für Reiserückkehrer in Nordrhein-Westfalen zwischenzeitlich durch das Oberverwaltungsgericht in Münster gekippt wurde, scheint bisher noch keine Auswirkungen zu haben. „Ein spürbarer Aufschwung nach dem Ende der Quarantänepflicht macht sich bislang nicht bemerkbar“, heißt es vom Flughafen
Düsseldorf
.

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Auch bei Alltours in Düsseldorf und Schauinsland Reisen in
Duisburg
hat kein spontaner Ansturm auf Reiseangebote eingesetzt. „Da die meisten Buchungen zurzeit kurzfristig eingehen, werden ohnehin Urlaubsregionen gebucht, in denen keine Quarantänepflicht galt“, sagt Andreas Rüttgers, Leiter Flugtouristik bei Schauinsland Reisen. So sind die Kanarischen Inseln zurzeit ein beliebtes Reiseziel. Hier liegen auch die Coronazahlen klar unter den Werten in Deutschland. „Inzwischen liegt der 7-Tage-Wert für die Kanaren deutlich unter 40 und in Gran Canaria sogar unter 20“, berichtet Thomas Daubenbüchel, Pressesprecher von Alltours.


Allerdings gelten, selbst wenn sich Reiserückkehrer in NRW nicht mehr automatisch in eine zehntägige Quarantäne begeben müssen, noch immer erhebliche
Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr
. Doch es gibt einen Silberstreifen am Horizont: das kommende Jahr.

Kunden buchen schon ihren Sommerurlaub für 2021

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Ob es der Wegfall der Quarantäne ist oder der angekündigte Impfstoff oder einfach die Reiselust – es wird schon fürs neue Jahr gebucht. „Ich kann einen Aufschwung erkennen, was den Sommer 2021 angeht“, sagt Julia Vowinkel-Hochstay, Leiterin des Reisebüros Ankerplatz in
Voerde
. Mehrere Kunden hätten bereits ihren Sommerurlaub fürs kommende Jahr gebucht.


Sie hofft allerdings darauf, dass einige Reisewillige auch noch in diesem Winter in die Ferne möchten. „Ich glaube, es würden mehr Menschen buchen, wenn es klare Regelungen gäbe“, sagt sie. So fehlen ihr etwa klare Aussagen in Sachen Beherbergungen für die Weihnachtszeit und zum Ski-Tourismus nach dem 20. Dezember. So bleibt der
Reisebranche
vor allem das Hoffen auf das kommende Jahr.

>>>Milliardenausfälle in der Tourismus-Branche


Nicht allein
bei den Flughäfen sind durch Corona große Löcher in den Kassen vorhanden.


Der Deutsche Tourismusverband
meldete Anfang November Umsatzausfälle von 46,6 Milliarden Euro für die Tourismusbranche in Deutschland.


Tourismus NRW
meldete für den Zeitraum von Januar bis August rund 15 Millionen weniger Übernachtungen im Bundesland als noch im Vorjahr – ein Minus von 42,7 Prozent.


Die Branche
hofft auf andere Regelungen für das Jahr 2021.