Duisburg. Mit Hoffnung, aber auch neuen Sorgen blickt der Corona-Krisenstab auf neue NRW-Regeln für Hotspots – und auf 166 Covid-Patienten in den Kliniken.
Für Donnerstag meldeten vier NRW-Städte und -Kreise höhere Sieben-Tage-Inzidenzen als Duisburg. Das betonte der Leiter des Corona-Krisenstabes, Paul Bischof, am Freitag im Ratssaal beinahe, als wäre es eine Erfolgsmeldung. Dort, wo aus Infektionsschutzgründen nicht mal mehr der Haupt- und Finanzausschuss des Rates tagen darf, informierten erstmals seit Mai mehrere Führungskräfte bei einer Pressekonferenz über die Corona-Lage im Dauer-Hotspot – und über die gigantischen Herausforderungen durch die bevorstehenden Massen-Impfungen. Oberbürgermeister Sören Link lobte erneut „die sehr gute Arbeit“ der städtischen Mitarbeiter und entschuldigte sich für Fehler der Verwaltung, etwa im Gesundheitsamt, „in der Hitze des Gefechts“.
Bewertung des aktuellen Infektionsgeschehens
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Immerhin: Die Neuinfektionsrate ist binnen einer Woche von 268,5 auf 225 gesunken. Die Zahl der Todesopfer steigt jedoch wie berichtet nun schneller. „157 Tote in Duisburg – diese Zahl tut richtig weh“, sagte Paul Bischof . Nur Köln (230 Tote bei 1.087.863 Einwohnern) und die Städteregion Aachen (275 Tote/557.026 Einwohner) verzeichnen mehr Todesopfer. 70 der 157 Duisburger Opfer waren in Seniorenheimen untergebracht. Nur vier der Opfer seien jünger als 50 Jahre gewesen (wir berichteten).
„Aber wir haben das exponentielle Wachstum gestoppt und sind auch auf dem Weg nach unten“, sagt Bischof. Gesundheitsamtsleiter Ludwig Hoeren sprach von einer „leichten Stabilisierung, wir trauen dem noch nicht“.
Ein Grund für den Rückgang könne die reduzierte Anzahl an Tests sein, nachdem das Robert Koch-Institut (RKI) die Vorgaben geändert habe. In Duisburg wurden außerhalb von Krankenhäusern und Arztpraxen so vom 28. Oktober bis 3. November noch 7078 Abstriche genommen, zuletzt waren es knapp 5000 pro Woche.
Die Lage in den Duisburger Krankenhäusern
„Die zweite Welle ist ein Tsunami“, sagt Gesundheits- und Feuerwehrdezernent Ralf Krumpholz . Dieser Tsunami spüle nun mehr schwer Erkrankte in die Kliniken: „Am 1. Oktober wurden in Duisburg 18 Patienten stationär behandelt, jetzt sind es 166.“ Das Problem sei nicht die Zahl der Betten und Intensivplätze, „sondern dass es möglicherweise nicht ausreichend Pflegepersonal gibt“.
Ein „Drei-Stufen-Plan“ sehe vor, „dass wir Sanitäter der Feuerwehr schicken, falls Pflegepersonal knapp wird.“ Das Ende März in der Helios Rhein-Klinik eingerichtete Behelfskrankenhaus könne notfalls binnen einer Woche belegt werden.
So kämpft das Gesundheitsamt bei der Kontaktpersonennachverfolgung
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Laut RKI ist eine Kontaktpersonennachverfolgung ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 für Gesundheitsämter kaum noch möglich. „Ab dem letzten Oktober-Drittel hätten wir ohne Hilfe von außen noch mehr Schwierigkeiten gehabt als ohnehin schon“, blickt Hoeren zurück. Mit inzwischen 150 Einsatzkräften könne sein Team nun pro Tag bis zu 200 Infizierte und deren Kontaktpersonen anrufen.
Die Belastung verdeutlichte er mit diesen Zahlen: „Bis zum 1. Oktober hatten wir 3000 Infektionen, im Oktober allein 3000, im November über 4000.“
Oberbürgermeiste Link appellierte an Vernunft und Unterstützung Betroffener. Infizierte und Kontaktpersonen „sollten sich selbst in Quarantäne begeben – und nicht darauf warten, bis das Gesundheitsamt anruft“.
Die Lage in den Schulen
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Laut Ludwig Hoeren gab es am Freitag 118 aktive Corona-Fälle an Schulen, darunter seien 13 Erwachsene. 600 Schüler und Lehrer stehen zurzeit unter Quarantäne. Aber es gebe „in den Schulen keine Cluster, keine massiven Ausbrüche“.
NRW-Vorgaben für Hotspots
Mit Sorge erwarte die Stadt einige der geplanten Vorgaben des Landes für Städte und Kreise mit Inzidenzwerten über 200, so Amtsleiter Hoeren: „Wenn wir künftig bei infizierten Schülern immer grundsätzlich die ganze Klasse in Quarantäne schicken und noch schnell testen sollen, frage ich mich, wer das machen soll.“
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Zum Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Lernen auf Distanz hofft OB Link auf eine Entscheidung des NRW-Ministeriums, „die es den Schulen erlaubt, individuelle Konzepte des hybriden Unterrichts umzusetzen“ (zum Bericht).
Welche Landesregeln Hotspots wie Duisburg aus Links Sicht sonst noch helfen könnten? „Wir wollen klare Vorgaben, einheitliche Regeln, mehr Zeit zur Vorbereitung.“ Der OB findet: „Wir haben kein Regelungs-, sondern ein Kontroll- und Umsetzungsproblem.“ Er hofft auf Unterstützung bei den Corona-Kontrollen – durch die Polizei: „Jeden Tag kontrollieren in Duisburg 50 Mitarbeiter. Die können in einer Großstadt gar nicht überall präsent sein.“
Corona-Impfstoff: 4300 Corona-Impfungen täglich
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Nach dem Erlass der Landesregierung NRW sollen in Duisburg ab dem 15. Dezember täglich 4300 Impfungen gegen das Coronavirus durchgeführt werden können – sofern dann ein Impfstoff zur Verfügung steht. Das sind die Pläne von Feuerwehr und Gesundheitsamt Duisburg für die bevorstehenden Massenimpfungen.
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