Duisburg. An Duisburger Berufsschulen gibt es ein erhöhtes Infektionsgeschehen. Beschwerden über Regelbrecher. Stadt bittet Bezirksregierung um Hilfe.

In acht Tagen hat das Gesundheitsamt der Stadt Duisburg 61 Corona-Infektionen an weiterführenden Schulen gezählt. 31 Infektion davon, damit etwa die Hälfte, entfallen laut der übermittelten Zahlen des Amtes für Kommunikation auf die Berufsschulen der Stadt.

Und das, obwohl der Anteil der Berufsschüler im Vergleich zu Schülern anderer weiterführender Schulformen in Duisburg deutlich geringer ist. 15.880 Schüler an Duisburger Berufskollegs standen laut dem Amt für Schulische Bildung 30.340 Schülern an Real-, Sekundar-, Gesamtschulen sowie Gymnasien im Schuljahr 19/20 gegenüber.

Corona an Berufsschulen: Stadt Duisburg bittet Bezirksregierung um Hilfe

Auch die Verwaltung scheint über das Infektionsgeschehen besorgt zu sein: Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt, hat sie die Bezirksregierung darum gebeten, „die Schüler aller Berufsschulen in Duisburg über die jeweiligen Schulleitungen nochmals zur Einhaltung der Corona-Regeln aufzufordern.“

Corona- 23 Fälle in acht Tagen an Duisburger Grundschulen Dass etwa Abstandsregeln rund um die Schulgelände gebrochen werden, zeigen mehrere Leserreaktion. So soll es etwa am Gertrud-Bäumer-Berufskolleg vermehrt zu größeren Ansammlungen von Schülern gekommen sein, berichtet eine Leserin. Die Berufsschule in unmittelbarer Nähe zum Ludgeriplatz hat im Zeitraum vom 5. bis zum 12. November sieben Corona-Fälle bei Schülern gemeldet. Die Leitung wollte sich zum vermehrten Infektionsauftreten auf Anfrage der Redaktion nicht äußern und verwies auf die Bezirksregierung Düsseldorf.

Berufsschulen: Beschwerden über keine Abstände und Mund-Nase-Bedeckungen

Sorgen machen sich auch Anwohner des Bertolt-Brecht-Berufskollegs im Duisburger Süden. In großen Gruppen sollen Schüler vor dem Schulgelände am Straßenrand stehen. Seit Wochen beobachtet eine Duisburgerin, die anonym bleiben möchte, die Situation an der Straße Am Ziegelkamp. Am 26. Oktober habe sie 80 junge Erwachsene gezählt, die sich an keinerlei Schutzmaßnahmen hielten. Eine Woche später, so ihre Aussage, ein identisches Bild: „Massen stehen Kopf an Kopf zusammen ohne Maske. Ein maximales Risiko für alle“, ärgert sich die Duisburgerin.

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Bertolt-Brecht-Berufskolleg: Schulleiter appelliert an Schüler

Das Bertolt-Brecht-Berufskolleg besuchen laut Schulordnung rund 2000 Schüler. Mit den spezialisierten Fachrichtungen – etwa Verkehr-, Kälte- und Klima- sowie Elektrotechnik, hat die berufsbildende Schule ein Einzugsgebiet weit über Duisburgs Standgrenzen hinaus. Das zeigen auch die unzähligen Firmenwagen, die oft am Schulgelände geparkt werden, so die Frau. „Die Schüler kommen etwa aus Düsseldorf, Ratingen oder Köln.“ Ihre Sorge: Das Virus kann sich bei einer Ansteckung in der Schule schnell in vielen Städten und Betrieben verbreiten. „Ich habe einige Firmen kontaktiert, damit sie die Schüler in die Verantwortung nehmen.“

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Seine Schüler in die Verantwortung nehmen, dass möchte auch der Schulleiter des Bertolt-Brecht-Berufskollegs. Gegenüber der Redaktion wollte er zwar keine Stellung beziehen, seine Haltung zu den Vorkommnissen rund um das Schulgelände wird jedoch mit einem eindringlichen Appell an die Schüler deutlich.

Es gelten „die Corona-Schutzverordnung und der gesunde Menschenverstand“

So heißt es auf der Internetseite des Berufskollegs in einer an die Schüler gerichteten Nachricht : „Zur Zeit geben wir als Schule kein gutes Bild ab. Auch wenn Sie den Schulhof verlassen, gilt die Corona-Schutzverordnung und der gesunde Menschenverstand. Es macht wenig Sinn, wenn wir im Unterricht und auf dem Schulhof die Masken nutzen und in den Pausen zu Dutzenden am Straßenrand ohne Masken und Abstand so tun, als ginge Corona uns nichts an.“

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Der Schulleiter appelliert an die jungen Erwachsenen, eine Maske zu tragen und Abstand zu halten – auch wenn das Schulgelände verlassen wird. „Erinnern Sie sich gegenseitig an diese Regeln.“

Stadt Duisburg kündigt Kontrollen an – Ordnungsamt handelt bereits

Wie die Stadt auf Nachfrage in der vergangenen Woche mitteilte, ist das „Bürger- und Ordnungsamt stichprobenmäßig im gesamten Stadtgebiet unterwegs und wird auch am Bertolt-Brecht-Berufskolleg die Einhaltung der Corona-Regeln überprüfen.“ Bereits am vergangenen Montagmorgen soll dies der Fall gewesen sein: Das Ordnungsamt soll kontrolliert haben, so die Duisburgerin, die morgendlich am Schulgelände vorbei fährt. „Viele Schüler haben eine Maske getragen und Abstand gehalten“, so ihr positiver Eindruck.

>> DAS SAGT DIE BEZIRKSREGIERUNG ZU DER SITUATION AN BERUFSKOLLEGS

  • Angesprochen auf die Fallzahlen an Berufskollegs in Duisburg teilt eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf mit, dass die Bewertung des Infektionsgeschehens Aufgabe des zuständigen Gesundheitsamtes sei. Das schulfachlich zuständige Dezernat sei aber im engen Austausch mit den Schulen, heißt es aus Düsseldorf, um die Schulleitungen bezüglich der besonderen Herausforderungen in der Corona-Pandemie zu beraten und zu unterstützen. „Die Berufskollegs setzen in Zusammenarbeit mit dem Schulträger die Infektionsschutzmaßnahmen gewissenhaft und sorgfältig um“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
  • Mit Blick auf das Hilfegesuch der Stadt Duisburg teilt die Bezirksregierung mit: „Als Schulaufsicht haben wir die Schulleitungen gebeten, angesichts der hohen Inzidenzwerte die Schülerinnen und Schüler nochmals für die notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen – nicht nur auf dem Schulgelände, sondern auch im Nahbereich der Schule – zu sensibilisieren.“