Duisburg. Ein internationaler Chansonabend begeistert das Publikum im Duisburger Stadttheater. Das Trio besticht mit Gefühl und musikalischem Gespür.
Das Dreiländereck bei Aachen ist weithin bekannt. Das „Weimarer Dreieck“ fristet hingegen wohl eher ein Nischendasein, dabei widmet sich das 1991 gegründete politische Forum dem wichtigen Thema der guten Nachbarschaft zwischen Polen, Franzosen und Deutschen. Wortwörtlich auf die Bühne gestellt wurde dieses Forum am Sonntag im Duisburger Stadttheater von einem „musikalischen Dreiländereck“, ist Musik doch die schönste Form der internationalen Kommunikation. So gab es für das Publikum im Opernfoyer polnische, französische und deutsche Chansons – vor allem aber einen Abend nackter, begeisternder Musikalität unter dem Titel „Jezely milość ješt – wenn es Liebe ist“ .
Musikalische und sprachliche Vielfalt im Duisburger Opernfoyer
Mit der gebürtig polnischen Sängerin Jolanta Wolters, dem niederländischen Pianisten Wim Naus und dem deutschen Cellisten Friedemann Pardall steht die Besetzung des Abends der Internationalität des Programms um nichts nach. Gleich die ersten drei Chansons „D’Allemagne“, „Mutter, hast du mir vergeben“ und „Niecj zyje bal“ berühren, teilweise auf mehrere Arten und Weisen, die drei musikalischen Gastgeberländer.
Auch interessant
Vom ersten bis zum letzten Stück des Liederabends überzeugt das Trio vor allem mit seiner überbordenden Musikalität. Das filigrane, perlende Klavierspiel von Wim Naus gewinnt durch das sangliche Cello Pardalls eine weitere Facette, ausdrücklich ist der niederländische Musiker für seine Leistung in der schweren Kunst der Liedbegleitung zu loben: Stets der Grundstimmung des Liedes angepasst, mit schweren Blockakkorden wenn tonale Gewalt gefordert ist oder mit verspielten Arpeggien, wenn das sanfte Flüstern von Jolanda Wolters nur ganz minimaler Untermalung bedarf.
Trio überzeugt mit Stilvielfalt
Beide Begleiter müssen ohnehin schnell reagieren, denn das stimmliche Spektrum von Jolanta Wolters erstreckt sich vom leisen Säuseln bis zum heiseren Röhren. Die Sängerin setzt diese Extreme – und alles, was dazwischen liegt – äußerst passend ein, in den Tiefen grollend und in den Höhen glasklar. Besonders angenehm: von reich verziertem Belcanto-Ductus, der schon manch weltlich-fröhlichen Chanson mit zu viel Pathos verdorben hat, ist bei Wolters nichts zu hören. Piafs „C’est l’amour“ oder der Weltklasse-Song „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ klingen federleicht.
Auch interessant
Besonders bestechend klingt der Gesang von Jolanta Wolters dann, wenn sie auf polnisch singt. Das tänzerisch-anrüchige „Babę zesłał Bóg“ mit Swing-Einschüben lässt das Cello plötzlich Walking Bass spielen, mit „Jestem kobietą“ ist das möglicherweise schönste Stück des Abends vielleicht auch das traurigste. Das Antikriegslied erzählt von der Unvermeidbarkeit von Tod und Gewalt – und klingt im Opernfoyer dank strahlender, hymnischer Begleitung manchmal doch hoffnungsvoll und melancholisch-bittersüß.
Den kurzweiligen, ehrlichen, grundmusikalischen Abend honoriert das Publikum mit stehenden Ovationen – und bekommt als Abschiedsgeschenk „Non, je ne regrette rien“.
>> MEHR VOM „MUSIKALISCHEN DREILÄNDERECK“
• Ihre zahlreichen Projekte und ihr breit gefächertes Repertoire stellt Jolanta Wolters, die seit 1996 in Duisburg lebt, auf ihrer Homepage jolantawolters.de vor.
• Wer des Niederländischen mächtig ist, kann auf Wim Naus Homepage mehr über den Pianisten, Trompeter, Komponist und Arrangeur erfahren, der auch in Duisburg lehrt.
• Auf der Seite der Duisburger Philharmoniker stellt sich deren erster Solocellist Friedemann Pardall ausführlich vor. Der Musiker lehrt auch an der Folkwang-Hochschule.