Duisburg. Corona und das miese Wetter: Wenige Besucher haben am Tag der offenen Moschee in Duisburg teilgenommen. Dabei gab es Interessantes zu erfahren.

Bei grauem und wolkenbehangenem Himmel halten sich am Samstagmittag nur wenige Besucher vor der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh auf. Gegenüber des Haupteingangs bieten jugendliche Gemeindemitglieder selbstgemachte Baklava, Muffins und türkischen Mokka an. Neben dem Stand mit den Leckereien ist eine Stellwand mit Bildern und verschriftlichten Gedanken der Gemeindemitglieder zur Coronazeit aufgebaut. Zu sehen sind neben Bildern von vollen Gebetssälen vor der Corona-Pandemie Bilder eines halbleeren Gebetsraumes und Kinder, die vor einem Smartphone sitzend, dem Koranunterricht in Distanzlehre folgen.

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Es ist Tag der offenen Moschee, doch als um 12.30 Uhr die dritte Führung des Tages beginnt, haben sich gerade mal fünf Besucher am Eingang der Moschee zusammengefunden. In diesem Jahr sei der Andrang wesentlich geringer, erklärt Hülya Ceylan, Geschäftsführerin des Landesverbandes DITIB NRW und Mitglied des Moscheevorstandes. „Das hat natürlich mit Corona zu tun, aber auch das Wetter trägt dazu bei“, so Ceylan, die die Mittagsführung leitet.

Duisburg-Marxloh: Merkez bedeutet Zentralmoschee

Nachdem die Teilnehmer vorschriftsmäßig Kontaktdaten angegeben und die Hände desinfiziert haben, geht es auf Socken in den Gebetsraum. Während sich die Besucher auf den von ornamentierten, beigefarbenen Querstreifen durchzogenen samtroten Teppichboden niederlassen, beginnt Hülya Ceylan mit der Vorstellung der Moschee. Zunächst erfahren die Teilnehmer, dass die Querstreifen der Orientierung der Gläubigen dienen, ehe Ceylan den Namen der Moschee erläutert: „Merkez bedeutet Zentralmoschee.“

Dass die Merkez-Moschee, bei der es sich aufgrund der Kuppeln und des Minaretts um eine sichtbare Moschee handelt, über eine große Hauptkuppel und mehrere kleine Kuppeln verfügt, habe keinen theologischen Hintergrund. „Das Aussehen von Moscheen ist eine Sache der finanziellen Ausstattung der Gemeinde“, so Ceylan. Da Moscheegemeinden im Unterschied zu katholischen Kirchen eingetragene Vereine seien, werde der Moscheebau von den Mitgliedern getragen. „Man hat sich in Duisburg jahrelang nach einer auffallenden Moschee gesehnt“, so Ceylan.

Hülya Ceylan, Geschäftsführerin des Landesverbandes DITIB NRW und Mitglied des Moscheevorstandes, leitete die offene Führung in der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh.
Hülya Ceylan, Geschäftsführerin des Landesverbandes DITIB NRW und Mitglied des Moscheevorstandes, leitete die offene Führung in der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Im Gegensatz zu den sogenannten Hinterhofmoscheen, die nicht durch prachtvolle Bauweisen bestächen, habe man bei der Merkez-Moschee, die 2008 fertiggestellt wurde, Wert auf eine offene Gestaltung gelegt. „Die transparenten Fenster sind ungewöhnlich, da diese normalerweise bemalt sind“, so Ceylan. Dabei sollen die Fenster den Charakter der Moschee als offenes Gotteshaus unterstreichen, da die Menschen durch diese zu jeder Zeit in den Gebetsraum blicken könnten.

Kleine Predigtkanzel und die Festtagskanzel sind charakteristisch für die Moschee

Nachdem Ceylan den wenigen Teilnehmern, welche sowohl aus Duisburg als auch aus Köln angereist sind, weitere Elemente der Inneneinrichtung, wie den vergoldeten Kronleuchter oder die eingerahmten Wandkacheln der Moschee näher erklärt hat, kommt sie auf die charakteristischen Elemente einer Moschee zu sprechen. „Neben der mittigen Gebetsnische, die Richtung Mekka ausgerichtet ist, sind die kleine Predigtkanzel und die Festtagskanzel charakteristisch.“

Nachdem die Besucher noch erfahren, was es mit der rituellen Waschung und den muslimischen Gebetspraktiken auf sich hat, verweist Ceylan in ihrem Schlusswort darauf, dass eine Begegnung und der Austausch von Menschen wichtig sei, um gegenseitige Vorurteile abzubauen. Nach dem Ende der Führung füllt sich der Gebetssaal schnell mit Gläubigen, die für das Mittagsgebet gekommen sind. Spontan entscheiden sich zwei muslimische Teilnehmer der Führung dazu, dem Gebet beizuwohnen. Doch auch Nicht-Muslime werden am Tag der offenen Moschee dazu eingeladen, sich das Gebet in der Merkez Moschee anzuschauen.

>> TAG DER OFFENEN MOSCHEE: EINIGE TÜREN BLIEBEN VERSCHLOSSEN

• Der Tag der offenen Moschee findet am 3. Oktober bundesweit statt. Organisiert wird der Tag von dem Koordinationsrat der Muslime, bei dem es sich um einen Zusammenschluss von sechs muslimischen Dachverbänden handelt. Neben der Merkez-Moschee in Marxloh haben noch acht weitere Duisburger Moscheen und Kulturvereine daran teilgenommen.

• Doch nicht alle teilnehmenden Einrichtungen waren vorbereitet. So ist trotz eines Plakates, das auf den Tag der offenen Moschee hindeutet, die Tür des Kulturzentrums Marxloh am Samstag verschlossen.

• Auch der Bruckhausener Verein für Bildung, Kultur und Integration mit der Fatih Camii Moschee nimmt an dem Tag der offenen Moschee teil; doch am Samstagmittag findet bei einem Besuch der Koranunterricht statt und Besucher sind Fehlanzeige.