Duisburg. Mit Dirk Tänzler führt seit kurzem ein Duisburger den Paritätischen. Er spricht über seine Aufgabe als Lobbyist der Verbände und seine Ziele.

Den Start als Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat sich Dirk Tänzler anders vorgestellt. Kaum hatte er im März die Nachfolge von Mehmet Ali Öztoprak angetreten, da kam der Corona-Lockdown. Bloß gut, dass sich der 51-jährige Sozialwissenschaftler in Duisburg nicht erst zurechtfinden musste.

Für den Duisburger ist es „toll, für die eigene Stadt zu arbeiten“

„Meine Großeltern wohnten hier in dem Hochhaus nebenan“, sagt der gebürtige Hochfelder, der nun mit seiner Familie in Neudorf lebt, beim Gespräch in seinem Büro an der Musfeldstraße. Dieser Tage traf sich der kommunale Arbeitskreis Jugend in der Grundschule Klosterstraße, wo er als Kind die Schulbank drückte. „Fühlt sich toll an, für die eigene Stadt zu arbeiten“, sagt Tänzler.

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In der katholischen Welt hat er bisher sich fast sein Leben lang bewegt. Als ehrenamtlicher Vorsitzender des Bundes der katholischen Jugend (BDKJ) in Duisburg, dann als deren Diözesan-Vorsitzender. Beim Weltjugendtag organisierte er 2005 den Gottesdienst in der Schalker Arena. „Das war ein tolles Erlebnis.“ Sechs Jahre lang, von 2009 bis 2014, führte er als Bundesvorsitzender den BDKJ, wechselte dann zum Kolpingwerk und leitete zuletzt ein Berufsbildungswerk in Witten.

Vom kleinen Elternverein bis zum großen Sozialunternehmen

Nun vertritt er 60 Mitgliedsorganisationen, mit einer Bandbreite vom kleinen Elternverein bis zum großen Sozialunternehmen und führt für Parisozial die Seniorenbegegnungstätte in Kaßlerfeld. „Ich bin Seismograph, Kommunikator, wenn’s sein muss, auch Krisenretter und Lobbyist“, beschreibt er seine Aufgabe, „wir versuchen, die Interessen aller zu vertreten.“ Als Lobbyist für die Mitglieder des Paritätischen ist er in Kontakt mit der Politik, in Corona-Zeiten ist das wichtig. „Die Folgen der Krise dürfen nicht zu Lasten des sozialen Sektors und damit der Ärmsten in dieser Stadt gehen“, betont er.

Für Duisburg und seine Menschen wirken

Alle Vereine und Verbände eint das Ziel, für Duisburg und seine Menschen zu wirken. Dass die Strukturen zuweilen unübersichtlich sind, mehrere Träger gleiches tun, ficht Dirk Tänzler nicht an. „Inhalt geht vor Struktur. Sie ist nur Mittel zum Zweck, wichtig ist es, das Ziel zu sehen.“ Die Arbeit müsse auf den jeweiligen Sozialraum zugeschnitten sein, er nennt die „Familienhilfe sofort vor Ort“: „Da hat sich die Trägervielfalt bewährt.“

Vielfalt zeichnet Duisburg aus und ist ein Gewinn

Was braucht Duisburg? „Miteinander, Respekt und Vielfalt“, glaubt Tänzler. Ein neues Image, an dem die Stadt sich abarbeitet, lasse sich nicht auf dem Reißbrett entwerfen: „Es muss schon die Realität abbilden“ Für ihn heißt das: „Vielfalt ist ein Gewinn, sie bezeichnet uns.“ Schon zu seinen BDKJ-Zeiten lautete das Motto für eine Kampagne: „Bunt macht Bock“. Die Unterstützung in Duisburg müssse vor allem den Kindern und Jugendlichen gelten, sagt der neue Geschäftsführer des Paritätischen: „Derzeit haben 400 Kinder keinen Schulplatz. Das ist eine Katastrophe!“