Duisburg-Rheinhausen. Seit Jahren lädt Organist Ludger Morck einmal im Monat zur Freitagsmusik. In Rheinhausen erklingen dann barocke Klänge ebenso wie Filmmusiken.

Da nach dem Shutdown keine Möglichkeit mehr bestand, live zu orgeln, verlegte der umtriebige Kirchenmusiker Ludger Morck seine Tätigkeit ins Internet. Vier Konzerte hat er inzwischen gespielt, teils mit anderen Künstlern zusammen. Nur ein Konzert musste der 58-Jährige ausfallen lassen, das war die Freitagsmusik im April.

Wir sprachen mit dem vielseitig interessierten Organisten und Chorleiter, welche Eindrücke er in der Corona-Zeit für seine Tätigkeit mitnehmen kann. „Das, was mir am meisten fehlt, ist einfach der Applaus nach einem Konzert“, sagt der Freitagsmusikmacher. „Da spielt man eine Stunde schön Orgelstücke und am Ende dann – Nichts“, so beschreibt er die Ruhe nach dem Gig in der Kirche. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum Morck die Freitagsmusik nur noch alle zwei Monate stattfinden lassen will.

Bis zu fünf Kameras fangen das Geschehen auf der Empore bei den Online-Konzerten ein.  
Bis zu fünf Kameras fangen das Geschehen auf der Empore bei den Online-Konzerten ein.   © privat | Morck

„Man wird ja auch nicht jünger, aber vielleicht freuen sich die Zuschauer umso mehr auf die Konzerte“, sagt der Organist, der jetzt im Oktober erst wieder live vor die Kamera geht – und zwar wie gewohnt am ersten Freitag im Monat ab 21 Uhr. Die Spenden für die Konzerte, die normalerweise im Klingelbeutel landen, können dann an ein Konto überwiesen werden. Dabei ist er froh, dass er online spielen kann.

Keyboarder in einer Rockband

„Einer aus der Gemeinde, Tobias Kleinebrahm, kam auf mich zu und sagte, dass er das technisch umsetzen kann“, sagt Morck. Mit bis zu fünf Kameras werden die auftretenden Künstler jetzt in der Kirche eingefangen, sein Sohn Lukas half dem Organisten anfangs beim Umblättern der Noten. „Lukas ist absolut notensicher und macht das sehr gut“, sagt der Kirchenmusiker, „als er ein Mal nicht dabei war, wurde er schon im Online-Chat vermisst.“

Evergreens von Queen und Filmmusiken von Hans Zimmer

Solo, aber auch zusammen mit dem Lyriker Christian Behrens und kürzlich mit Marius Furche hat Morck Konzerte gegeben. Der versierte Duisburger Jazzpianist Marius Furche verfügt über ein reichhaltiges Repertoire, insbesondere für Filmmusiken hat er ein Faible. So erklangen die Themen von Filmen aus „Mission Impossible“ oder „Die fabelhafte Welt der Amelie“ als Duett der beiden in der Christus-König-Kirche. Der gewaltige Titel „Who wants to live forever“ von Queen aus dem Film „Highlander“ war mit dabei, genauso wie„Day One“ aus dem Film „Interstellar“ von Hans Zimmer.

Eine große musikalische Bandbreite

Doch wie schafft Morck diese Bandbreite zwischen barocken Tönen von Bach, aber auch poppiger, teils rockiger Filmmusik? „Ich bin eigentlich breit aufgestellt, so dass ich möglichst viel von allem spielen kann - dafür aber nichts richtig“, meint der Tausendsassa mit einem verschmitztem Lächeln. Den rockigen Einfluss bei seinem Spiel führt er auf eine Band zurück, der er in den 80er-Jahren in Rheinhausen angehörte. „No Name“ hieß Morcks Projekt, in dem er die Keyboards übernahm. „Wir überlegen uns mal wieder zu treffen, aber wer will uns Alt-Rocker denn noch hören heute?“, fragt der sympathische Konzertveranstalter schmunzelnd.

Was fand er am spannendsten bei den Online-Auftritten bisher? „Das war die „Alamanda“ von Samuel Scheidt, da konnte ich an allen Orgeln und dem Cembalo in der St. Peter-Gemeinde spielen“, erinnert sich Ludger Morck, „durch die teilweise Aufzeichnung mit den Kameras am Tage vorher und das Live-Spiel beim Konzert ist dann ein beeindruckendes mehrsätziges Werk aus dem Frühbarock den Zuschauern nahe gebracht worden.“

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Ansonsten ist Ludger Morck viel im Internet unterwegs und sucht in Online-Archiven nach ‚neuem‘ Notenmaterial für seine Konzerte. „Da muss ja teilweise einiges noch umgeschrieben werden, wenn wir etwa vierhändig an den Instrumenten spielen“, sagt Morck.

Bald wieder Chorproben

Die Chorproben, die er so gerne bei der Choralschola, im Kirchen-, oder Kinderchor leitet, sind ebenfalls bis jetzt entfallen. „Das tut natürlich sehr weh, da ich meine Sänger und Sängerinnen jetzt lange nicht sehen konnte“, sagt er betrübt. „Aber in Kürze wollen wir uns wieder in der Kirche auf Abstand treffen, um den Gottesdienst für Heiligabend zumindest mit einem kleinen Chor-Ensemble zu untermalen“, hofft Morck auf Lockerungen für Sänger. Am Freitag, 2. Oktober, um 21 Uhr bietet er ein breites Repertoire von Cembalomusik aus den Jahrhunderten den Usern beim Internetauftritt an.

Konzerte sind noch im Netz verfügbar

Die drei Freitagsmusiken von Juni, Juli und August sind weiterhin im Internet abrufbar (am besten über Bluetooth mit einer guten Anlage verbinden). Jeweils rund 400 Besucher haben die Konzerte bislang abgerufen: https://kurzelinks.de/stpeter