Duisburg. IT.NRW hat in seiner Statistik zur Kinderbetreuung in NRW Duisburg auf den letzten Platz verwiesen. Die Stadt selbst hat andere Zahlen.
Die neue Statistik des Landesamtes für Information und Technik NRW zum Thema Kinderbetreuung hat Duisburg auf den letzten Platz verwiesen. Doch die Stadt wehrt sich gegen die rote Laterne und hat gänzlich andere Zahlen. Sie sagt: „Die Stichtagszahlen von IT-NRW bilden nicht die Realität ab.“
Laut IT.NRW sind in Duisburg weniger Kinder zwischen drei bis unter sechs Jahren in einer Kita oder einer Tagespflege als noch im Jahr zuvor. Das Landesamt kommt in seiner aktuellen Analyse auf eine Betreuungsquote von 80,6 Prozent zum Stichtag 1. März 2020. Im Vorjahr waren es 82,8 Prozent. „In dieser Altersgruppe hatte Duisburg den niedrigsten Anteil an betreuten Kindern an der gleichaltrigen Personengruppe, im Kreis Borken war die Quote mit 98,2 Prozent am höchsten“, teilt IT.NRW mit. Landesweit sei die Betreuungsquote im Schnitt ebenfalls gesunken - von 91,8 auf 91,1 Prozent. Im Ländervergleich liegt Nordrhein-Westfalen damit auf Platz 14.
Duisburg hat demnach auch im Bereich der U3-Betreuung landesweit den letzten Platz, die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren liegt bei 17,6 Prozent. Spitzenreiter ist der Kreis Coesfeld mit einer Quote von 39,9 Prozent. Die Nachbarstadt Düsseldorf liegt mit 37,9 Prozent auf Platz vier.
Stadt Duisburg wehrt sich gegen die Bewertung angesichts der Datenlage
Die Zahlen von IT NRW stimmen jedoch nicht überein mit den Zahlen, die aktuell dem Jugendhilfeausschuss vorliegen. Und auch nicht mit jenen, die die Stadt über die Plattform kibiz.web dem Land meldet. Auf diesen Zahlen basiert die finanzielle KiBiz-Förderung des Landes, die sogenannte Kindspauschale. Gemäß den Daten von IT-NRW sollen in Duisburg am 01.03.2020 insgesamt 14.825 Kinder betreut worden sein, gemäß KiBiz.web waren es 15.272 Kinder im März 2020, erklärt Pressesprecher Peter Hilbrands.
Und zum 1.8. lebten in Duisburg 15.044 Kinder, die zwischen drei und fünf Jahre alt sind. Für sie gibt es 14.563 Plätze, was einer Quote von 97 Prozent entspricht.
IT.NRW räumt pandemiebedingte Abweichungen ein
IT.NRW erklärt, dass die Zahlen pandemiebedingt abweichen können. Alle 206 Kindertageseinrichtungen in Duisburg melden ihre Zahlen den Statistikern selbst. Wegen der coronabedingten Schließungen im Frühjahr hätten einige Einrichtungen ihre Zahlen nicht rechtzeitig liefern können.
Pressesprecher Leo Krüll von IT NRW betont zudem, dass es sich um eine rückblickende Stichtagsbetrachtung handelt, bei der die betreuten Kinder (und nicht die vorhandenen Plätze) ermittelt wurden. Es seien nur die Kinder gezählt worden, die sich Anfang März 2020 tatsächlich in Kindertagesbetreuung befanden.
Die Stadt Duisburg sagt, dass die erhobenen Zahlen nicht aussagekräftig und belastbar seien. „Es ist aus unser Sicht völlig unverständlich, dass auf der Grundlage einer offensichtlich unklaren Datenlage derartige Bewertungen vorgenommen werden“, sagt Pressesprecher Peter Hilbrands.
Die Stadt kombiniere zur Planung des Kindergartenjahres die Zahl der vorhandenen Plätze mit dem Bedarf an Betreuungsplätzen, um so eine realistische Betreuungsquote zu ermitteln.
Kritik an der statistischen Auswertung per Stichtag
Kritisch bewertet die Verwaltung auch die Stichtagsbetrachtung von IT.NRW, weil kurzfristig nicht belegte Kindergartenplätze etwa durch Umzug oder sonstige Abmeldungen sowie kurzfristig ausfallendes Personal in die Zählung einfließe, obwohl die Nachbesetzung oder Vertretung bereits geplant sei.
Hinzu komme, dass Kindergartenjahre am 1. August beginnen. Von März an feiern einige 3-Jährige ihren 4.Geburtstag und zählen am 01.08. des Jahres zur Gruppe der Ü3-Jährigen. Ebenso feiern einige 5-Jährige ihren 6. Geburtstag und werden zusammen mit den 6-Jährigen, die im Vorjahr noch weiter in den Kindergarten gegangen sind, eingeschult, beschreibt das Jugendamt.
Die Belegungsquote in der Statistik von IT NRW gehe von der Zahl der Kinder aus, die am 1. März eines Kindergartenjahres unter 3 Jahre alt waren. Ein Großteil dieser Kinder sei am 1. März, also sieben Monate nach Beginn des Kindergartenjahres, schon 3 Jahre alt und würde in der Berechnung der Belegungsquote nicht mehr berücksichtigt.
Zu Beginn des Kindergartenjahres waren diese Kinder jedoch unter 3 Jahre alt und belegen diesen U3-Platz natürlich bis zum Ende des jeweiligen Kita-Jahres. Würde hier also ein früherer Stichtag gewählt, würde sich die Zahl der U3-Kinder auch mit der Zahl der vorhandenen U3-Plätze decken.
Hier geht es zu den Zahlen von IT.NRW: https://www.it.nrw/anfang-maerz-2020-waren-nrw-292-prozent-der-kinder-unter-drei-jahren-kindertagesbetreuung-100688
Und das ist die Übersicht aus dem Jugendhilfeausschuss: https://sessionnet.krz.de/duisburg/bi/getfile.asp?id=1642450&type=do