Duisburg. Der Waldspielplatz in Duisburg-Neudorf hat ein neues Klettergerüst bekommen. Eltern und Kinder haben aber wenig Spaß an der neuen Konstruktion.

Wirbel auf dem Waldspielplatz in Neudorf: An der Lotharstraße hat sich in letzter Zeit einiges verändert. Und das gefällt nicht allen.

Das alte Holzklettergerüst mit den zwei Rutschen musste weichen. Es war laut Stadt „in die Jahre gekommen“ und „nicht mehr standsicher“. Einige Wochen schauten Kinder und Eltern auf die langsam schwindende Spaßgarantie und schließlich auf den umzäunten Leerstand. Das weckte Hoffnung auf einen neuen Spielspaß.

Duisburg-Neudorf: Eltern und Kinder haben wenig Spaß am neuen Klettergerüst

Doch das, was dann kam, macht die Kinder nicht froh und ihre Eltern ebenso: ein hoher Turm aus Stahl, verschiedene Leitern daran und eine steile silberne Metallrutsche, der Boden aus hartem Kies. Roman kommt mit seiner Mutter Sonja Gröll seit fünf Jahren hierher. An diesem Tag hat er das neue Klettergerüst kaum erklommen, da blutet schon die Lippe. Er hat die kleine Stufe übersehen, die von der Leiter hin zur Plattform führt - und wird wütend. Sein fünf Jahre alter Freund Joshua ist solidarisch, auch er hat bereits genug und will nicht mehr auf das große neue Gerüst. „Komm wir gehen zu den Babys“, sagt Joshua zu seinem Kumpel.

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Dann trollen sie sich zu den Kindern unter zwei Jahren, die gegenüber einen Bereich mit Minirutsche und Klettergerüstchen haben. „Das neue große Gerüst ist viel zu hoch, die Öffnung oben viel zu groß. Wenn es da mal zu Zankereien kommt, kann da auch ein Kind runterfallen“, sagt Mutter Sonja Gröll.

Sie hat wie viele andere ihre Meinung über die „verschlimmbesserten Spielplätze“ und „das Blech-Ungetüm“ auch bei Facebook kundgetan in der Gruppe „Mütter aus Duisburg“ (2227 Mitglieder). „Bei diesem neuen Spielgerät fehlen doch die Anreize“, sagt Denise Daum.

„Da spielt keiner gerne in Ruhe“

Die Mutter von zwei Kindern ist enttäuscht. „Meine Zweijährige kommt nicht rauf und muss ihrer großen Schwester beim Rutschen zusehen. Vorher auf dem alten Gerät konnten sie zusammen von der breiten Rutsche rutschen.“ Bei dem neuen Gerät sind die Stufen der Leiter und Kletterseile zur Sicherheit so angebracht, dass Zweijährige nicht hochkommen. Sonja Gröll erinnert sich: „Oben auf dem alten Spielgerät haben die Kinder Lagerfeuer oder Piraten gespielt. Da waren sie richtig kreativ und kaum runterzubekommen. Bei diesem Gerippe hier ist alles so offen, da spielt keiner gerne in Ruhe. Und das Fernglas ist so angebracht, dass damit kein Kind spielen kann.“

Stahl ist langlebiger als Holz

Volker Lange von den Wirtschaftsbetrieben bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass das alte Holzgerüst „durch“ war. Doch die Neudorfer Mütter wundern sich: „Warum nimmt man dann nicht wieder Holz, was viel besser zu einem Waldspielplatz passt?“, fragt Tanja Schmitz. Der Sprecher der Wirtschaftsbetriebe: „Hier wurde ganz bewusst eine Stahl-Holz-Kombination gewählt, da diese Materialien langlebiger sind.“

Das alte Klettergerüst in Duisburg-Neudorf war noch komplett aus Holz.
Das alte Klettergerüst in Duisburg-Neudorf war noch komplett aus Holz. © Privat | Privat

Denise Daum fragt sich aber auch, wer so ein neues Gerüst eigentlich plant: „Ich hätte mir gewünscht, dass man im Vorfeld die Kinder in den angrenzenden Schulen und Kindergärten befragt, was die sich wünschen.“ Die Spielplätze in Duisburg richten sich alle nach einer aktuellen Norm (DIN 1176), erklärt Volker Lange: „Unsere Landschaftsarchitekten haben jahrelange Berufserfahrung in der Spielplatzplanung und bilden sich stetig fort.“

Mütter schlagen versöhnliche Töne an.

Das reicht den Müttern aber nicht. Für sie wirkt es trotzdem so, als ob sich niemand richtig mit der vermeintlichen Attraktion auseinandergesetzt habe. „Die zweijährigen Kinder wurden hier schlichtweg vergessen“, sagt etwa Mandy Lupp.

Sie hat zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren und auch sie merkt, dass die Kleine hier nicht mehr das Richtige findet. Immerhin, über eine Sache können sich alle freuen. „Hier ist es wenigstens immer sauber. Alle nehmen ihren Müll mit“, schlägt Tanja Gröll bei aller Aufregung versöhnliche Töne an: „Und was ja auch nicht ganz so schlecht an der Neugestaltung ist: Die Bänke sind viel bequemer und rückenfreundlicher.“

>> SPIELPLÄTZE SIND THEMA IN FACEBOOK-GRUPPE

  • In der Facebook-Gruppe „Mütter aus Duisburg“ tauschen sich über 2000 Mitglieder aus. Spielplätze in Duisburg sind dort für alle Mütter ein wichtiges Thema. Der Spielplatz im Kantpark bietet viele Möglichkeiten, ist aber laut Mitglieder der Gruppe oft mit Spritzen von Drogenabhängigen verschmutzt und die Obdachlosen waschen sich im Kleinkinderplantschbereich. Eine Mutter bemerkt auch, dass dort ein Sonnensegel fehlen würde. Der U3-Bereich sei im Sommer zwischen 12 und 18 Uhr in der prallen Sonne.
  • Der Waldspielplatz am Wolfsee hat ein Seilgerüst. Hier kommen die Zwei- bis Vierjährigen nicht hoch und sie können nicht rutschen. Der Spielplatz im Biegerpark hat ein neues Spielelement. Hier sehen viele Mütter Gefahr, dass Kinder herunterfallen können. Auch der Spielplatz Breslauerstraße in Rheinhausen sei nichts für die ganz Kleinen, obwohl in der Nähe zwei Kitas sind, wie eine Mutter in der Facebook-Gruppe schreibt.