Duisburg-Baerl. Ein Rahmenplan soll die Bautätigkeit in dem Duisburger Stadtteil einschränken. Begehrlichkeiten von Investoren erhöhten den Handlungsdruck.
Investoren und Bürger brauchen Klarheit und Rechtssicherheit über die baulichen Potenziale und Perspektiven im Dorf Baerl. Gebaut wird hier viel. Die Lebensqualität ist hoch, die Grundstücke sind groß und die Nähe zum Zentrum noch gering. Das weckt Begehrlichkeiten in der Baubranche, die ein attraktives Geschäft wittert. Zumal die Nachfrage hoch ist.
Aber es gibt hier so gut wie keine Schranken, die das Gewinnstreben zügeln. Lückenlose Bebauungspläne hatte die Verwaltung vor Jahren noch für nicht notwendig gehalten.
Wettrennen zwischen Politik und Investoren soll es nicht mehr geben
Ein Wettrennen, wie zuletzt bei der vorgesehenen Bebauung an der Wiesenstraße zwischen Rat, Verwaltung und Investor, soll es künftig nicht mehr geben. Im März konnte noch ein Dringlichkeitsbeschluss in letzter Minute verhindern, dass eine Baulücke mit drei dreigeschossigen Häusern mit insgesamt 28 Wohnungen gefüllt wurde. Planerische Grundlage war bislang in vielen Bereichen Baerls der Paragraph 34 des Baugesetzbuches. Der regelt das unbürokratische Schließen von Baulücken. Grundsätzlich müssen sich zwar Neubauten in die umliegende Bebauung einfügen. Was das genau heißt, bleibt aber im Ungefähren.
Um Geschmack geht es nicht. Ein objektives und einfaches Kriterium ist die Gebäudehöhe. Orientierungsgröße kann wie im Fall der Wiesenstraße eine nahe gelegene Scheune sein, deren Dach höher ist als das des benachbarten eineinhalbgeschossigen Hauses. Konkret ging es hier um eine Firsthöhe von 40 Metern über Normalnull. Oder das Feuerwehrhaus an der Augustastraße. Ein ähnlicher Fall.
Keine ungezügelte Entwicklung
Grundsätzlich haben SPD und Grüne nichts gegen eine Entwicklung des Dorfes mit seinen 5000 Seelen – nur einer ungezügelten Bebauung sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Schon im März formulierten sie einen Antrag. Auch die Bauverwaltung sieht die Gefahr, dass sich ein unerwünschtes städtebauliches Bild für den gesamten Ortsteil ergibt, wenn nicht gehandelt wird. Der Handlungsdruck ist also groß.
Detaillierte Bebauungspläne in ganz Baerl will die Bauverwaltung zwar immer noch nicht, da sie eine derart feinmaschige Regelungsdichte für unnötig und für zu arbeitsintensiv hält. Statt dessen hat die Verwaltung einen Rahmenplan erarbeitet, der für unterschiedliche Bereiche im Dorf die Entwicklungspotenziale beschreibt.
Neue grüne Achse
„Das ist ein echter Meilenstein und kein Papiertiger“, freut sich Hans-Gerd Bosch, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung. „Ziel ist es, die dörfliche Struktur zu stärken. Grundlage dazu sind nach wie vor die Ergebnisse aus dem Bürgerworkshop von 2002.“ Die damals entstandene Broschüre verschwand im Rathaus in der Schublade, war aber für die Politik weiterhin bindend. Diese Vorstellungen mündeten auch 2014 in das Zukunftsszenario Duisburg 2027. Klar ist weiterhin für Grüne und SPD, dass der Waldrand des Baerler Buschs ebenso frei von Bebauung bleibt wie das Ufer des Lohheider Sees und der Ackerrand zum Binsheimer Feld.
Stärkung des Fahrradfahrer - Entschleunigung des Pkw-Verkehrs
Der Plan steckt den Rahmen für eine zukünftige verträgliche und geordnete Entwicklung ab. Geplante Einzelvorhaben sind so auch besser in einem Gesamtzusammenhang einzuordnen. In jeweils vier Zonen, die wichtig für den städtebaulichen Charakter oder die örtliche Identität sind, werden Ziele definiert. „Sicherung der privaten, großzügigen Gärten“, „Erhalt der Freifläche“ oder „Sicherung der kleinteiligen Struktur“ heißt es da etwa.
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Im Bereich der Wiesenstraße wird klar herausgestellt: „Erhalt der historischen Hofstrukturen und -anwesen.“ Es sind auch Entwicklungsziele definiert: „Erhalt und Stärkung der Versorgungsfunktionen“, wird genannt oder „Aufwertung des Parkplatzes am Kirchengelände und Schaffung eines Mehrgenerationentreffpunktes. Eine grüne Achse soll zwischen den beiden Versorgungszentren Gest- und Kreuzstraße sowie Schulstraße gestärkt werden. Der motorisierte Individualverkehr soll entschleunigt und der Fahrradverkehr gestärkt werden. Das bedeutet auch, dass der Schleichverkehr zu unterbinden ist. „Für Investoren sind diese Ziele auch klare Signale“, sagt Bosch. Zur Sicherung und Steuerung der Entwicklung können aber auch zukünftig noch Bebauungspläne notwendig sein.