Duisburg. Der erste Schultag nach den Sommerferien startet mit Mundschutz-Pflicht und Hitzefrei. So lief es in der Gesamtschule Meiderich in Duisburg.

„Ich kann nur schwer atmen“, sagt Devirem leise durch seinen Mundschutz. „Man kriegt nicht gut Luft dadurch“, sagt Reber und zupft an seinem schwarzen Halstuch. Der erste Schultag nach den Sommerferien, das erste Zusammentreffen aller Kinder seit Mitte März - für die Kinder der 6e der Gesamtschule Meiderich in Duisburg ist das eine Herausforderung.

Das Thermometer in der Klasse zeigt schon um 10.30 Uhr über 30 Grad. Nur Efe ist entspannt, er sitzt direkt am offenen Fenster, „der Platz ist gut!“, sagt der Elfjährige. Er schwitzt mit 26 Kindern im Raum, die anderen 6er-Klassen sind mit rund 30 Kindern belegt. In der 6e findet Gemeinsames Lernen statt mit Kindern, die weitere Hilfe benötigen.

Schulstart in Duisburg: Kinder-Gesichter verschwinden hinter den Masken

Luca findet es „komplett ungewohnt. Vor den Ferien hatten wir Einzelplätze, jetzt sitzt wieder jemand neben mir“. Genau das findet Léo super. Seine Klassenkameraden, seinen Sitznachbarn – all das hat er vermisst. Sie sitzen jetzt um ihn herum und tragen OP-Masken, selbstgenähtes, Stücke in Pink, Blau, Rot, mit Micky Maus oder Blumen. Manche der kleinen Kinder-Gesichter verschwinden regelrecht in dem Stoff, bei anderen kommt immer wieder die Nase zum Vorschein.

Rama ist ungern in der Schule, „ich habe Angst vor dem Virus“, sagt sie. Mit der Maske fühle sie sich sicherer. Aber auf die Frage, ob sie lieber wieder ins Homeschooling zurückkehren wollen, ist der Tenor bis auf wenige Proteste klar: Schule!

Nicht zu erkennen, wer gestört hat

Lehrerin Jennifer Geschke unterrichtet die Klasse 6 e der Gesamtschule Meiderich in Duisburg künftig mit Mundschutz.
Lehrerin Jennifer Geschke unterrichtet die Klasse 6 e der Gesamtschule Meiderich in Duisburg künftig mit Mundschutz. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Klassenlehrerin Jennifer Geschke hat für den ersten Schultag drei Mundschutz-Varianten dabei, um wechseln zu können. „Vor den Ferien habe ich mit Visier gearbeitet, das war angenehmer. Durch die Maske geht die Mimik verloren“, bedauert sie.

Auch disziplinarisch fühlt sie sich eingeschränkt: „Ich kann nicht zuordnen, wer stört.“ Am Morgen hatte sie schon jemanden ermahnt, der ganz entrüstet war. In die Klasse gequatscht hatte ein anderer Schüler.

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Ein anderes Problem: Man versteht die Schüler nur schlecht, muss bei manchen, die leise reden, regelrecht heranrücken. Der überwiegend einzuhaltende Abstand ist nicht einzuhalten. Auch methodisch muss sich im Unterricht übergangsweise einiges verändern: Keine Partner- oder Gruppenarbeit, gelehrt wird von vorne.

Hitzefrei am ersten Schultag

Andre Schommers, Beratungslehrer für die fünften und sechsten Klassen, eilt mit seiner Maske durchs Gebäude. Er muss informieren, dass ab halb zwölf hitzefrei ist. Auf dem Flur erklärt er einer Familie, welche Materialien ihr Kind benötigt. Und zwischendurch mussten zwei Fünftklässler gleich am ersten Tag schon wieder abgeholt werden. „Sie haben sich übergeben“, erklärt Schommers. Ob wegen der Hitze, der Aufregung, der Maske oder wegen allem zusammen, er weiß es nicht.

Lehrer Andre Schommers lobt seine Schüler, sie „benehmen sich toll!“
Lehrer Andre Schommers lobt seine Schüler, sie „benehmen sich toll!“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Insgesamt hat er viel Lob für seine Schülerschaft. „Schon vor den Ferien lief es gut, die Schüler benehmen sich toll.“ Auch am ersten Schultag hatte nur einer seinen Mundschutz nicht dabei. Schommers hat für solche Fälle Ersatz in der Tasche.

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Jetzt, wo alle in Klassenstärke wieder da sind, müsse aber doch manches neu gedacht werden. Was tun etwa mit den Spielangeboten für die Mittagspause? Wie die umfangreichere Beaufsichtigung organisieren?

Léo hat gute Laune, der Elfjährige findet den Mundschutz ok, aber „dass wir den auf dem Schulhof auch tragen müssen, ist schon doof.“ Der ist für die 360 Kinder, die an der Filiale Bahnhofstraße unterrichtet werden, zweigeteilt - damit sich die Jahrgänge nicht begegnen. Klettergerüste sind mit rot-weißem Flatterband umwickelt - spielen verboten.

Corona: Lehrer können kostenfrei sich testen lassen

Bis zu den Ferien können Lehrer kostenlos einen Corona-Test machen lassen. „Ich möchte mich regelmäßig testen lassen“, sagt Andre Schommers, „ich möchte doch Bescheid wissen!“ Der Lehrer hat dafür bei seinem Hausarzt in Bocholt angefragt. Einen Termin bekam er: Für zehn Uhr morgens, mitten im Unterricht.

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„Mir wurde gesagt, dass die Hausärzte die Proben mittags losschicken müssen, deshalb würde es keine Nachmittagstermine geben“, schildert Schommers. In Büderich würden die Proben zentral für ganze Kollegien an der Schule genommen, berichtet er. Das sei sicher praktischer.